Starke Nachfrage nach standortgerechten Forstpflanzen
Linz, 29. März 2021 (aiz.info). – „Der Waldumbau in Oberösterreich hin zu mehr Baumartenvielfalt und einem höheren Laubbaumanteil ist in vollem Gange. Dabei können sich die rund 42.000 Waldbesitzer auf starke Forstpflanzen-Züchter im Land verlassen. Unser Bundesland zeichnet für rund die Hälfte der im Inland produzierten Forstpflanzen verantwortlich. Damit ist gesichert, dass unsere Waldbesitzer den richtigen Baum für den richtigen Standort aus der Region beziehen können“, berichtet Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.
Gut 42% der Landesfläche Oberösterreichs sind mit Wald bedeckt. Der Klimawandel macht den Wäldern massiv zu schaffen. Vor allem Fichtenreinbestände geraten in Bedrängnis, wie die Borkenkäferschäden aufgrund der Trockenheit der letzten Jahre leidvoll vor Augen geführt haben. „Das Zauberwort heißt daher Waldumbau. Ziel sind stabile und strukturreiche Mischwälder, die zu mindestens 30% aus Laubbäumen beziehungsweise Tanne und Douglasie bestehen“, gibt Hiegelsberger das Ziel vor. Es gibt zwei Wege, um Wälder umzubauen: durch Naturverjüngung oder durch Aufforstung. Um den laufenden Waldumbau weiter vorantreiben zu können, kommt den Forstpflanzen-Züchtern daher eine entscheidende Rolle zu.
Waldfonds als wichtige Unterstützung bei Waldumbau
Im Hinblick auf den Klimawandel und seine Folgen sind die Wahl der Baumarten und die Genetik der Forstpflanzen entscheidend für stabile und schadensresistente Bestände. Das einmal gewählte Pflanzgut ist Produktionsgrundlage für viele Jahrzehnte und Erfolg bestimmender Faktor für einen ertragreichen Waldbestand. Die Waldbesitzer entscheiden heute über den Wald der nachkommenden Generationen. Die Tendenz zu ökologisch wertvollen Laubwäldern setzt sich fort, das zeigen die Zahlen der geförderten Aufforstungen.
„Einen wesentlichen Anreiz zur notwendigen Wiederaufforstung leisten die vom OÖ Landesforstdienst abgewickelten forstlichen Förderungen. Mit 20 Mio. Euro an Landesmitteln wurden in den letzten fünf Jahren 15 Mio. Bäume gepflanzt. Der entstehende Jungwald ist mit seiner erhöhten Baumartenvielfalt entschieden besser an die sich verändernden klimatischen Bedingungen angepasst“, so der Landesrat. Die zur Aufforstung verwendeten Baumarten bestehen je zur Hälfte aus Laub- und aus Nadelholz. Beim Laubholz führen die Eichenarten mit 20% die Statistik an, gefolgt von Buche mit 15%, Bergahorn mit 10% sowie 5% an verschiedenen Edellaubhölzern wie Vogelkirsche und Nussbaum. Beim Nadelholz gliedert sich die Verteilung in 15% Fichte, 15% Weißtanne, 12% Lärche und 8% Douglasie. Vor 35 Jahren lag der Anteil der Fichte noch bei rund 90%.
„Durch den auf Bundesebene eingerichteten Waldfonds werden auch Pflegemaßnahmen wie Durchforstungen gefördert. Die Stammzahlreduktion verbessert die Stabilität, Vitalität und Qualität der Bestände. Derartige Pflegemaßnahmen sind daher klar im öffentlichen Interesse“, so Hiegelsberger.
Forstpflanzen-Zucht ist wichtige Grundlage
Insbesondere nach Katastrophen ist es wichtig, dass leistungsfähige Forstgärten den Pflanzenbedarf decken können. In Oberösterreich entstehen rund 40 bis 50% der gesamten bundesweiten Produktion. Schwerpunkte der Branche sind das Innviertel sowie das östliche Mühlviertel. Dem Verband Österreichischer Forstbaumschulen steht Hannes Gadermair vor, dessen Betrieb im Innviertel angesiedelt ist.
