KÖSTINGER: WALDFONDS STARTET AM 1. FEBRUAR 2021

Feb 1, 2021 | Allgemein

Sechs Maßnahmen mit Volumen von 200 Mio. Euro stehen zur Verfügung

Wien, 29. Jänner 2021 (aiz.info). – Österreichs Waldbäuerinnen und Waldbauern kämpfen bereits seit Jahren mit zunehmenden Einbußen. Klimabedingte Schäden, Stürme, Schneedruck und Borkenkäfer setzen den Wäldern immer mehr zu. Um die betroffenen Betriebe zu entlasten, hat die Bundesregierung im Vorjahr die Einrichtung des Waldfonds beschlossen und ihn mit 350 Mio. Euro dotiert. „Dieser Fonds ist ein Rettungs- und Zukunftspaket für unsere Wälder. Sechs von zehn Maßnahmen mit einem Volumen von 200 Mio. Euro stehen in einem ersten Schritt ab Montag, 1. Februar, zur Beantragung zur Verfügung“, teilte heute Bundesministerin Elisabeth Köstinger mit.

„Rund 62% der gesamten österreichischen Holzernte 2019 waren Schadholz. 4,3 Mio. Festmeter – mehr als ein Drittel der Holzernte – hat der Borkenkäfer beschädigt. In manchen Bundesländern wurden ganze Landstriche entwaldet, in Niederösterreich haben zum Beispiel Schädlinge auf einer Fläche von rund 20.000 ha gewütet. Das entspricht der Hälfte der Fläche der Stadt Wien“, gab Köstinger zu bedenken.

Waldfonds ist ein Rettungs- und Zukunftspaket

„Unsere Wälder brauchen dringend Hilfe. Der Waldfonds ist sowohl ein Rettungs- als auch ein Zukunftspaket. Mit 350 Mio. Euro ist er die größte Investition in unsere Wälder in der Zweiten Republik. Jeder Euro, den wir in unseren Wald investieren, ist eine Investition in die Zukunft“, so die Ministerin. Mit jedem gepflanzten Baum leiste man einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Intakte Wälder seien die beste natürlich Klimaanlage. „Unser Ziel ist es, mit dem Waldfonds die angespannte Lage in unseren Wäldern zu entschärfen, die regionale Wertschöpfung zu steigern und die Forste zukunftsfit zu machen“, unterstrich Köstinger.

Moosbrugger: Außernutzungstellung des Waldes ist keine Lösung

„Der Waldfonds ist nicht nur eine kurzfristige Unterstützung für unsere Waldbewirtschafter, sondern eine langfristige Investition in Klimaschutz und Umwelt, die in vielen Jahren auch noch unseren Kindern zugutekommen wird. Das verstehen wir unter Nachhaltigkeit“, erklärte der Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) Österreich, Josef Moosbrugger, bei der Präsentation. „Der Waldfonds ist ganz entscheidend, damit unsere Wälder weiterhin ihre vielfältigen Funktionen erfüllen können. Eines ist klar: Nicht die Außernutzungstellung des Waldes, sondern die Verwendung von Holz anstelle von Erdöl und Erdgas ist der größte Klimaschutzbeitrag, den der Wald für die Gesellschaft leisten kann“, unterstrich Moosbrugger.

„Unser Motto lautet: ‚Schützen durch nützen‘. Holznutzung ist daher auch kein Widerspruch zur Biodiversität – ganz im Gegenteil: Nur ein bewirtschafteter Wald ist ein stabiler Wald, das ist ganz besonders wichtig für die Schutzwälder“, stellte der LK-Präsident klar. Die heimischen Familienforstbetriebe seien ein Garant dafür, dass die österreichischen Wälder nachhaltig bewirtschaftet werden.

80 Mio. Euro für Wiederaufforstung und Pflegemaßnahmen

Sechs Maßnahmen aus dem Waldfonds können ab 1. Februar abgerufen werden.Maßnahme 1 betrifft die Wiederaufforstung und Pflegemaßnahmen nach Schadereignissen, dafür stehen 80 Mio. Euro zur Verfügung. Wenn zum Beispiel ein Waldbauer eine Schadfläche von 2 ha hat und jetzt einen klimafitten Mischwald anpflanzt, setzt er in Summe etwa 5.000 Pflanzen (Ahorn, Rotbuche, Tanne, Fichte, Douglasie). Dafür kann er eine Förderung von 11.440 Euro (je nach Standardkostensätzen) in Anspruch nehmen.

