Rückgang in der Landwirtschaft beträgt 1,2%
Wien, 4. Februar 2020 (aiz.info). – Die Treibhausgasemissionen in Österreich sind 2018 um 3,7% auf rund 79 Mio. t CO2-Äquivalent gesunken, teilt das Umweltbundesamt in seiner jüngsten Bilanz mit. Das bedeutet gegenüber 2017 einen Rückgang um 3,1 Mio. t. Die ausschlaggebenden Faktoren für diese Entwicklung sind der geringere Einsatz fossiler Energieträger in der Eisen- und Stahlindustrie sowie in der Stromproduktion, aber auch weniger Heizenergieeinsatz aufgrund der überdurchschnittlich hohen Temperaturen im Berichtsjahr. Für jene Bereiche, die nicht im Emissionshandel geregelt sind, zeigt die Treibhausgasbilanz ein unterschiedliches Bild: Während die Emissionen aus dem Verkehr um zirka 0,7% stiegen, gingen sie in der Landwirtschaft um 1,2% zurück.
Agrarsektor: Emissionen seit 1990 um 13,7% verringert
In der österreichischen Landwirtschaft wurden im Jahr 2018 Treibhausgasemissionen im Ausmaß von 8,2 Mio. t CO2-Äquivalent verursacht. Das sind um 1,2% oder 0,1 Mio. t weniger Emissionen als im Jahr 2017. Hauptverantwortlich dafür waren ein rückläufiger Viehbestand (Rinder und Schweine) sowie ein geringerer N2O-Ausstoß aus dem Einarbeiten von Ernterückständen. Verringerte Mineraldüngermengen trugen ebenfalls zur Senkung der Treibhausgase bei. Seit 1990 konnte im Agrarbereich ein Rückgang der Emissionen um 13,7% erreicht werden.
Der Sektor Energie und Industrie war im Berichtsjahr 2018 mit rund 34,3 Mio. t CO2-Äquivalent der weitaus größte Emittent an Treibhausgasen in Österreich. Gegenüber dem vorangegangenen Jahr 2017 wurden die Emissionen um 6,4% reduziert.
Verkehr: Einsatz von Biokraftstoffen bremste Emissionsanstieg
Der Sektor Verkehr wies 2018 THG-Emissionen im Ausmaß von zirka 23,9 Mio. t CO2-Äquivalent auf. Im Vergleich zu 2017 ergab sich ein Anstieg um 0,7% oder 0,16 Mio. t. Der Hauptgrund für diesen Anstieg ist der fossile Kraftstoffabsatz: Im Vergleich zu 2017 wurden um 0,6% mehr Dieselkraftstoffe abgesetzt, bei Benzin waren es um 2,4% mehr. Die Fahrleistung des Pkw-Verkehrs im Inland ist gegenüber 2017 ebenso gestiegen wie jene von Lkw und Bussen im hochrangigen Straßennetz.
Insgesamt wurden im abgelaufenen Jahr 6,25% des verkauften Kraftstoffs durch Biokraftstoffe substituiert. Dieser Anteil liegt über dem in der Kraftstoffverordnung festgesetzten Substitutionsziel von 5,75% (gemessen am Energieinhalt) des in Verkehr gebrachten fossilen Treibstoffs. Der Einsatz von Biokraftstoffen bewirkte im Jahr 2018 im Verkehrssektor eine Emissionsminderung von rund 1,6 Mio. t CO2.
Der Sektor Gebäude verursachte im Berichtsjahr 2018 zirka 7,9 Mio. t an THG-Emissionen. Das entspricht gegenüber 2017 einem Rückgang von 8,3% oder 0,7 Mio. t. Der Einsatz fossiler Energieträger sank in diesem Sektor überwiegend aufgrund der überdurchschnittlich hohen Temperaturen, außerdem wird Heizöl zunehmend durch andere Energieträger ersetzt. Die Nutzung von Umgebungswärme, Solar- und Geothermie steigt weiter an.
Der Sektor Abfallwirtschaft emittierte im Berichtsjahr 2,5 Mio. t CO2-Äquivalent und somit 4,7% beziehungsweise 0,1 Mio. t weniger als im Jahr 2017. Diese Reduktion ist laut Umweltbundesamt auf gesunkene Emissionen aus der Abfallverbrennung sowie auf die rückläufige Deponiegasbildung zurückzuführen.
Fluorierte Gase: Plus 2,7%
Im Jahr 2018 wurden in Österreich fluorierte Gase im Ausmaß von 2,3 Mio. t CO2-Äquivalent emittiert. Damit liegt der Ausstoß um 2,7% oder 0,1 Mio. t über dem Niveau von 2017. Der Hauptgrund für diese Zunahme sind Vorsorgekäufe von Kältemitteln mit hohem Treibhausgaspotenzial, die durch eine EU-Verordnung nach und nach vom Markt genommen werden müssen.
90% der Emissionen kommen aus Sektoren außerhalb der Landwirtschaft
Aus der Bilanz des Umweltbundesamtes geht abschließend hervor, dass nur 10% der gesamten THG-Emissionen im Jahr 2018 aus der Landwirtschaft kamen. Die übrigen 90% verteilen sich auf die Sektoren Energie und Industrie (44%), Verkehr (30%), Gebäude (10%), Abfallwirtschaft (3%) und Fluorierte Gase (3%).
Ehrgeizige Klimaziele für 2030
Für die Jahre 2013 bis 2020 gelten in Österreich jährliche Höchstmengen für die Freisetzung von Treibhausgasen aus Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und allen weiteren Quellen, die nicht im Emissionshandel geregelt sind. Das nationale Ziel für 2018 wurde laut aktueller Treibhausgasbilanz nicht erreicht. Die tatsächlichen Emissionen dieser Sektoren liegen bei 50,5 Mio. t und damit um rund 1,6 Mio. t über dem Zielwert von 48,9 Mio. t. Aus den Jahren 2013 bis 2017 stehen Österreich allerdings Gutschriften in der Höhe von 5,8 Mio. t zur Verfügung, die in die Bilanz bis 2020 eingerechnet werden.
Bis 2030 hat Österreich seine Emissionen nach derzeitiger Beschlusslage um 36% außerhalb des Emissionshandels zu reduzieren. Eine Anpassung der Ziele auf EU-Ebene im Rahmen des Green Deal ist zu erwarten. Dafür sind weitreichende Transformationsschritte zur Verminderung des Einsatzes fossiler Energie erforderlich. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, hat die neue Bundesregierung ein umfassendes Klimaschutzpaket
geschnürt.