Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind wir in der EU und in Österreich mit der gewaltigen Herausforderung konfrontiert, die Bevölkerung und Wirtschaft mit Energie zu versorgen. Erneuerbare Energie und nachwachsende Rohstoffe spielen dabei eine besondere Rolle, weil diese nicht nur zur Versorgungssicherheit, sondern auch zum absolut notwendigen, raschen Ausstieg aus fossilen Rohstoffen und damit zum Klimaschutz beitragen. Der Waldverband Österreich, der Biomasseverband und proPellets Austria legen ein 10-Punkte-Forderungsprogramm an die Bundesregierung vor.
Holz zählt im Bereich der Rohstoffe zu den wichtigen Stärken Europas, weil nachwachsend und auf einer nachhaltigen und multifunktionellen Waldbewirtschaftung aufgebaut. Der Holzvorrat in unseren Wäldern konnte seit dem 2. Weltkrieg auf den Rekordwert von 1,2 Mrd. Vorrats-festmeter gesteigert werden. Der jährliche Holzzuwachs übersteigt seit Jahrzehnten die Holznutzung. Gleichzeitig entwickeln sich alle biodiversitätsrelevanten Indikatoren in eine von der Politik gewünschte Richtung. Die Wertschöpfungskette Holz bietet in Österreich 300.000 Menschen Einkommen. Mit den weltweit nachgefragten Holzprodukten unserer Betriebe wird konstant ein jährlicher Außenhandelsüberschuss von mehr als 4 Mrd. Euro pro Jahr erzielt. Energieholzsortimente, die bei der Waldbewirtschaftung und Holzverarbeitung als Nebenprodukte anfallen, sind seit jeher unsere wichtigste erneuerbare Energiequelle.
„Wir sichern der Politik unsere volle Unterstützung bei der Krisenbewältigung zu. Dazu muss aber der in Verhandlung stehende EU-Rechtsrahmen zum „Green Deal“ und die daraus abgeleiteten Strategien, Richtlinien und Verordnungen, insbesondere des „Fitfor55-Pakets“, auf die neue Situation mit Russland angepasst werden. Wir können unsere Importabhängigkeit von russischem Erdgas und Erdöl nur dann effektiv reduzieren, wenn wir unsere eigenen Ressourcen auch weiterhin auf Basis des bewährten Forstgesetzes und der Landes-Naturschutzgesetze bestmöglich nutzen können. Die aktive nachhaltige Waldbewirtschaftung muss gestärkt und darf nicht durch untaugliche, neue EU-Rechtsakte geschwächt werden,“ fordert Rudolf Rosenstatter, Obmann Waldverband Österreich von den Österreichischen und Europäischen Politikern.
Aktivierung von 250 Mio. Festmeter Nutzungsreserven
„Unsere Nutzungsrückstände für verstärkte Waldpflegemaßnahmen liegen aktuell bei über 250 Mio. Festmetern Holz. Aktivieren wir zügig diese Potenziale! Das ist genug Holz für ein massives Holzbauprogramm inklusive ausreichend Energie, um den Gasbedarf für Raumwärme, Fernwärme und Stromerzeugung die kommenden Jahre zu decken. Das 10-Punkte-Programm ist die nachhaltige Antwort der Waldbauern auf die Aggression aus Russland“, schilderte Rosenstatter weiter. Die Energieholzproduktion muss aber kostendeckend möglich sein. Daher muss die Unterstützung der Waldpflege über das Waldfonds-Programm zumindest um 5 Jahre verlängert werden. Zusätzlich braucht es einen Waldpflegebonus pro Inverkehrgebrachten CO2-Ersatz-Äquivalent Energieholz. Denn gleichzeitig ist es wichtig, unseren Wald rasch an den Klimawandel anzupassen,“ meint Rosenstatter abschließend.
Bioenergie in Österreich unverzichtbar
Aus Bioenergie wird mehr als die Hälfte der erneuerbaren Energie in Österreich, Europa und weltweit bereitgestellt. Holz ist unsere wichtigste erneuerbare Energiequelle im Inland. Dank des Bioenergie-Ausbaus kann Österreich auf Atomkraft verzichten. Die mit Holz hergestellt Leistung entspricht etwa 39 Atomkraftwerken der Marke Zwentendorf. Holzbrennstoffe basieren auf Reststoffen und Koppelprodukten, die im Wald bei der Waldpflege und bei der Produktion von Holzprodukten anfallen. Für einen Kubikmeter verbautes Holz fallen sechs Kubikmeter Nebenprodukte an, die auch energetisch verwertet werden können. Die energetische Nutzung dieser Nebenprodukte generiert die mit Abstand höchsten CO2-Einsparungen in der Nebenprodukte-Verwertung.