„Waldökosysteme reagieren sehr empfindlich auf die klimatischen Veränderungen. Bäume sind an das herrschende Klima ihrer Lebensräume optimal angepasst und tun sich mit dem aktuell sehr rasch voranschreitenden Klimawandel schwer. Um ein optimales Wachstum auch in den kommenden Jahrzehnten zu erreichen, gilt es neben der Änderung der Baumartenzusammensetzung auch die Genetik der Bäumchen an das zukünftige Klima anzupassen. Dazu werden Herkünfte aus wärmeren Gebieten verwendet. Bei der Wiederbewaldung von Kahlflächen hat die gezielte Aufforstung neben der Naturverjüngung daher eine große Bedeutung, um einen klimastabilen Bestand zu erhalten“, so Gadermair.
Auf die Gene kommt es an
Die genetische Variation innerhalb einer Baumart ist ein wichtiger Bestandteil der biologischen Vielfalt der Wälder. Sie ermöglicht den Waldökosystemen, sich an Veränderungen der Umwelt anzupassen. „Der Einfluss der Genetik auf das Wachstum der Bäume wird oft unterschätzt. Ein fachgerecht gepflanzter Baum wächst meistens auch, doch die Frage ist, ob er das vorhandene Standortpotenzial auch optimal nutzen kann und ob Bodentyp sowie klimatische Bedingungen zu den Standortansprüchen seiner Gene passen“, erläutert Gadermair. Die richtige Herkunft hat nicht nur Einfluss auf den Ertrag, sondern auch auf die CO2-Bindung im Holz.
„Die österreichischen Produzenten erzeugen generell zertifizierte Forstpflanzen. Die Pflanzen bekommen bereits bei der Saatgutbeerntung ein vom Bundesamt für Wald vergebenes Stammzertifikat, das während des gesamten Produktionsprozesses mitläuft. Zurzeit arbeitet das Bundesforschungszentrum für Wald in Zusammenarbeit mit dem Verband Österreichischer Forstbaumschulen ein erweitertes Zertifizierungsverfahren aus, das die genetische Überprüfbarkeit der am Markt befindlichen Pflanzen verbessern soll“, so Gadermair.
Verband Österreichischer Forstbaumschulen stellt sich auf neue Baumartenauswahl ein
Der Verband Österreichischer Forstbaumschulen weist 21 Mitglieder auf, darunter auch die beiden Marktführer Murauer und Lieco. Die Mitgliedsbetriebe erzeugen rund 75% der in Österreich produzierten Forstpflanzen. Die Produktion muss langfristig auf die neue Baumartenzusammensetzung umgestellt werden, da Nadelhölzer rund vier Jahre und Laubhölzer drei bis vier Jahre Produktionszeit haben.
Verein „Bäuerliche Forstpflanzen-Züchter“
Auf Initiative der Landwirtschaftskammer OÖ wurde 1963 der Verein „Bäuerliche Forstpflanzen-Züchter“ (BFZ) gegründet. Er vereinigt viele bäuerliche Betriebe des Mühlviertels, welche im Zusatzerwerb zur Landwirtschaft Forstpflanzen produzieren. „Mit dem Erwerb der OÖ Landesforstgärten 2006 und weiteren vier Verkaufsstellen in Ober- und Niederösterreich ist der Verein mit jährlich über 2,2 Mio. Stück einer der größten Forstpflanzen-Produzenten Österreichs. Ein wesentlicher Kundenkreis sind bäuerliche Waldbesitzer, aber auch Forstverwaltungen, Genossenschaften und Baumschulen“, erläutert Obfrau Viktoria Jachs-Kastler. Die Produktpalette reicht von unterschiedlichsten Nadel- und Laubhölzern in allen Sortierungen bis zu einer großen Auswahl an Landschaftsgehölzen und Christbaumpflanzen. Auf Wunsch werden auch Aufforstungen als Dienstleistung angeboten und durchgeführt.