Bauernproteste von Brüssel „hausgemacht“ – EU-Bürokratiemonster schadet Praktikabilität und Klimaschutz
Scharfe Kritik an der EU-Entwaldungs-Verordnung übt der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ), Josef Moosbrugger, im Vorfeld des Internationalen Tages des Waldes am 21. März. Da keinerlei Nutzen einem vollkommen unpraktikablen Verwaltungsaufwand gegenübersteht, fordert er die EU-Kommission auf, für eine rasche und grundlegende Überarbeitung der Verordnung zu sorgen. Regionen mit einer nachweislich stabilen bis zunehmenden Waldfläche und strengen gesetzlichen Bewirtschaftungsregelungen müssten ausgenommen werden. Ansonsten drohe ein enormer Schaden für alle Klimaschutzbestrebungen, die heimischen Waldbäuerinnen und Waldbauern, die gesamte Wertschöpfungskette und alle Holz nutzenden Konsumentinnen und Konsumenten – durch Rechtsunsicherheit.
Bioökonomie, Klimaschutz und Klimafitness unserer Wälder gefährdet
„Das Bürokratiemonster, das die EU-Kommission mit der EU-Entwaldungsverordnung geschaffen hat, darf so nicht auf unsere Waldbäuerinnen und Waldbauern losgelassen werden. Es läuft all unseren Bestrebungen, für mehr nachhaltigen Energie- und Rohstoffeinsatz, mehr Klimafitness unserer Wälder und mehr Klimaschutz zu sorgen, völlig sinnbefreit entgegen“, warnt Moosbrugger. „Wir stellen uns klar und entschieden vor unsere Waldbäuerinnen und Waldbauern. Irgendwann ist es genug mit unsinnigen Hindernissen aus praxisfremden Brüsseler Bürotürmen, die den Kontakt zur echten Welt verloren haben dürften.“
Zukunftsgestaltung statt zusätzliche Verwaltung gefordert
„Was hier vorgegeben wird, ist undurchführbar und nützt in keiner Weise. Entweder die Europäische Union ändert rasch dieses unpraktikable, unsinnige Regelwerk oder es wird mangels Durchführbarkeit scheitern bzw. ignoriert werden. Für die Akzeptanz der europäischen Politik wäre beides ein riesiger Schaden“, betont der LKÖ-Präsident. „Wir brauchen Zukunftsgestaltung statt zusätzliche Verwaltung aus Brüssel! Was zur Eindämmung der Regenwald-Abholzung gedacht war, wird zu einem fatalen Bumerang für unsere multifunktionale Waldwirtschaft und droht diese lahmzulegen. Regionen wie Österreich, wo nachweislich mehr Wald bzw. Holz nachwächst als geerntet wird und wo strengste Forstgesetze eine nachhaltige Nutzung absichern, müssen anders behandelt und von solchen zusätzlichen Dokumentationspflichten ausgenommen werden.“
EU-Gremien gefährden Schutzwald, sicheren Erholungsraum etc.
„Ständig kündigt die EU-Kommission eine Entbürokratisierung an. Die Botschaft höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube, wenn ich mich etwa in der Forstwirtschaft umschaue. EU-Entwaldungs-Verordnung, die Erneuerbaren Richtlinien II und III (Red II und Red III) oder die Taxonomie-Verordnung sind nur ein paar Beispiele. Wir brauchen keine Beruhigungspillen, sondern wirkliche Kurskorrekturen“, kritisiert Moosbrugger. „Es geht hier nicht um irgendetwas, sondern um unsere grünen Lungen, natürlichen Klimaanlagen, Produzenten des natürlichen Bau- und Heizmaterials Holz zum Ersatz klimaschädlicher Fossiler, um unseren Schutzwald, einen weiterhin begehbaren, sicheren Erholungsraum, einen Wirtschafts- und Lebensraum und vieles, vieles mehr, was Brüssel hier verantwortungslos gefährdet.“
Entgegen aller LK-Bestrebungen, Potenzial der Kleinwälder zu nutzen
„Als Landwirtschaftskammer haben wir einen enorm hohen Aufwand betrieben, um unsere Kleinwaldbesitzerinnen und Kleinwaldbesitzer zu motivieren, ihre Wälder zu bewirtschaften, das Klimaschutz-Potenzial zu heben und ihre Bestände klimafit zu machen. All das und mehr wird durch die EU-Entwaldungsverordnung massiv auf’s Spiel gesetzt“, kritisiert der LKÖ-Präsident.
„In Österreich haben wir vielmehr damit zu kämpfen, dass landwirtschaftliche Flächen aufgelassen werden und verwalden. Die Waldfläche Österreichs ist seit den 1960er-Jahren um ein Areal in der Gesamtgröße des Burgenlandes gewachsen. Umgekehrt unterliegt eine Umwandlung von Wald in Agrarflächen dem strengen Forstgesetz und ist – wenn überhaupt – nur nach einer strengen Prüfung durch die Forstbehörden möglich. Dennoch müssten alle Betriebe nun laut Entwaldungsverordnung gegenüber der EU nachweisen, dass Holz, Rinder und Soja auf ‚entwaldungsfreien‘ Flächen produziert worden sind – mit enormem Aufwand“, kritisiert der LKÖ-Präsident.
„Ein Kleinwaldbesitzer, der etwa einem Tischler einige Baumstämme verkauft, müsste für jeden einzelnen die genaue GPS-Geolokalisation samt lateinischem Baumarten-Namen in ein wenig kompatibles Datenerfassungssystem eintragen“, erklärt der LKÖ-Präsident und weiter: „Oder eine Rinderbäuerin im Berggebiet, die Kälber zukauft, diese aufzieht und wiederverkauft, müsste alle Betriebe bzw. Weiden, auf denen die jeweiligen Kälber jemals gegrast haben, mit GPS-Koordinaten hinterlegen. Auch müsste sie genau belegen, dass die Tiere nicht mit Futtermitteln von entwaldeten Flächen gefüttert worden sind.“
Online-Petition unterschreiben
„Schluss mit unnötigen Schikanen unserer Bäuerinnen und Bauern, Forstwirtinnen und Forstwirte! Wir fordern dringendst eine grundlegende Überarbeitung der EU-Entwaldungsverordnung und ähnlich widersinniger, klimaschädlicher Pläne der EU-Kommission. Ansonsten können wir die Gesellschaft nicht mehr mit dem dringend benötigten Holz versorgen“, warnt Moosbrugger und fordert seine Berufskolleginnen und -kollegen auch auf, die Online-Petition https://openpetition.eu/!qtmdr zu unterschreiben.
Rückfragen & Kontakt:
Mag. Claudia Jung-Leithner,
Pressesprecherin & Leitung Kommunikation,
LK Österreich,
Tel.: +43 676 83441 8770,
E-Mail: c.jung-leithner@lk-oe.at