EU-AGRARRAT: MITGLIEDSLÄNDER FORMULIEREN LEITLINIEN FÜR UMSETZUNG DER WALDSTRATEGIE

Nov 17, 2021 | Allgemein

Köstinger: Nachhaltige Bewirtschaftung für Multifunktionalität unabdingbar

Brüssel, 16. November 2021 (aiz.info). – Im Rahmen des EU-Agrarministerrats haben die 27 Mitgliedstaaten gestern einstimmig ihre waldpolitischen Prioritäten klar dargelegt und politische Leitlinien für die weiteren Schritte in der Umsetzung der EU-Waldstrategie formuliert. „Die Wälder bilden die ‚grüne Lunge‘ Europas und leisten damit einen wichtigen Bestandteil zur Erreichung der Klimaziele. Die nachhaltige Waldbewirtschaftung ist dabei unabdingbar, um die Multifunktionalität der Wälder zu erhalten und gleichzeitig zur Erreichung der Ziele des Green Deals beizutragen. Jedes Pauschalkonzept in Bezug auf die Wälder in der EU wird sich als kontraproduktiv erweisen“, erklärte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger im Rahmen des Agrarrats.

Wie berichtet, hatte die EU-Kommission im Juli dieses Jahres ihren Entwurf für eine künftige EU-Waldstrategie vorgelegt und war damit auf heftige Kritik zahlreicher Mitgliedsländer und aller in Brüssel tätigen Waldbesitzer-Organisationen gestoßen. Ein häufig genannter Punkt war die darin vorgesehene großflächige Außer-Nutzung-Stellung von Waldflächen. Gewarnt wurde auch vor ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachteilen für den EU-Forstsektor und damit einer Gefährdung der drei Schlüsselkomponenten der Nachhaltigkeit. Auch die Nicht-Einbindung der Mitgliedstaaten bei der Erstellung der Waldstrategie sowie die mangelnde Beachtung der Zuständigkeiten der EU-Länder in der Forstwirtschaft im Sinne der Subsidiarität wurde bemängelt.

Anfang Oktober lud Köstinger einige der waldreichsten EU-Mitgliedstaaten zu einer Forstministerkonferenz nach Wien ein. Dabei wurden diese Bedenken erneut formuliert. Der Wald sei mehr als nur eine CO2-Senke, waren sich die Minister einig. Deutschland, Frankreich, Finnland, Schweden, die Slowakei und Österreich übermittelten eine gemeinsame Erklärung an die EU-Kommission als Ergebnis der Forstkonferenz, die auch von den Waldbesitzern unterstützt wurde. Am Vortag fand die Konferenz der europäischen Waldbesitzer-Verbände statt, in deren Rahmen ebenfalls eine gemeinsame Erklärung Richtung EU-Kommission verabschiedet wurde.

Ausgewogenheit innerhalb der Nachhaltigkeitsaspekte notwendig

Mehrere dieser Forderungen finden sich auch in der gestern von den Agrarministern angenommenen Schlussfolgerung zur neuen EU-Waldstrategie: Demnach soll die „Multifunktionalität der Wälder bei allen Lösungsansätzen berücksichtigt werden“. Eine starke Zusammenarbeit, Koordinierung und gemeinsame Maßnahmen zwischen den Mitgliedstaaten, der EU-Kommission sowie anderen wichtigen Partnern in der gesamteuropäischen Region in forstpolitischen Fragen seien essenziell, wird betont. Sehr wichtig seien auch eine Ausgewogenheit innerhalb der Aspekte der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozioökonomisch) und die Kohärenz der verschiedenen politischen Ziele auf EU-Ebene.

Weiters wird in den Schlussfolgerungen auf die Bedeutung einer Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Wälder und der Erarbeitung von Maßnahmen zum Risikomanagement und der Vorbeugung von Naturgefahren hingewiesen. Ein wichtiger Schwerpunkt sei die Förderung nachhaltig produzierter Holzerzeugnisse zur Stärkung der Bioökonomie und der ländlichen Räume. Der Ständige Forstausschuss bei der EU-Kommission solle weiterhin das wichtigste Forum für Vertreter der Mitgliedstaaten und der Kommission bleiben, wenn es um die Erörterung waldbezogener Themen auf EU-Ebene gehe, heißt es in den Leitlinien. Die mögliche Einführung neuer Zertifizierungssysteme für nachhaltige Waldbewirtschaftung auf EU-Ebene sei auf einen möglichen zusätzlichen Verwaltungsaufwand und auf zusätzliche Kosten zu prüfen. Die Anpflanzung von 3 Mrd. Bäumen in der EU bis 2030 wird von den Mitgliedstaaten grundsätzlich begrüßt, sie soll auf freiwilliger Basis erfolgen.

Großflächige Außer-Nutzung-Stellungen werden abgelehnt

„Wir werden in der Umsetzung der neuen EU-Waldstrategie eine enge Kooperation mit den Mitgliedstaaten und den Waldbewirtschaftern einfordern und auf die Ausgewogenheit aller Maßnahmen achten. Nachhaltigkeit bedeutet neben dem Schutz unserer Wälder vor allem auch eine wirtschaftliche Komponente, ohne die es nicht gehen wird“, stellte Köstinger zu den Schlussfolgerungen fest. „Wir verfügen in Österreich über das strengste Forstrecht, eine ausgezeichnete Datenlage über unsere Waldinventuren und großes Wissen über die nachhaltige Bewirtschaftung und den Schutz unserer Wälder. Darauf setzen wir in der Zusammenarbeit in Europa“, so die Ministerin. Eine Außer-Nutzung-Stellung von Waldflächen bringe das Modell der Nachhaltigkeit in eine gefährliche Schieflage. „Eine Erhöhung der Senkenleistung darf nicht auf Kosten der nachhaltig geernteten Holzmenge gehen“, betonte Köstinger.

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