Titschenbacher: Forcierte Biomassenutzung unverzichtbar
Wien, 29. Oktober 2018 (aiz.info). – Am Nationalfeiertag haben österreichweit mehr als 60 Heizkraftwerke ihre Tore geöffnet und die Bevölkerung eingeladen, sich über den erneuerbaren Energieträger Holz und die vielen Menschen dahinter zu informieren. „Nah- und Fernwärmeanlagen vereinen für den Endkunden Komfort, geringen Platzbedarf, Versorgungssicherheit, heimische Wertschöpfung und Klimaschutz wie keine andere Technologie. Erstmals zeigt die österreichische Bioenergiebranche bundesweit Flagge und kann auf ihren Beitrag zur Umstellung Österreichs auf ein erneuerbares Energiesystem zu Recht stolz sein“, betont Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes.
„55% macht der Anteil der Bioenergie unter den Erneuerbaren aus, er liegt damit deutlich vor der Wasserkraft. Es freut mich, dass die Bevölkerung dieses Engagement im Rahmen des Tages der offenen Tür gewürdigt hat“, so Titschenbacher. „Damit die Erfolgsgeschichte der Bioenergie fortgesetzt wird, brauchen wir aber auch weiterhin couragierte Politiker, vom Gemeinderat bis zur Bundesspitze, die für die nötigen Rahmenbedingungen sorgen, damit wir das Jahrhundertprojekt Energiewende in Österreich auch schaffen können.“
Größte Bedeutung für Österreich
80% der energetisch genutzten Biomasse basieren auf Holz, das überwiegend aus heimischen Wäldern stammt. „Trotz der steigenden Holznutzung ist der Vorrat in den Wäldern in den vergangenen 50 Jahren um rund 50% gestiegen. Bei der energetischen Holznutzung wird nur so viel CO2 emittiert, wie der Atmosphäre zuvor beim Baumwachstum entzogen worden ist. Mehr als 175.000 Menschen erzielen ihr Einkommen aus der Waldbewirtschaftung, rund 20.000 arbeiten im Biomassesektor. Das entspricht rund der Hälfte aller Arbeitsplätze des Erneuerbaren-Sektors. Mit 2,8 Mrd. Euro leistet die Bioenergiebranche auch den größten Umsatz in der Erneuerbaren-Branche“, gibt der Präsident zu bedenken.
„Mehr als 10 Mrd. Euro gibt Österreich noch immer für Energieimporte aus. Milliarden fließen für Erdöl, Erdgas, Kohle und Atomstrom in oftmals politisch instabile Länder. Dabei wächst die Energie vor unserer Haustür“, unterstreicht Titschenbacher. Bei entsprechender Senkung des Energieverbrauchs könnte die Bioenergie bereits 2030 Erdöl als wichtigste Energiequelle ersetzen, ohne dabei auf Nachhaltigkeitsgrenzen zu stoßen. Dies sei jedoch nur möglich, wenn alle erneuerbaren Energien ausgebaut und Rohstoffpotenziale aus der Land-, Forst-, Holz- und Abfallwirtschaft mobilisiert werden. „Gerade die Land- und Forstwirtschaft ist vom Klimawandel massiv betroffen. Trockenheit und Sturmereignisse führten zu einer Rekord-Schadholzmenge im heurigen Jahr, die nur mit Hilfe der Bioenergiebranche bewältigt werden kann. In diesem Sinne ist die Biomassenutzung in zweierlei Hinsicht unverzichtbar: Für die Energiebereitstellung und die Waldhygiene, wodurch gleichzeitig das Klima geschützt wird“, stellt der Präsident fest.
Dringend Lösung für Holzkraftwerke notwendig
„Ein dringender Handlungsbedarf besteht bei den heimischen Holzkraftwerken. Bis 2020 fallen rund 70% der Anlagenkapazität aus den Tarifförderungen und sind dadurch von der Schließung bedroht. Allein 2019 scheiden 31 Werke aus dem Ökostrom-Regime. Wenn wir 2030 einen Anteil von 100% Ökostrom erreichen wollen, werden wir alle erneuerbaren Energieträger brauchen, dazu gehören auch Holzkraftwerke. Deshalb fordern wir die Regierung auf, rasch eine Lösung für den Fortbestand der heimischen Holzkraftwerke zu finden“, betont Titschenbacher.
Die rund 2.400 über das gesamte Bundesgebiet verteilten Biomasseheizwerke verfügen über eine Gesamtleistung von rund 2.100 MW und produzieren zirka 6.100 GWh Wärme im Jahr. Damit werden etwa 200.000 Haushalte mit heimischer Biowärme versorgt. Durch den Biomasseeinsatz werden zirka 570 Mio. Liter Erdöl ersetzt und 1,5 Mio. t fossiles CO2 eingespart.