Außer-Nutzung-Stellungen sind kontraproduktiv
Linz, 11. Juni 2021 (aiz.info). – „Nachhaltige Waldbewirtschaftung und Holzverwendung sind gut für den Klimaschutz und sichern Arbeitsplätze. Vermehrter Holzeinsatz spielt eine Schlüsselrolle in einer klimaneutralen Wirtschaft. Die Landwirtschaftskammer (LK) OÖ setzt sich daher für den bewirtschafteten Wald ein. Die Außer-Nutzung-Stellung von Wäldern ist aus unserer Sicht kontraproduktiv, weil der Verzicht auf heimisches Holz die Importe ansteigen ließe und Jobs gefährden würde. Außerdem ist in den heimischen Wäldern genug Holz vorhanden: Es wächst jährlich mehr nach als geerntet wird“, betont LK-Präsidentin Michaela Langer-Weninger anlässlich der Woche des Waldes, die heuer vom 14. bis 20. Juni stattfindet und unter dem Motto „Nachhaltiger Wald – nachhaltiges Holz“ steht.
Aktuelle Studien des Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) sowie des Economica-Instituts belegen die wirtschaftliche Bedeutung des Forst- und Holzsektors. Die Unternehmen der Forst- und Holzwirtschaft erwirtschaften eine direkte Bruttowertschöpfung von 11,3 Mrd. Euro, der Anteil Oberösterreichs beträgt rund 16%. Aus der Economica-Studie geht hervor, dass auf der Wertschöpfungskette 300.000 österreichische Arbeitsplätze fußen und jeder 15. heimische Job auf die Forst- und Holzwirtschaft zurückzuführen ist. Nach WIFO-Berechnungen bietet die oberösterreichische Forst- und Holzwirtschaft 35.000 Arbeitsplätze. Darüber hinaus beziehen weitere 41.800 bäuerliche Waldbewirtschafter einen Teil ihres Einkommens aus dem Wald.
2.800 neue Arbeitsplätze bei vermehrter Holzverwendung
Die Bundesregierung strebt die Klimaneutralität im Jahr 2040 an, der Forst- und Holzsektor kann auf mehrfache Weise dazu beitragen. Holz als Baustoff kann der Atmosphäre langfristig erhebliche Mengen Kohlendioxid entziehen und auch fossile Energieträger ersetzen. Unter Federführung des WIFO-Agrarexperten Franz Sinabell wurden zwei Szenarien berechnet: Eine zusätzliche Ernte von 1 Mio. Festmeter (fm) Holz soll im Bauwesen anstelle von Beton eingesetzt werden. Daraus ergibt sich eine zusätzliche Wertschöpfung von rund 80 Mio. Euro, es könnten dadurch rund 1.400 zusätzliche Arbeitsplätze in Österreich geschaffen werden. Im zweiten Szenario wurde angenommen, dass 1 Mio. fm Schadholz oder Holznebenprodukte für die Produktion von 90 Mio. l Holzdiesel verwendet werden. Damit könnten weitere 1.400 Jobs und weitere 100 Mio. Euro an Wertschöpfung im Land generiert werden.
„Die Studien zeigen, dass vermehrter Holzeinsatz trotz Verdrängungseffekten in einzelnen anderen Branchen mit einer Steigerung von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen einhergeht. Das Gute dabei ist, dass in den heimischen Wäldern ausreichend Holz vorhanden ist. Die jährliche Holzeinschlagsmeldung und die Waldinventur des Bundesforschungszentrums für Wald bestätigen, dass mehr Holz nachwächst als geerntet wird. Diese Ressourcen gilt es zu nutzen, wobei hier auch dem Bauernwald eine wichtige Rolle zukommt. Rund die Hälfte des heimischen Waldes sind kleinflächiger Privatwald“, erläutert Langer-Weninger.
Außer-Nutzung-Stellung kostet Arbeitsplätze
Weniger Holzernte bedeutet auch weniger Arbeitsplätze. In der Diskussion rund um die österreichische Biodiversitätsstrategie 2030 wird vorgeschlagen, 10% der heimischen Waldfläche außer Nutzung zu stellen sowie einen Totholzanteil von 10% des Holzvolumens zu belassen. Zusätzliche Flächenstilllegungen wären aber kontraproduktiv und haben weitreichende Konsequenzen, wie die Ergebnisse der Economica-Studie beweisen. Studienautorin Anna Kleissner errechnete bei einem reduzierten Holzeinschlag von nur 10% den Verlust von 15.420 Arbeitsplätzen in der Forst- und Holzwirtschaft. Weitere 10.760 Jobs wären in Zulieferbetrieben gefährdet.
„Die Erwirtschaftung eines Einkommens aus dem Wald ist volkswirtschaftlich sinnvoll und auch ein Schlüsselfaktor im Klimaschutz. Verzichten wir auf heimisches Holz, müsste dies durch Importe kompensiert werden. Diese ließen die Kohlendioxidbelastung durch den Transport ansteigen und Wertschöpfung ins Ausland abfließen. Aufgrund der traditionell nachhaltigen Waldbewirtschaftung kombiniert mit einer kleinflächigen Waldstruktur kann ein hohes Maß an Biodiversität erreicht werden, ohne zusätzliche Flächen außer Nutzung stellen zu müssen, ist Langer-Weninger überzeugt.
Zur Wertschöpfungskette Wald und Holz werden folgende Bereiche gezählt: die Forstwirtschaft, die Weiterverarbeitung in der Sägeindustrie sowie in der Furnier- und Holzfaserplattenherstellung. Branchen, die aus Holz weitere Güter herstellen, wie Zellstoff, Möbel, Spielwaren und Sportartikel, sind ebenso erfasst wie die Papierindustrie, das Druck- und Verlagswesen, die Bauwirtschaft oder sektorbezogene Dienstleistungen wie Forschung, Ausbildung oder die öffentliche Verwaltung.
Regional denken – auch beim Holz
Die LK OÖ setzt auch beim Bau von Gebäuden auf heimisches Material – so geschehen bei der Errichtung der neuen Bezirksbauernkammern in Hagenberg und Adlwang/Bad Hall. Damit möchte die Kammer mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass Holz nicht nur für Schalungen oder Dachstühle, sondern auch für Gebäude in ihrer Gesamtheit einsetzbar ist.