Hohes Schadholzaufkommen setzt Wald und Holzmarkt zu
Wien/Purkersdorf, 26. Mai 2020 (aiz.info). – Trotz eines hohen Schadholzanteils bilanziert die Österreichische Bundesforste AG (ÖBf AG) im Geschäftsjahr 2019 positiv: Die Betriebsleistung ging auf 222,4 Mio. Euro zurück (2018: 238,0 Mio.), der Gewinn vor Steuern (EBT) auf 13,4 Mio. Euro (26,4 Mio.), das EBITDA auf 24,4 Mio. Euro (39,7 Mio.). Die nachhaltige Holzerntemenge wurde mit 1,461 Mio. Erntefestmetern (Efm) trotz starker Marktverwerfungen und des erhöhten Schadholzanteils eingehalten. Vorstandssprecher Rudolf Freidhager sprach bei der heutigen Bilanzpressekonferenz von „bislang nie dagewesenen wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels“. Im Vergleich zu 2018 haben sich die Klimawandelkosten auf 42,1 Mio. Euro fast verdoppelt, innerhalb der letzten drei Jahre sogar verdreifacht. Die extrem hohe Schadholzmenge in ganz Mitteleuropa hat den bereits sehr angespannten Holzmarkt weiter belastet und Spuren in der Bilanz hinterlassen. „Wir kämpfen nicht nur an der Front des Klimawandels, sondern nun auch an jener der wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Krise“, so Freidhager.
Nicht-forstliche Bereiche stabilisieren Rückgang im Kerngeschäft
Vor dem Hintergrund dieser historischen Herausforderungen und der forstlich schwierigen Lage werden der weitere Ausbau der nicht-forstlichen Geschäftsbereiche, der mittlerweile 45% an der Gesamtbetriebsleistung ausmacht, und die Fortsetzung des erfolgreichen Investitionsprogramms immer wichtiger, um die Ertragskraft langfristig abzusichern. Rund 17,5 Mio. Euro wurden 2019 in die Entwicklung von Immobilien und Liegenschaften sowie den Ausbau erneuerbarer Energien (allen voran Wind- und Wasserkraft) investiert. Heuer sollen es weitere 26,0 Mio. Euro sein.
Die Profitabilität der nicht-forstlichen Geschäftsbereiche konnte in den letzten Jahren deutlich verbessert werden. Der Bereich Immobilien erzielte 2019 eine Betriebsleistung von 48,7 Mio. Euro (+5%), der Sektor Erneuerbare Energie leistete mit über 6 Mio. Euro einen namhaften Beitrag zum Betriebserfolg. Positive Beiträge leistet seit zwei Jahren auch der Dienstleistungssektor, was der Neuausrichtung des Projektgeschäftes zuzuschreiben ist. Damit stabilisieren diese Bereiche den Rückgang im Kerngeschäft Forst/Holz, das 2019 aufgrund der schwierigen Marktsituation erstmals einen negativen Ergebnisbeitrag aufweist.
Höchste Priorität für Waldumbau und -pflege
Angesichts der Klimakrise seien gesunde und vitale Wälder wichtiger denn je, Waldpflege und der Waldumbau das Gebot der Stunde, betont Freidhager. 2019 haben die ÖBf dafür 12,3 Mio. Euro in die Hand genommen. Für alle 120 Forstreviere werden neue Waldkonzepte erstellt, mit einem Planungshorizont 2100/2150. Das Ziel sind artenreiche und klimafitte Mischwälder, die stabiler gegen Umwelteinflüsse, resilienter als Monokulturen und weniger anfällig für Schädlinge sind. Dabei wird stark auf Naturverjüngung gesetzt. Insgesamt werden die Bundesforste bis 2025 rund 100 Mio. Euro in den Waldumbau und die Waldpflege investieren. Auch der Erhalt der Schutzwälder, deren Bedeutung mit dem häufigeren Auftreten von Wetterextremen zunimmt, spielt eine wichtige Rolle. 2019 wurden um 5,3 Mio. Euro mehr für Schutzwälder aufgewendet als im Forstgesetz vorgeschrieben.
