Einhaltung des globalen Temperaturanstiegs auf unter 2 °C ist entscheidend
Wien, 30. Oktober 2019 (aiz.info). – Die Auswirkungen des globalen Klimawandels setzen dem Wald in Österreich zu und werden auch dessen Beitrag zum Klimaschutz deutlich beeinflussen. Mit der zunehmenden durchschnittlichen Temperatur sinkt seine Speicherkapazität, und notwendige Anpassungsmaßnahmen beeinflussen wirtschaftliche Erträge aus dem Rohstoff Holz. Wird weniger Holz als Ersatz für fossile Rohstoffe verwendet, bedeutet dies zusätzliche Emissionen von fossilem Kohlenstoff in die Atmosphäre. Fazit: Die Treibhausgasbilanz des Waldes könnte künftig deutlich schlechter ausfallen. Das zeigen Szenarien aus dem mit Mitteln des Klima- und Energiefonds geförderten, gemeinsamen Projekt CareforParis vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), der Boku, „Wood K plus“ und dem Umweltbundesamt, dessen Ergebnisse kürzlich präsentiert wurden. Die Szenarien gehen von unterschiedlichen Klimaveränderungen und Anpassungsstrategien für den heimischen Wald aus und zeigen mögliche Entwicklungen bis ins Jahr 2150. Schwerpunkte des Projektes sind die Treibhausgasbilanz des Waldes sowie der Holzprodukte und die Vermeidung von Treibhausgasemissionen durch den Einsatz von Holzerzeugnissen.
BFW: Wald bleibt nicht ewig eine Kohlenstoffsenke
Der heimische Wald nimmt Kohlendioxid aus der Luft auf und speichert den Kohlenstoff im Holz. Diese Bevorratung nimmt derzeit und in naher Zukunft zu und hilft beim Klimaschutz. Gelingt es aber nicht, die globale Erderwärmung – wie im Pariser Klimaschutzabkommen beschlossen – auf unter 2 °C zu begrenzen, ist dieser Beitrag gefährdet. Höhere Temperaturen und dadurch erforderliche Anpassungsmaßnahmen im forstlichen Bestand können die Senkenwirkung des Waldes und des Holzsektors deutlich beeinflussen. Österreichs Wald wird noch für die nächsten 30 bis 100 Jahre eine CO2-Senke darstellen, danach zeigen die Szenarien ein gegenteiliges Bild: „Der Wald wird zur Kohlenstoffquelle“, berichtet Thomas Ledermann vom BFW. „Wenn wir das Klimaziel von Paris erreichen wollen, hat daher die Vermeidung von Treibhausgasemissionen oberste Priorität.“
Boku und „Wood K plus“: In langlebige Holzprodukte investieren
Langlebige Holzprodukte stellen einen zusätzlichen Kohlenstoffspeicher dar. In den Szenarien zeigt sich, dass sich diese Speicherkapazität durch begrenzte Einsatzmöglichkeiten, begrenzte Produktlebensdauer und ein begrenztes Rohstoffangebot sukzessive verringert. „Die Klimakrise wird auch die ökonomischen Rahmenbedingungen der Forst- und Holzwirtschaft verändern“, erklärt Peter Schwarzbauer, Professor am Institut für Marketing und Innovation an der Boku. Der Trend geht bereits jetzt dahin, dass reine Nadelholzbestände in Mischbestände umgewandelt und vermehrt Laubhölzer eingebracht werden, in den Szenarien wurden die Fortführung dieser Entwicklung und andere Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel simuliert. Für die künftige Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Holzbranche sind Anpassungen an diese Entwicklung, zum Beispiel die Verarbeitung von Laubholz sowie neue innovative Holzprodukte, erforderlich. Für die Nutzung der sich verändernden Holzarten werden neue, durchschlagende Technologien gebraucht.
Umweltbundesamt: Fossile Rohstoffe durch Holz ersetzen
Verwendet man Holzprodukte, können Emissionen vermieden werden, da diese Erzeugnisse einen kleineren Kohlenstoff-Fußabdruck als Ersatzprodukte aus anderen Rohstoffen aufweisen. Dies ist über den gesamten Simulationszeitraum 2020 bis 2150 ein dauerhaft positiver Effekt auf die Treibhausgasbilanz – auch dann, wenn der Wald zur Emissionsquelle wird und sich auch der Kohlenstoff-Fußabdruck von Ersatzprodukten durch dekarbonisiertes Wirtschaften verringert. „Wird weniger Holz genutzt, stellt der Wald zwar für einen beschränkten Zeitraum eine stärkere CO2-Senke dar, die gesamte Bilanz fällt allerdings schlechter aus, weil als Ersatz weitgehend auf fossile Rohstoffe zurückgegriffen werden muss. Für die Dekarbonisierung ist Holz ein unverzichtbarer Rohstoff“, erklärt Peter Weiss vom Umweltbundesamt. Einig sind sich die Forscherinnen und Forscher aus allen beteiligten Institutionen darin, dass die Einhaltung einer globalen Temperaturerhöhung auf unter 2 °C die entscheidende Anpassungsmaßnahme ist, um den Beitrag des Waldes gegen die Klimakrise zu managen.