HIEGELSBERGER: PHASE DER NORMALISIERUNG AM HOLZMARKT IST BITTER NOTWENDIG

Sep 30, 2020 | Holzmarktberichte

Entspannung, aber keine Entwarnung der Borkenkäfersituation – Nasslager in Vorbereitung

Linz, 29. September 2020 (aiz.info). – Oberösterreichs Forst- und Holzwirtschaft hat sich gestern zu einem weiteren Runden Tisch zusammengefunden, um die aktuelle Lage in der Borkenkäferproblematik und die sich daraus ergebenden Fragen in der Verarbeitungsindustrie zu diskutieren. „Gerade für die arbeitsintensive Wiederaufforstung nach Schadereignissen braucht es positive Zukunftsaussichten für die Vermarktung des Holzes. Die schnelle Abnahme durch die Sägeindustrie, die Förderungen durch das Land und das bundesweite Forstpaket sind wichtige Maßnahmen zur Unterstützung unserer Waldeigentümer“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger. Er nimmt aber auch die Verbraucher in die Pflicht: „Einen wichtigen Beitrag können aber auch die Konsumenten leisten, indem sie aktiv heimisches Holz nachfragen. Dann kann die heimische Sägeindustrie ihre hohe Abnahme aus den heimischen Wäldern auch fortsetzen.“

Hiegelsberger zufolge sollte nun auch wieder die reguläre Holznutzung aufgenommen werden, um die regionalen Sägestandorte gut mit Frischholz zu versorgen. Nach den enormen Borkenkäferkalamitäten der letzten Jahre sei nun eine Phase der Normalisierung – auch bei den Preisen – bitter notwendig, so der Landesrat. Hohe Niederschlagsmengen und durchschnittliche Temperaturen haben in Oberösterreich gegenüber den Vorjahren zu einer deutlichen Verringerung der Borkenkäfer-Schadholzmengen geführt. Die heuer noch grünen Kronen erschweren aber die Suche nach befallenen Bäumen deutlich. Den Waldbesitzern wird empfohlen, wachsam zu bleiben und die Bestände regelmäßig zu begehen. Es wird erwartet, dass im Laufe des Winterhalbjahres noch einiges an Schäden sichtbar wird. Es gibt jedoch starke regionale Unterschiede. Während bei den Fichten im Alpenvorland und Mühlviertel eine Erholung festzustellen ist, haben die Schäden in den Gebirgsbezirken zugenommen. Das Schneedruck-Schadereignis von 2019 hat die betroffenen Bäume anfälliger für den Kupferstecher gemacht.

Entspannung, aber keine Entwarnung

Witterungsbedingt wird heuer mit zwei fertig entwickelten Borkenkäfergenerationen gerechnet. Die verspätete Flugperiode der zweiten Generation lässt auch eine leichte Entspannung für 2021 erwarten. Damit die Anfangspopulation der Schädlinge im nächsten Jahr kleingehalten wird, ist eine entsprechende Aufarbeitung des Schadholzes während des Winters notwendig. Die Devise lautet Entspannung, aber keine Entwarnung, denn es gibt eine erhöhte Menge an Borkenkäfern, und zusätzlich sind viele Bäume durch die Trockenheit der Vorjahre geschwächt.

Nasslagerung – wichtig im Katastrophenfall

Wenn große Schadholzmengen anfallen und die Lager der Holzindustrien überfordert sind, ist es notwendig Nasslager zu errichten. Darin war man sich auch beim Runden Tisch einig. „In Oberösterreich sind derzeit vier Projekte in Bearbeitung. Es ist davon auszugehen, dass die Großlager im nächsten Jahr umgesetzt werden“, teilte Landesforstdirektorin Elfriede Moser mit.

Die Käferschäden haben zu sehr vielen Anträgen auf Maßnahmen für den Forstschutz ebenso wie für die Wiederaufforstung geführt. In der aktuellen Förderperiode wurden dafür 5.451 Anträge mit einer Förderungssumme von 16,8 Mio. Euro eingereicht. „Diese Zahlen belegen die hohe Motivation der Waldeigentümer, klimafitte Bestände heranzuziehen, die auch künftig eine nachhaltige Forstwirtschaft und die Erhaltung der Waldwirkungen sicherstellen“, so Moser. Allein in den letzten drei Jahren wurden rund 10 Mio. Forstpflanzen ausgesetzt, das sind 4.000 ha neuer Wald.

Ab dem kommenden Jahr stehen im Rahmen des Waldfondsgesetzes weitere Förderungen zur Unterstützung klimafitter, artenreicher Wälder, zur Abgeltung von Borkenkäferschäden und zur Stärkung der Verwendung des Rohstoffes Holz zur Verfügung. Die Forstbehörden sind aber auch in der Kontrolle äußerst aktiv. Heuer ergingen 3.600 forstbehördliche Aufforderungen zum Entfernen von Borkenkäferholz, und es wurden alle wirksamen Maßnahmen ergriffen, um deren Vermehrung einzudämmen.

Aktuelle Holzversorgung und Ausblick der Sägeindustrie

Die Säge- und Holzindustrie sieht derzeit und für die kommenden Monate eine recht erfreuliche Nachfrage nach Holzprodukten. Sie sind daher für Rundholz aus regulären Nutzungen und Durchforstungen aufnahmefähig. Diese waldbaulichen Erfordernisse wurden zuletzt wegen der Kalamitätszwänge teilweise aufgeschoben. Je früher die herbstlichen Rundholz-Bereitstellungen geplant einsetzen, umso gleichmäßiger verteilt sich der Holzfluss über das Winterhalbjahr und Mengenkollisionen können vermieden werden.

„Die heimischen Waldbesitzer konnten die großen Herausforderungen des laufenden Jahres an der Seite ihrer Abnehmer recht gut und gründlich bewältigen. Die oberösterreichischen Sägewerke zahlten Rundholzpreise, die um 20 bis 25% höher waren als in anderen Kalamitätsgebieten in Mitteleuropa – eine Konkurrenzleistung der heimischen Sägewerke, auch im Dienste der heimischen Waldbesitzer“, so Friedrich Rumplmayr von der Donausäge Rumplmayr.

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