FHP-Deklaration zur EU-Waldstrategie präsentiert – Wiesner übernimmt FHP-Vorsitz
Die Österreichischen Holzgespräche standen in diesem Jahr unter dem Motto „Der Rohstoff Holz als Lösung für die Klimakrise, aber nicht ohne bewirtschaftete Wälder“. An der renommierten Branchenveranstaltung, die Corona-bedingt in Form eines Online-Webinars abgehalten wurde, nahmen rund 200 Personen teil. Der nachwachsende Rohstoff Holz ist einer der wesentlichen Faktoren für eine biobasierte Wirtschaft und ein Schlüsselelement im Kampf gegen den Klimawandel. Mit der im Juli 2021 vorgestellten EU-Waldstrategie bis 2030 wird diese Schlüsselrolle gefährdet, wurde von den Experten betont. „Vor allem die darin vorgesehenen waldbezogenen Maßnahmen haben das große Potenzial, die nachhaltige Produktion von Holz nicht nur unnötig zu verteuern, sondern die nachhaltige Holzerntemenge in Europa drastisch zu reduzieren. Nach Berechnungen des Thünen-Institutes würde sich die Holznutzung in der EU-27 um 42% verringern. Holz müsste aus Drittländern wie den USA, Russland, Kanada und Brasilien – alles Länder mit niedrigeren Bewirtschaftungsstandards als Europa – importiert werden“, betonte Rudolf Rosenstatter, Vorsitzender der Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP).
Hans Joachim Schellnhuber, Klimaexperte und ehemaliger Direktor des renommierten Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, betonte, dass in den nächsten drei Jahrzehnten alle Wirtschaftsbereiche dekarbonisiert werden müssen, wenn die Menschheitsaufgabe Klimaschutz noch bewältigt werden soll. „Schlecht steht es bisher um die Sektoren Forstwirtschaft und Siedlungswesen, die bisher aus verschiedenen Gründen ihre notwendigen Beiträge zur Bewahrung der Lebensgrundlagen der Menschheit nicht leisten“, so Schellnhuber. Dies könnte sich ins positive Gegenteil verkehren, wenn die gebaute Umwelt durch organische Architektur in eine mächtige Kohlenstoffsenke verwandelt würde. „Dafür muss ein Großteil der Wälder für die nachhaltige Erzeugung entsprechender Biomasse wie Holz, Bambus etc. bewirtschaftet werden, was auch auf wiederaufgeforsteten Flächen weltweit geschehen kann. Insbesondere der innovative Holzbau wird auf der Nachfrageseite die entscheidende Rolle spielen. So kann eine traditionelle Branche zum Pionier der klimapositiven Transformation werden, der zugleich konventionelle Baumaterialien mit hohem CO2-Fußabdruck wie beispielsweise Beton, Stahl, Glas etc. überflüssig macht und den atmosphärischen Kohlenstoff langfristig speichern hilft“, führte Schellnhuber aus.
Natalie Hufnagl-Jovy, Europareferentin in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände, führte aus: „Holzressourcen stehen im Kräftefeld widersprüchlicher EU-Politiken. Die EU verliert ihre Glaubwürdigkeit als Vorreiter für Nachhaltigkeit, wenn sie ihre Nachhaltigkeitsziele auf Ressourcen aus Drittstaaten aufbaut und verstößt damit gegen völkerrechtliche Vereinbarungen wie zum Beispiel die SDGs-Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.“
FHP-Deklaration „Holz schützt Klima und schafft Arbeit“
Bei den Holzgesprächen wurde erstmals die gemeinsame Erklärung der Wertschöpfungskette Forst-Holz-Papier zur EU-Waldstrategie mit dem Titel „Holz schützt Klima und schafft Arbeit“ vorgestellt. Durch die gemeinsame Unterstützung von Forstwirtschaft und Industrie soll die Deklaration eine Verstärkung der Wiener Deklaration vom 4. Oktober sein, da das wichtige Thema der Rohstoffbasis alle Branchen des Holzsektors gleichermaßen betrifft. Alle FHP-Spitzenvertreter haben diese Erklärung unterzeichnet. „Mit der vorliegenden EU-Waldstrategie werden die Klimaschutzziele konterkariert und wird die Rohstoffbasis der ganzen Wertschöpfungskette gefährdet. Schon eine Reduktion der Rohstoffbasis im Ausmaß von 10% würde einen Wertschöpfungsverlust in der Holz- und Forstwirtschaft von 1,75 Mrd. Euro bedeuten und 25.000 Menschen würden ihre Arbeitsplätze verlieren. Das können wir uns auch im Lichte der COVID-19-Krise nicht ansatzweise leisten. Umso wichtiger ist es, dass mit der heute vorgestellten gemeinsamen Erklärung ‚Holz schützt Klima und schafft Arbeit‘ Forstwirtschaft und Industrie vereint ein Zeichen setzen“, stellte Rosenstatter klar. Die FHP-Deklaration kann auf aiz.info heruntergeladen werden.
FHP-Vorsitzwechsel
Erich Wiesner, CEO und Eigentümer von WIEHAG, wurde Ende November vom FHP-Exekutivausschuss einstimmig zum neuen Vorsitzenden der Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP) für die Periode 2022/23 gewählt. Wiesner folgt Rosenstatter nach, der diese Funktion sechs Jahre lang innehatte. Franz Titschenbacher, Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) Steiermark und Vorsitzender des Forstausschusses in der LK Österreich, wurde im Rahmen der FHP Exekutivausschusssitzung einstimmig zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Wiesner erklärte: „Holz verbindet Ökologie und Ökonomie in idealtypischer Weise. Was kann man heute Besseres tun als nachhaltig Bäume zu pflanzen und in langlebigen Holzprodukten wie im Holzbau die Speicherung des Kohlenstoffs über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte zu verlängern? Gleichzeitig können dadurch Materialien substituiert werden, die nur mit hohem Energieaufwand und CO2-Ausstoß hergestellt werden können. Das wichtige Thema der Rohstoffbasis betrifft alle Branchen des Holzsektors gleichermaßen. Umso mehr freut es mich, dass alle Spitzenvertreter der Wertschöpfungskette Holz die gemeinsame Deklaration der Wertschöpfungskette Forst-Holz-Papier zur EU-Waldstrategie ‚Holz schützt Klima und schafft Arbeit‘ unterzeichnet haben.“
FHP Deklaration_Holz schützt Klima_deutsch