Schadholzmengen haben sich 2015 verfünffacht – auch heuer ist Gefahr groß
Linz, 7. April 2016 – Für die heimischen Waldbesitzer werden die nächsten Wochen sehr spannend. Aufgrund des milden und niederschlagsarmen Winters ist heuer eine erhöhte Borkenkäfergefahr gegeben. Obwohl nur wenige Millimeter groß, können Fichtenborkenkäfer ganze Löcher in den Wald fressen. Fichtenbestände im Auge zu behalten, rechtzeitiges Entfernen befallener Bäume und das Verhacken von Holzhaufen mit Restholz sind das Um und Auf. Unterstützung für die Waldbesitzer kommt von der Landwirtschaftskammer.
„In den vergangenen Wochen und Monaten haben unsere Forstberater und die Mitarbeiter der Bezirksforstinspektionen in den Regionen Informationsveranstaltungen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Borkenkäfern abgehalten. Dazu gab es auch Empfehlungen zur Wiederaufforstung der entstandenen Schadflächen. Mit den Veranstaltungen konnten mehr als 8.000 Waldbesitzer direkt erreicht werden. Diese wissen somit, dass sie heuer vor dem Käfer auf der Hut sein müssen“, berichtet Franz Reisecker, Präsident der LK Oberösterreich.
Regelmäßige Kontrollgänge sind unerlässlich
Die Schadholzmengen durch den Borkenkäfer haben sich 2015 in Oberösterreich im Vorjahresvergleich verfünffacht. Schuld war die lang anhaltende heiße und trockene Witterungsperiode in den Monaten Juli und August. Besonders stark betroffen waren das Alpenvorland und die trockenen Lagen des Mühlviertels.
Die wichtigsten und gefährlichsten heimischen Fichtenborkenkäfer sind der Buchdrucker und der Kupferstecher. Die Population der Käfer war mit Ende 2015 hoch, somit konnten zahlreiche Käfer überwintern. Zusätzlich sind heuer die Bäume aufgrund des milden und trockenen Winters geschwächt. Dadurch ist das Risiko für einen neuerlichen Befall auch heuer sehr hoch. Die Käfer werden ab Mitte April aktiv und schwärmen aus. Die Entwicklung vom Ei zum Käfer verläuft temperaturabhängig und dauert bei 24 °C nur 35 Tage. Da in einem Jahr mehrere Käfergenerationen entstehen und auch Geschwisterbruten angelegt werden, kann ein Borkenkäferweibchen bis zu 100.000 Nachkommen haben.
Den Waldbesitzern wird empfohlen, Kontrollgänge ab Mitte April mindestens einmal wöchentlich durchzuführen. Die regelmäßige Überprüfung hilft, einen Neubefall schnell zu erkennen. Wird ein Käferbefall entdeckt, gilt es rasch zu handeln. Die befallenen Bäume müssen gefällt und umgehend aus dem Wald entfernt werden. Nur so kann einem weiteren Befall vorgebeugt werden.
Restholz verhacken statt lagern
Zahlreiche Waldbesitzer lagern verbleibendes Restholz wie Stammstücke, Ast- und Kronenmaterial aus Schlägerungen oder Pflegemaßnahmen zur Trocknung im Wald oder in Waldnähe. „Bei warmen Temperaturen kommt der Borkenkäfer auch in diesen Fichtenholzstößen wortwörtlich ins Schwärmen. Die Lagerung sollte deswegen möglichst weit weg vom Wald erfolgen. Die Entfernung soll mindestens 300 Meter betragen. Befallene Restholzhaufen in Waldnähe sind umgehend zu verhacken. Das ist notwendig, um weder den eigenen Forst noch den des Nachbarn zu gefährden“, empfiehlt Reisecker. Bestehende Restholzhaufen mit einem Vlies oder einer Folie abzudecken, ist nach derzeitigem Wissensstand keine brauchbare Alternative. Nur wenn die Folien einen vollständigen Luftabschluss gewährleisten, können sie der Vorbeugung dienen. Nachdem das in der Praxis nicht der Fall ist, scheidet diese Variante aus. „Das wirksamste Verfahren, den Borkenkäfer unschädlich zu machen, ist das Verhacken von Ast- und Kronenmaterial“, so der Präsident.
Holzmarkt angespannt
Der Absatz von Biomasse aus dem Wald gestaltet sich zurzeit schwierig. Der milde Winter hat zu einem geringen Bedarf an Hackschnitzeln geführt. Größere Kraftwärmekopplungs-Anlagen werden während der Sommermonate abgeschaltet und fallen als mögliche Abnehmer aus. Um den angespannten Energieholzmarkt zu entlasten, ist es sinnvoll, die gesamte Palette an Ausformungsmöglichkeiten der Sortimente auszuschöpfen und vor der Endverarbeitung von Restholzhaufen die Absatzmöglichkeiten zu prüfen, raten die LK-Forstexperten.
Ludwig Mayrhofer, Obmann des OÖ Biomasseverbandes und selbst Betreiber von fünf Biomasseheizwerken, dazu: „Oberösterreichs Biomasseheizwerke nehmen große Mengen an borkenkäferbefallenem Holz ab und machen es durch das Hacken unschädlich. Ich appelliere an unsere Bauern, Qualitätshackgut mit möglichst wenig Reisig- und Feinanteilen zu liefern. Schwache, brutunfähige Äste können aus ökologischer Sicht im Bestand belassen werden, bruttaugliche Äste sind zu verhacken“, erläutert Mayrhofer.
Um Hackgut guter Qualität zu erhalten, sollten Stämme und Äste separat verhackt werden. Hackgut aus den Stämmen kann selbst verwertet oder verkauft werden, jenes aus den Ästen kann ohne schlechtes Gewissen in den Wald verbracht werden. Der Käfer kann dort nicht mehr brüten und das Material bringt wertvolle Nährstoffe in den Wald zurück. „Das ist aufwendiger, allerdings sollten Forstschutz und Waldhygiene eindeutig Vorrang vor Marktüberlegungen haben“, betont Reisecker.