Russrindenkrankheit – eine Gefahr für Mensch und Baum als Folge der Klimaerwärmung

Jun 6, 2016 | Allgemein

Schwarze Sporenschicht am Stamm  eines Spitzahorns in Wien  Fotos: Cech, BFW, 2016

Schwarze Sporenschicht am Stamm eines Spitzahorns in Wien
Fotos: Cech, BFW, 2016

Absterbende Ahornbäume mit abblätternder Stammrinde, unter der großflächig schwarzer „Staub“ zutage tritt, sind ein untrügliches Zeichen für die Pilzart Cryptostroma corticale, von der man definitiv weiß, dass sie durch steigende Sommertemperaturen begünstigt wird. Diese Pilzart produziert enorm viele Sporen, es besteht die Gefahr einer Beeinträchtigung der Atemwege bei längerem Aufenthalt in der Nähe von stark betroffenen Bäumen.

Diese auch als Russrindenkrankheit bekannte Erscheinung war in Österreich erstmals nach dem trocken-heißen Sommer 2003 bei verschiedenen Ahorn-Arten beobachtet worden. „Nach dem extremen Sommer 2015 ist sie heuer erwartungsgemäß häufiger geworden“, erklärt Dr. Thomas L. Cech vom Bundesforschungszentrum für Wald.

Woran erkennt man diese Krankheit? Ahornbäume welken, die Krone stirbt zurück und am Stamm löst sich die Rinde flächig ab. Der darunter liegende Holzkörper ist von einer bis zu einen Zentimeter dicken schwarzen Schicht aus mikroskopisch kleinen Pilzsporen bedeckt. Diese werden durch den Wind verbreitet und bei Regen den Stamm hinab geschwemmt. Fällt man einen noch lebenden Baum, so zeigt sich ein im Querschnitt grünlich, gelblich oder bräunlich verfärbter Holzkörper.

Voraussetzungen

Die Cryptostroma-Rindenkrankheit des Ahorns ist eine typische Folge von außergewöhnlich langen und trockenen Sommern, durch die Ahornbäume so geschwächt werden, dass der Pilz, der als so genannter Endophyt im Holz des Stammes symptomlos lebt, sich im Holzkörper ausbreiten und schließlich die Rinde zerstören kann. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich in Österreich hauptsächlich über das östliche Flach- und Hügelland.

Gefahr für die menschliche Gesundheit

Kaum eine andere Pilzart ist imstande, in der Natur dermaßen große Sporenzahlen pro Flächeneinheit zu produzieren. Deshalb besteht die Gefahr einer Beeinträchtigung der Atemwege bei intensivem Aufenthalt in der Nähe von stark betroffenen Bäumen. Vor allem für Menschen mit einer vorbelasteten Lunge oder einer allergischen Grunderkrankung kann der Kontakt mit den Pilzsporen Husten, Atemnot, Müdigkeit oder Fieber auslösen. „Gefährdet, an einer Lungenkrankheit (Alveolitis) schwer zu erkranken, sind allerdings nicht die Spaziergänger im Wald, sondern Menschen, die durch Ihren Beruf diesen Sporen ständig intensiv ausgesetzt sein können, wie z.B. Forst- und Waldarbeiter. Hier sind entsprechende Schutzmaßnahmen unbedingt erforderlich“, erklärt die Leiterin der Abteilung für Arbeitsmedizin der AUVA-Rehabilitationsklinik Tobelbad, Prim.ª Dr. Barbara Machan.

Entfernen unter Sicherheitsmaßnahmen

Vor allem im städtischen Bereich ist die gesundheitliche Gefährdung der Bevölkerung durch die Sporen der Cryptostroma-Rindenkrankheit ein Thema. Deshalb müssen Bäume, auf denen sich die Sporen bereits entwickelt haben, umgehend gefällt werden. Bei der Fällung sind Sicherheitsmaßnahmen (Mundschutz, vorheriges Benetzen mit Wasser) empfehlenswert. Die Stämme sollten sofort verbrannt werden, sie für die Nutzung als Brennholz zu lagern dämmt die Gefahr der Sporenverbreitung nicht ein. Wird ein erkrankter Baum von einem Spaziergänger entdeckt, sollte dies dem zuständigen Amt gemeldet werden.

Rückfragen an:
Dr. Gernot Hoch
Waldschutz-Experte des BFW
Tel. 01/87838-1155
gernot.hoch@bfw.gv.at

Anna-Maria Walli
01/87838-1343
0676/450 1966
anna.walli@bfw.gv.at

 

 

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