FORSTWIRTSCHAFT: LK SALZBURG SPRICHT SICH KLAR GEGEN AUSSER-NUTZUNG-STELLUNG AUS

Nov 7, 2022 | Allgemein

Guter Zustand des Waldes ist gefährdet

Salzburg, 4. November 2022 (aiz.info). – Die Landwirtschaftskammer (LK) Salzburg kritisiert die Pläne der EU, Teile der Wälder außer Nutzung zu stellen sowie die Holznutzung zu beschränken, scharf. Im Bundesland Salzburg müssten so 10% oder 37.000 ha Wald gänzlich ohne menschlichen Einfluss sich selbst überlassen werden. Laut Salzburger Waldbesitzern und deren Vertretern gefährden diese EU-Vorgaben den guten Zustand des Salzburger Waldes, die Leistungen, die der Wald in dem Bundesland für die Bevölkerung erbringen soll sowie die Versorgung mit nachhaltiger Energie. „Aktuelle Zahlen aus der österreichischen Waldinventur zeigen deutlich, dass der jährliche Holzzuwachs sinkt und es damit mit dem Beitrag des Waldes zum Klimaschutz ebenso nach unten geht. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass der Topf so voll ist, dass zusätzlich kaum noch etwas Platz hat. Wir müssen deshalb das Potenzial der Salzburger Wälder wie bisher nachhaltig nutzen, um alle Leistungen gleichwertig zu erfüllen“, stellt Franz Lanschützer, Forstdirektor der LK Salzburg, klar.

Der natürliche Kreislauf, der in Salzburg seit mehreren hundert Jahren nachhaltig praktiziert werde, sei durch solche EU-Pläne bald nicht mehr möglich. Auch eine Kohlenstoff-Speicherung im Wald und in verbauten Holzprodukten zur Reduktion des CO2 in der Luft funktioniere dann nicht mehr, weil das Holz ohne Nutzen für den Menschen einfach verrotte und CO2 dadurch wieder freigesetzt werde. „Diese EU-Vorgaben schaden den Menschen. In der gegenwärtigen Situation der Energie- und Rohstoffkrise sind solche Ideen daher völlig absurd“, übt der Forstdirektor Kritik.

„Neben der Gewinnung des wertvollen Bau- und Werkstoffes Holz und den damit verbundenen 23.000 Arbeitsplätzen in Salzburg leiste der Wald seinen Beitrag für sauberes Wasser, saubere Luft, Schutz vor Lawinen, Muren, Steinschlag und Hochwässern. „Bisher hat der Wald diese Leistungen aus seiner Bewirtschaftung heraus erbracht. Wenn nun große Teile des Waldes in Salzburg ohne menschlichen Einfluss sich selbst überlassen werden sollen, kann man dem nur eine klare Absage erteilen“, so Lanschützer.

Quehenberger: Wenn das so kommt, wird der nächste Winter doppelt kalt

Die Landwirtschaftskammer Salzburg fordert die EU-Kommission auf, alle beabsichtigten Vorgaben, die die Bewirtschaftung der Wälder einschränken, zurückzunehmen und alle forstlichen Agenden auf nationaler Ebene zu belassen, weil die Waldverhältnisse und die Ansprüche an die Wälder in den jeweiligen Mitgliedstaaten so unterschiedlich sind, dass sie nicht über einen Kamm geschert werden können. „In einem Land wie Salzburg, wo der Wald mehr als die Hälfte der Landesfläche einnimmt, hat Heizen mit Holz traditionell eine hohe Bedeutung. Aktuell wird rund die Hälfte der Wohn- und Arbeitsräume in Salzburg mit Holz geheizt. Wenn wir auf diesen Schatz verzichten, wird der nächste Winter doppelt kalt“, zeigt sich Rupert Quehenberger, Präsident der LK Salzburg, über die EU-Pläne schockiert.

Die Vorgabe der Abteilung Umwelt der EU-Kommission, die Wärmeversorgung mit grünem Atomstrom und Gas sicherzustellen, nehme den Salzburgerinnen und Salzburgern die Eigenständigkeit selbst für die Sicherung ihrer Holzheizungen zu sorgen. „Der in Salzburg eingeschlagene Weg, mehr Wärme aus heimischem Holz, etwa durch den Bau des Holz-Kraftwerks Siezenheim II durch die Salzburg AG, zu erzeugen, darf auf keinen Fall durch die schrägen Ideen einiger weniger Beamter und NGOs auf Brüsseler Ebene gefährdet werden. Wir müssen insbesondere in Zeiten der Krise einen weiteren Beitrag leisten, von Öl und Gas wegzukommen und für leistbare Energie zu sorgen“, fordert Quehenberger.

Waldhelfer Weiß: Zu alte Bäume sind anfällig für Wind und Schädlinge

Aus der Praxis berichtet Hermann Weiß, Bauer aus Ebenau und Waldhelfer beim Waldverband Salzburg. „Nachhaltige Waldbewirtschaftung braucht besonders in Zeiten des Klimawandels viel Wissen über eine umsichtige Bewirtschaftung des Waldes. Klimafitte Baumarten, stetige Verjüngung der Wälder oder das Wassermanagement werden immer wichtiger, um einen gesunden und starken Wald für unsere Kinder zu gestalten“, ist dem Waldhelfer seine Verantwortung bewusst. Aus dem Holz aus Salzburg entstehe zu 80% ein Haus oder ein Einrichtungsgegenstand und 20% würden für die Wärmeerzeugung verwendet. Holz sei auch Einkommen und die Grundlage der Firmen, die diesen „genialen“ Rohstoff weiterverarbeiten und damit Arbeitsplätze und Wertschöpfung sichern. „Wenn wir uns diesen bisher so erfolgreichen Weg einschränken lassen, bedeutet das weniger Betriebe, weniger Jobs, weniger Wohlstand in unserem schönen Land. Ich frage mich, wem da geholfen ist“, so Weiß.

In der Forstwirtschaft werde darauf geachtet, dass der Wald in seiner Vielfalt erhalten bleibe und gesunde Bäume die Zukunft sicherten. „Zu alte Bäume in den Wäldern sind anfällig für Wind und Schädlinge. In Schutzwäldern führt eine Überalterung auch dazu, dass der Schutz vor Lawinen, Muren und Hochwasser nicht mehr gegeben ist, was wir durch aktive Maßnahmen der Bewirtschaftung und Verjüngung unbedingt vermeiden müssen. Wir nehmen dabei aber auch Rücksicht darauf, besonders wertvolle Biotopbäume im Wald für die Artenvielfalt zu belassen“, beschreibt der Waldbauer seine Arbeit.

Die verschiedenen EU-Initiativen befinden sich aktuell in einem Verhandlungsprozess zwischen dem Europäischen Parlament, den Dienststellen der EU-Kommission und dem Rat der Mitgliedsstaaten. Besonders waldreiche Länder in Mitteleuropa und Skandinavien kritisieren die Pläne der EU.

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