Marktkrise führt zu Rückgang im Bereich Forst/Holz
Aufgrund des hohen Schadholzanteils in ganz Mitteleuropa und der weiter nachgebenden Holzpreise sank die Betriebsleistung im Kernbereich Forst/Holz 2019 auf 116 Mio. Euro (2018: 132,9 Mio.). In der DACH-Region, Tschechien und Italien fielen in den Jahren 2018 und 2019 in Summe rund 200 Mio. fm Schadholz an – etwa das Doppelte der üblichen Holzerntemenge. Das Überangebot an Rundholz am europäischen Markt drückte die Preise massiv. Der ÖBf-Durchschnittspreis ist seit 2014 um 25% von 78,99 Euro/Efm auf 59,31 Euro/Efm (2019) gesunken. Die ÖBf haben daraufhin die Holzerntemenge um 4% auf 1,461 Mio. Efm gedrosselt. „Wir sind seit vielen Jahren konsequent nachhaltig unterwegs und haben 2019 zum neunten Mal in Folge unser jährliches Holzernteziel eingehalten: nicht mehr zu ernten als nachwächst. Unser langfristiges Ziel ist es, Substanz aufzubauen und nachhaltige Zuwächse in den Wäldern zu sichern, damit auch die kommenden Generationen einen gesunden, artenreichen Wald vorfinden“, betont Freidhager.
Hoher Schadholzanteil von 79% – Käferholz mit rückläufiger Tendenz
Nach Rückgängen in den Jahren davor ist der Schadholzanteil 2019 mit 79% (1,1 Mio. Efm) wieder deutlich gestiegen. Hauptursachen waren Stürme, die großen Schneemengen zu Jahresbeginn und die überdurchschnittlich trockene erste Jahreshälfte, was die Borkenkäferentwicklung begünstigte. Allerdings zeichnet sich beim Käferholz eine anhaltend rückläufige Tendenz ab. Entgegen dem bundesweiten Trend ist der Käferholzanteil in den ÖBf-Wäldern zum vierten Mal in Folge zurückgegangen – auf 210.000 Efm (19%). Freidhager führt dies auch auf die konsequente, wenn auch kostenintensive Waldpflege zurück. 2019 wurden 5,8 Mio. Euro in die Käferbekämpfung investiert, um ein Viertel mehr als im Jahr davor.
Verschärft wurde die Situation am Holzmarkt durch die Corona-Krise, die zum Einbruch der Absatz- und Exportmärkte geführt hat. Die Folgen sind derzeit noch nicht absehbar. „Auf Kurzarbeit und staatliche Unterstützung haben wir verzichtet. Vielmehr versuchen wir, die Krise aus eigener Kraft zu stemmen und auf Kurs zu bleiben“, so Freidhager. Er rechnet damit, dass 2020 das schwierigste Jahr in der Geschichte wird. Durch das warme und trockene Frühjahr sei mit weiterem Käfer- und Schadholz zu rechnen. Diese Mengen treffen aufgrund des Überangebots jedoch auf einen „toten Markt“. Trotz hoher Lagerkapazitäten sei Holz aber zu kostbar, um nach Jahrzehnten des Heranwachsens unter seinem Wert auf den Markt gebracht zu werden, betonen die ÖBf-Vorstände. Daher setzen sie in den nächsten Jahren auf den Ausbau der nicht-forstlichen Geschäftsbereiche und die Fortsetzung des Investitionsprogramms. „Im Wald hingegen werden wir verstärkt auf Vorrats- und Wertaufbau setzen, unsere Bestände pflegen, dem Klimawandel anpassen und den Waldumbau mit aller Konsequenz vorantreiben. Dieser ist in Zeiten des Klimawandels alternativlos – denn gegen den Klimawandel gibt es keine Impfung“, so Freidhager abschließend.