Jährlich müssen danach rund 1.500 Personen im Krankenhaus behandelt werden
Traunkirchen/Wien, 14. November 2019 (aiz.info). – Seit dem Jahr 2017 haben sich die Schadholzmengen in den österreichischen Wäldern aufgrund von heftigen Stürmen, Schneedruck und der Ausbreitung der Borkenkäfer um ein Drittel erhöht. Deren Aufarbeitung ist selbst für ausgebildete Forstarbeiter eine Herausforderung, bei privaten Waldarbeitern, die die Mehrzahl der heimischen Forstbesitzer stellen, erhöht sich zudem das Unfallrisiko. „Die Aufarbeitung von Sturmschäden erfordert hohe Fachkenntnis und Erfahrung. Verspannte Hölzer und umkippende Wurzelkörper können bei falscher Schnittführung lebensgefährlich werden. Ungeübte sollten diese Arbeiten daher Spezialisten überlassen“, betont Peter Mayer, Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW). Die Auswertung der Unfalldatenbank des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) verdeutlicht, dass sich jährlich rund 1.500 Personen bei der privaten Waldarbeit so schwer verletzen, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Die Hälfte der Verletzten sind Männer ab 60 Jahre.
Schutzausrüstung wird zu oft vernachlässigt
Eine aktuelle Befragung des KFV unter rund 150 privaten Waldarbeitern zeigt, dass ihnen das hohe Risiko im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Schadholz durchaus bewusst ist – 97% der Befragten schätzen diese Arbeit als (sehr) gefährlich ein. 42% gaben zudem an, bereits mindestens einen Beinahe-Unfall erlebt zu haben. Und: Waldarbeit ist keine reine Männerdomäne. Jede zehnte befragte Person war weiblich und gab an, selbst Waldarbeiten durchzuführen. Acht von zehn Personen unter 60 Jahren tragen bei der Waldarbeit eine Schutzausrüstung, bei den über 60-Jährigen liegt die Quote lediglich bei rund 60%. Auf Schutzhandschuhe wird dabei besonders häufig verzichtet (nur von 34% getragen). Begründet wurde der Verzicht auf die Schutzausrüstung häufig mit Gründen der fehlenden Praktikabilität, etwa bei Hitze.
„Was bei der beruflichen Waldarbeit selbstverständlich ist, wird bei der privaten häufig vernachlässigt. Angemessene Schutzausrüstung – von einer guten Schnittschutzhose über einen Helm bis hin zu passenden Schutzhandschuhen – ist auch bei der privaten Waldarbeit unverzichtbar. Aus Expertengesprächen mit Unfallchirurgen wissen wir, dass schwere Schädelverletzungen in etwa der Hälfte der Fälle eine bleibende Beeinträchtigung zur Folge haben. Derartige Unfälle können mit der richtigen Schutzausrüstung deutlich vermindert oder sogar verhindert werden“, betont KFV-Direktor Othmar Thann. Und auch Hermine Hackl, Leiterin der Forstlichen Ausbildungsstätte Traunkirchen (FAST), unterstreicht: „Für eine sichere, effiziente Waldarbeit ist auch im privaten Bereich eine qualitativ hochwertige Schutzausrüstung unabdingbar. Zusätzliche zentrale Voraussetzungen sind gutes Werkzeug und individuelle Schulungen durch erfahrenes Fachpersonal. Das Thema Sicherheit wird bei uns am Waldcampus Österreich in allen Ausbildungszweigen generell ganz großgeschrieben.“
Tipps für die sichere Waldarbeit
Arbeiten im Bestand sollten niemals alleine durchgeführt werden. Zusätzlich sollte immer eine Vertrauensperson über den konkreten Aufenthaltsort im Wald sowie über die voraussichtliche Rückkehrzeit informiert werden. Niemals unter Zeitdruck arbeiten. Etwa 40% der Unfälle bei der Waldarbeit sind auf Unachtsamkeit oder Ablenkung zurückzuführen. Deshalb sollte auf ausreichend Pausen geachtet und der Grundsatz „Jeder Baum ist der erste Baum“ befolgt werden. Das Tragen der vollständigen Schutzausrüstung wird dringend empfohlen. In Hanglagen sollten zwei oder mehr Personen auf keinen Fall über- beziehungsweise untereinander arbeiten. Die Erste-Hilfe-Ausrüstung sollte immer griffbereit sein. Schließlich erhöhen eine gute Ausbildung und Erfahrung die Arbeitssicherheit.