HEIMISCHE BIOMASSE SICHERT WÄRME- UND STROMVERSORGUNG

Jan 20, 2021 | Allgemein

Installierte Leistung entspricht 39-mal dem AKW Zwentendorf

Wien, 19. Jänner 2021 (aiz.info). – Mehr als die Hälfte der österreichischen Haushalte heizt mit Holz (Zentralheizungen, Öfen und Fernwärme). Holz ist damit vor Erdgas und Erdöl der wichtigste Energieträger zur Beheizung von Wohnräumen und hat eine zentrale Rolle für die Aufrechterhaltung der Energieversorgungssicherheit Österreichs. Die installierte Leistung, die an kalten Tagen für die Wärme- und Stromerzeugung abgerufen werden kann, beträgt rund 28 GW. Das entspricht einer Leistung von etwa 39 Atomkraftwerken der Marke Zwentendorf. Auf diese Fakten weist der Österreichische Biomasse-Verband hin.

Biomasse nimmt in der Energiewende eine Schlüsselrolle ein: Mit den heimischen erneuerbaren Energieträgern wird gerade in der kalten Jahreszeit unabhängig von der Wetterlage und von Rohstoffimporten eine sichere und grüne Wärme- und Stromversorgung gewährleistet. „Das Sorgenkind ist die Stromerzeugung aus Biomasse im Ökostromgesetz, die aufgrund mangelnder gesetzlicher Regelungen in den vergangenen Jahren um ein Viertel gesunken ist. Damit zeigt der Trend in eine vollkommen falsche Richtung, denn die Bundesregierung hat sich eigentlich einen Ausbau von 1 TWh bis 2030 als Ziel gesetzt. Mit der zunehmenden Elektrifizierung der Energieversorgung sind aber beide Sektoren von entscheidender Bedeutung: Der Wärmebereich mit Pellets und Co. entlastet die Stromnetze genauso wie die Stromproduktion mit fester Biomasse und grünem Gas“, unterstreicht Franz Titschenbacher, Präsident des Biomasse-Verbandes.

„Wir brauchen mehr Tempo in der Erstellung des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes. Dabei muss die Stromerzeugung mittels fester Biomasse und grünem Gas forciert werden, damit wir auch in Zukunft eine sichere Energieversorgung im Winter sicherstellen können“, so Titschenbacher.

Zentrale Rolle der Biomasse

Eine zentrale Rolle bei der Energiewende wird der Biomassenutzung zugeschrieben, sei es als Zentralheizungsanlage oder im Rahmen von Heiz(kraft)werken. Zusätzlich wird eine neue Option mit der Herstellung von Holzgas eröffnet. Das waldreiche Österreich kann auf ein großes Reservoir an nachhaltig produzierter Biomasse zurückgreifen, und die nutzbaren Potenziale sind bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Heimische Holzkesselhersteller sind weltweite Technologieführer, das spiegelt sich in der zunehmenden Effizienz der Anlagen wider, daher wird immer weniger Rohstoff benötigt. Hinzu kommt, dass auch der Gebäudebestand energieeffizienter genutzt und künftig demnach weniger Energie benötigt wird. „Gemeinsam mit den anderen erneuerbaren Energieträgern steht daher ausreichend Potenzial zur Verfügung, um aus fossilem Erdgas und Erdöl in der Strom- und Wärmeerzeugung auszusteigen“, argumentiert der Präsident.

Holzbrennstoffe decken 13% des österreichischen Energieverbrauchs

Holzbrennstoffe insgesamt (Brennholz, Hackgut, Rinde, Sägenebenprodukte, Pellets, Briketts, Holzkohle) stellen 43% der erneuerbaren Energieträger und decken 13% des heimischen Energieverbrauchs. Holz ist in Österreich wichtigster Energieträger zur Beheizung von Wohnräumen. Mehr als 30% des Raumwärmeverbrauchs entfallen auf Scheitholz-, Pellets- oder Hackgutheizungen. Inklusive aus Biomasse erzeugter Fernwärme beträgt dieser Anteil 37%. Rund 725.000 Haushalte nutzen hierzulande Holzeinzelfeuerungen (Kessel oder Öfen) als Hauptheizsystem, gegenüber 2003/04 ist dies ein Zuwachs von 24%.

1,1 Mio. Haushalte in Österreich (davon 409.000 in Wien) sind an das Fernwärmenetz angeschlossen, die Anzahl dieser Anschlüsse hat sich seit 2003/04 fast verdoppelt. 48% der Fernwärme wurden 2019 aus Biomasse erzeugt, sie wurde von etwa 2.400 Biomasseheizwerken und rund 140 Holzkraftwerken bereitgestellt. In Summe sind im Inland Holzkraftwerke mit einer elektrischen Leistung von zirka 300 MW in Betrieb. Jedes Jahr produzieren sie rund 2 TWh elektrischen Strom und 4 TWh Wärme. In heimischen Haushalten gibt es zusätzlich rund 450.000 Kachelöfen. Etwa 2 Mio. Haushalte heizen in irgendeiner Form mit Holz (Zentralheizung, Holz- und Pelletseinzelofen, Fernwärmeanschluss). „Diese Zahlen sprechen für sich. Damit sich die Branche weiterentwickeln kann, braucht es eine rasche Übergangslösung für bestehende Holzkraftwerke sowie Rahmenbedingungen im neuen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, die einen Ausbau der Kapazitäten für feste Biomasse und von grünem Gas ermöglichen“, fordert Titschenbacher.

Pellets liefern gleiche Energiemenge wie alle Pumpspeicherwerke zusammen

„Brennholz, Hackschnitzel und Pellets sind ein bedeutender Energiespeicher. Allein die Pellets in den heimischen Heizkellern speichern eine Energiemenge von etwa 4 Mrd. kWh, das entspricht ziemlich genau der Kapazität sämtlicher österreichischer Pumpspeicher“, gibt Christian Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria, zu bedenken.

„Ganz Europa – und damit auch Österreich – ist vor ein paar Tagen anscheinend knapp an einem Blackout vorbeigeschrammt. Die Gefahr konnte durch den abgestimmten Einsatz von Reservekapazitäten abgewendet werden. Es stellt sich daher einmal mehr die Frage, wie wir den Überschuss an Energie, den wir im Sommer erzeugen, in den Winter bringen, wo wir mehr an Strom und Wärme benötigen als zeitgleich produziert wird“, so Rakos. Wie viel Energie durch Holzbrennstoffe gespeichert wird, ist den meisten nicht bewusst, denn noch mehr Energie als in Pellets werde in Brennholz und Hackgut gespeichert.

Abhängigkeit von den fossilen Brennstoffen verringern

„Unser Bedarf an Wärme muss nicht die Stromnetze belasten“, stellt Rakos klar. Wer mit Holzbrennstoffen heize, der könne seinen Jahresenergievorrat bei sich zu Hause speichern und leiste nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit, sondern auch dafür, die Abhängigkeit von den fossilen Brennstoffen Kohle, Öl und Erdgas zu verringern.

„Wie groß der Energiebedarf für Wärme ist, wird deutlich, wenn man sich vor Augen hält, dass für Raumwärme und Warmwasser rund 85 Mrd. kWh an Energie pro Jahr notwendig sind. Das ist mehr als der gesamte Stromverbrauch Österreichs, der bei rund 68 Milliarden kWh liegt“, so Rakos.

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