Bioenergie verzeichnete 2015 starken Zuwachs
Wien, 30. November 2016 – „Die derzeitige politische Diskussion rund um Biogasanlagen und der praktisch vorhandene Ausbaustopp bei der Biomasse-Verstromung zeigt die mangelnde Weitsicht der österreichischen Energiepolitik. Einerseits steigen Strombedarf, Stromimporte und Treibhausgas-Emissionen sowie die Arbeitslosenzahlen, andererseits riskiert man das Fortbestehen von Biogasanlagen und damit mehr als 3.000 Arbeitsplätze. Besonders tragisch ist, dass viele Betreiber auf die österreichische Energiepolitik vertraut haben und mangels politischer Unterstützung nun vor dem finanziellen Ruin stehen. Wir brauchen noch vor Weihnachten eine Lösung“, forderte heute Christoph Pfemeter, Geschäftsführer des Österreichischen Biomasse-Verbandes.
Stromerzeugung aus Biomasse ist ein zentraler Pfeiler der Energiewende. Gemessen am Endenergiebedarf stammen 7,2% der heimischen Stromerzeugung und 22% der Fernwärmeerzeugung aus Biomasse KWK-Anlagen (mit Kraft-Wärme-Kopplung). Die installierte elektrische Leistung entspricht in etwa dem Atomkraftwerk Zwentendorf. Etwa ein Viertel der in Österreich eingesetzten energetisch genutzten Biomasse wird in KWK-Anlagen zur Wärme- und Stromerzeugung eingesetzt. „Biomasse-Strom hat den Vorteil, dass er unabhängig von Wetterlage und Jahreszeit Energie erzeugt. Besondere Bedeutung hat dieser in den Wintermonaten, in denen der Stromverbrauch besonders hoch ist und mehr als die Hälfte der Stromaufbringung auf fossiler Energie und Energieimporten basiert“, erläuterte Pfemeter.
3 Euro pro Monat für Strom aus Restholz – 1 Euro für Biogas
Der Ökostrombeitrag für Strom aus Biomasse macht 1,5% der Energiekosten eines durchschnittlichen Haushalts aus. Konkret sind das monatlich 1 Euro für Biogas und 3 Euro für Strom aus Restholz. Dieser Beitrag sichert laut Experten 10.000 heimische Arbeitsplätze. Etwa 3.000 Euro im Jahr gibt ein durchschnittlicher Haushalt für Energie aus: Rund 1.200 Euro für Diesel und Benzin, etwa 1.000 Euro für Brennstoffe und 850 Euro für Strom.
„Der Ökostromanteil an den Haushaltskosten wird generell überschätzt, die gesamten Ökostromkosten für einen Haushalt machen zwischen 3 und 4% der Gesamtkosten für Energie aus“, unterstreicht Pfemeter. Ein anderes Bild ergibt sich bei Betrachtung der konsumierten Energiemengen: Etwa 50% der Energie werden in Form von Raumwärme und Warmwasser konsumiert, 40% in Form von Treibstoffen für Mobilität und 10% in elektrischen Anwendungen wie Elektrogeräten, Beleuchtung und Kochen.
Biomasse verzeichnet hinter Erdgas den stärksten Zuwachs
Mit über 18% erreichte der Anteil von Biomasse am Primärenergieeinsatz 2015 einen neuen Höchstwert. Mit 241 Petajoule (PJ) entspricht die eingesetzte Biomasse in etwa dem Rekordjahr 2013. Rund 59% beträgt der Bioenergie-Anteil an den Erneuerbaren.
Biomasse ist nach Öl (508 PJ) und Gas (288 PJ) die drittbedeutendste Energiequelle, gefolgt von Kohle (135 PJ), Wasserkraft (133 PJ), Stromimporten (36 PJ) und Windkraft (17 PJ). Mit Umgebungswärme und Solarthermie werden jeweils 7 PJ und mit Photovoltaik 3 PJ Energie bereitgestellt.
Zunehmende Stromimporte
Die Steigerung des Primärenergieeinsatzes von 12 PJ von 2014 auf 2015 ist bei der Biomasse vor allem auf den vergleichsweise strengen Winter 2014 zurückzuführen. Noch vor der Biomasse konnte Erdgas mit 18 PJ die größte Zunahme erreichen. Mit 3,5 PJ verzeichnete die Windkraft mit 26% den relativ stärksten Zuwachs, gefolgt von Photovoltaik mit 0,5 PJ oder 20%.
Gemessen am Endenergieverbrauch machten die Stromimporte 2015 bereits 16,5% aus, im Jahr 2000 war Österreich noch Nettostromexporteur. In Summe wurde der Einsatz von Kohle, Öl und Erdgas um 31 PJ gesteigert, jener der erneuerbaren Energien aus Biomasse, Wind und Photovoltaik nur halb so stark.
