Experten: Konflikte bei verstärkter Nutzung des Waldes vermeiden

Jun 7, 2016 | Allgemein

„Wildökologisches Forum Alpenraum“ in Salzburg

Salzburg, 6. Juni 2016 – Experten der Universität für Bodenkultur und Interessenvertreter gingen am vergangenen Freitag beim „Wildökologischen Forum Alpenraum“ in Salzburg der Frage nach, welche Auswirkungen die immer intensivere Nutzung der Natur durch Freizeitsportler und Erholungssuchende auf Wildtiere hat. „Gerade der Alpenraum wird sehr intensiv für sportliche Aktivitäten genützt, dies schränkt allerdings den Lebensraum für Wildtiere zunehmend ein. Die kürzlich durch das Landwirtschaftsministerium vorgelegte Österreichische Waldstrategie trägt dieser Entwicklung Rechnung. Wir brauchen hier eine intensive Forschung und müssen Konzepte erarbeiten, wie man mit Lenkungs- und Regulierungsmaßnahmen den nötigen Lebensraum für Wildtiere sicherstellen kann. Die Waldbesitzer werden an diesen Konzepten jedenfalls offen und aktiv mitarbeiten“, erklärt der Vorsitzende des Forums, Felix Montecuccoli.

Ganzheitliche Lösungsansätze notwendig

„Der Nutzungsdruck auf die Landschaft wird immer größer. Neben den klassischen Nutzungen aus Land- und Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei, Siedlungstätigkeit und Infrastruktureinrichtungen ist hier auch die Energiewirtschaft zu nennen. Aber auch im Bereich der Freizeit- und Erholungsnutzung steigt der Druck auf die Natur beständig an. Wir brauchen daher ganzheitliche Lösungsansätze“, forderte Friedrich Reimoser von der Universität für Bodenkultur bei der Tagung.

„Als Offenland-Bewohner bevorzugt der Hirsch Lichtungen, alpine Wiesen und durch den Menschen geschaffene Agrarflächen. Doch Störungen durch Landnutzung, Erholungssuchende und die Jagd haben das Rotwild in die Wälder zurückgedrängt. Hier kommt es zu einem erhöhten Wildschaden, der in höherem Jagddruck endet“, erklärte Klaus Hackländer vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der BOKU. Er belegte dies durch Ergebnisse aus drei Rotwildstudien in Österreich und sprach sich für abgestimmte Konzepte aus, bei denen alle Nutzergruppen ihren Beitrag leisten müssen.

Vorausschauendes Konfliktmanagement

Christiane Brandenburg (BOKU) präsentierte bestehende Ansätze und Instrumente für eine wildbezogene Raumplanung. „Fundiertes Wissen über alle Nutzergruppen, deren Ansprüche und die möglichen Konfliktpotenziale bildet die Grundlage für ein vorausschauendes Management von Konflikten zwischen den Lebensraumansprüchen von Wildtieren und Ansprüchen des Menschen“, sagte Brandenburg. Nachhaltigkeit könne nur erreicht werden, wenn die jeweils anderen beteiligten Nutzergruppen und deren Ansprüche berücksichtigt werden. Sie forderte Handlungsstrategien, die sowohl räumliche als auch kommunikativ-kooperative Komponenten beinhalten.

Betreten von Naturräumen gesetzlich geregelt

„Es gibt zahlreiche Rechtsgrundlagen, die das freie Betreten von Naturräumen erlauben, allerdings sieht der Gesetzgeber auch viele Einschränkungen vor“, informierte Nikolaus Lienbacher, Kammeramtsdirektor der LK Salzburg. Im Forstgesetz, im Feldschutzgesetz, im Wasserrecht, in den Nationalparkgesetzen bis hin zum Jagdrecht sei meist sehr genau festgelegt, was erlaubt ist und was nicht. „Die Freiheit ist jedenfalls nicht grenzenlos, allerdings werden die Schranken aus Unwissenheit oder auch sehr bewusst überschritten“, so Lienbacher. Der Druck auf den Gesetzgeber, diese Schranken weiter zu lockern, steige ständig, damit wachse aber auch die Gefahr, dass die Belastung der Wildtiere weiter zunimmt. „Schäden entstehen erst in der Summe durch die Vielzahl der Nutzer und genau deshalb braucht es auch diese gesetzlichen Einschränkungen, um im Bedarfsfall reagieren zu können, denn Natur ist nicht grenzenlos belastbar“, warnte der Kammeramtsdirektor.

Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ)

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