Regulierung der Baumartenzusammensetzung: 28 Mio. Euro

Mit Maßnahme 2 wird die Regulierung der Baumartenzusammensetzung zur Entwicklung klimafitter Wälder mit insgesamt 28 Mio. Euro unterstützt. Angesichts des Klimawandels ist die Stärkung der natürlichen Widerstandskraft des Waldes von entscheidender Bedeutung. Steigende Temperaturen und längere Trockenperioden lassen die Wälder an Schädlingsbefall leiden, Mischwälder kommen in der Regel mit diesen Herausforderungen besser zurecht. Wenn etwa ein Waldbauer zum Schutz der Naturverjüngung einen Zaun mit einer Länge von 200 Metern gegen Wildschäden errichtet, kann er dafür 720 Euro beantragen.

Abgeltung von Borkenkäferschäden: 60 Mio. Euro

Maßnahme 3 betrifft die Abgeltung von durch Borkenkäferschäden verursachtem Wertverlust und wird mit 60 Mio. Euro dotiert. Borkenkäfer verursachen jedes Jahr in Österreich Schäden in Millionenhöhe. Waldbauern, die beispielsweise in einem Gebiet einen Schaden auf einer Fläche von 3 ha haben, können die Abgeltung eines Teils des eingetretenen Wertverlusts beantragen. Je ha werden 3.500 Euro abgegolten, in diesem konkreten Fall sind das rund 10.500 Euro an Unterstützung.

Errichtung von Nass- und Trockenlagern für Schadholz (9 Mio. Euro)

Mit Maßnahme 4 wird die Errichtung von Nass- und Trockenlagern für Schadholz in einem Umfang von 9 Mio. Euro gefördert. Steigende Schadholzmengen und eine sinkende Nachfrage lassen die Lagerkapazitäten eng werden. Nur wenn Schadholz rechtzeitig aus dem Wald gebracht und richtig zwischengelagert wird, kann einer weiteren Ausbreitung von Schädlingen vorgebeugt werden. Mit dieser Maßnahme kann auch der Transport vom und zum Lager unterstützt werden. Für 150 Festmeter Schadholz, das nicht direkt verkauft werden kann und zu einem Trockenlager in 25 km Entfernung verbracht werden muss, kann der An- und Abtransport von 1.020 Euro (nach Standardkosten) gefördert werden.

Vorbeugende Forstschutzmaßnahmen: 16 Mio. Euro

Für die Entrindung und andere vorbeugende Forstschutzmaßnahmen (Maßnahme 5) sind insgesamt 16 Mio. Euro vorgesehen. Vom entrindeten Holz geht keine Borkenkäfergefahr mehr aus. Außerdem wird dadurch die Trocknung des Holzes gefördert und das Infektionsrisiko mit Holzpilzen reduziert. Neben der Förderung von technischen Hilfen für die Entrindung können Waldbauern auch Fangbäume als vorbeugende Forstschutzmaßnahme einreichen. Bei einem Betrieb mit 5 ha Waldfläche und zehn Fangbäumen pro ha kann diese Maßnahme mit 1.200 Euro (nach Standardkosten) gefördert werden.

Waldbrandprävention: 6 Mio. Euro

Maßnahme 6 betrifft die Waldbrandprävention und wird mit 6 Mio. Euro veranschlagt.Die letzten Jahre haben mit heißen Sommern eindrücklich vor Augen geführt, dass die Waldbrandgefahr auch hierzulande steigt. Solche Brände mindern nicht nur die Schutzfunktion von Bergwäldern, sie erhöhen auch die Anfälligkeit gegenüber anderen Naturgefahren und verursachen hohe Kosten. Wenn zum Beispiel eine Agrargemeinschaft Eigentümerin einer 200 ha großen Waldfläche in einem Gebiet mit hohem Waldbrandrisiko und schlechter Wasserversorgung ist und daher einen Löschteich bauen will, beträgt die Förderquote 80% der Investitionskosten.

Weitere geplante Maßnahmen im Waldfonds

Neben den genannten sechs Punkten werden mit dem Waldfonds noch weitere Maßnahmen gefördert, und zwar Forschungsaktivitäten zum Thema „Holzgas und Biotreibstoffe“ sowie Forschungsanlagen zur Herstellung von Holzgas und Biotreibstoffen (31,5 Mio. Euro), die Forschung zum Thema „Klimafitte Wälder“ (30 Mio. Euro), weiters Initiativen zur verstärkten Verwendung des Rohstoffes Holz etwa im Baubereich (62 Mio. Euro) sowie Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität im Wald (13 Mio. Euro). „Hierbei handelt es sich um langfristige, in die Zukunft gerichtete Förderschwerpunkte“, erläuterte Köstinger. Alle Informationen und Details zur Beantragung der Unterstützungen sind auf www.waldfonds.at zu finden.

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