Forstliche Forschungseinrichtungen formulieren dreizehn Schlussfolgerungen zum Klimaschutz durch Wälder und Holznutzung
Die zwölf Leiterinnen und Leiter der forstlichen Forschungsanstalten in Deutschland, der Schweiz und Österreich beziehen klar Stellung zum Thema Kohlenstoffbindung in Wäldern und in Holzprodukten: Der beste Klimaschutz und damit Waldschutz ist eine markante Verringerung des anthropogenen Treibhausgasausstoßes. Wälder können durch Kohlenstoffspeicherung dazu beitragen, aber nur wenn sie die Klimaveränderungen meistern können. Dies gelingt nur durch aktives Handeln, wie Aufforstung neuer Wälder, Stabilisierung bestehender Wälder und eine nachhaltige Holzverwendung.
- Aktive, nachhaltige Bewirtschaftung und Waldumbau sichern die Kohlenstoffbindung.
- Die Holzverwendung speichert Kohlenstoff und ersetzt klimaschädliche Stoffe.
- Nutzungsverzicht zum Aufbau des Waldkohlenstoffspeichers kann temporär in begrenztem Umfang funktionieren, ist im Klimawandel jedoch mit hohen Risiken verbunden.
- Nur vitale, klimaresiliente Wälder können ihre Leistungen und damit auch ihren Beitrag zum Klimaschutz erfüllen
- Wälder erbringen eine Vielzahl lebenswichtiger Ökosystemleistungen, von einer einseitigen Fokussierung auf die Kohlenstoffspeicherung wird abgeraten.
- Die Klimaschutzziele für den Land – und Forstsektor (LULUCF) müssen überprüft und auf realistische Werte angepasst werden.
Wälder leisten viel – aber sie stoßen an Grenzen
Wälder binden durch ihr natürliches Wachstum Kohlenstoff und speichern ihn in Holz und Boden. Klimawandel, Dürre, Stürme und Schadinsekten erhöhen jedoch das Risiko, dass dieser Kohlenstoff plötzlich und unkontrolliert wieder freigesetzt wird. Das Fachgremium der deutschsprachigen Forstlichen Forschungsanstalten, zu denen neben den Forschungseinrichtungen der Bundesländer auch das bundeseigene Thünen Institut für Holzforschung, die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft und das Österreichische Bundesforschungszentrum für Wald gehören, betont daher: Wälder sind keine unerschöpfliche Kohlenstoffsenke. Die Steigerung des Kohlenstoffspeichers im Holzvorrat nachhaltig bewirtschafteter Wälder ist daher nur sinnvoll, wenn dadurch nicht andere wichtige Waldfunktionen gefährdet werden. Ein einseitiger Fokus auf die Maximierung des Waldkohlenstoffspeichers durch die Steigerung des Holzvorrates ist fachlich nicht zu empfehlen.
Aktive Bewirtschaftung sichert Klimaleistung
Nachhaltige Forstwirtschaft passt Wälder an den Klimawandel an und erhält ihre Leistungen – durch standortgerechte Baumarten, stabile Mischwälder und verantwortungsvolle Holznutzung. So wird Kohlenstoff sowohl im Wald als auch in den Holzprodukten gespeichert. Die Summe beider Speicher gilt es zu erhöhen. Zusätzliche Emissionen lassen sich vermeiden, wenn durch Holz andere Materialien oder fossile Energieträger ersetzt werden, die klimaschädlicher sind. Erstaufforstungen, also die Neubegründung von Wald auf zuvor anderweitig genutzten Flächen, tragen zum Klimaschutz bei – wenn geeignete Flächen verfügbar sind.
Realistische Klimaziele und klare Verantwortung
Die nationalen Klimaziele im LULUCF-Sektor (Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft) müssen kritisch geprüft werden. Angesichts zunehmender Störungen sind die derzeitigen politischen Zielvorgaben nicht mehr überall realistisch. Klimaschutz muss alle Sektoren gleichermaßen in die Verantwortung nehmen.
CO2-Zertifikate
Waldbezogene CO2-Zertifikate sind sinnvoll, wenn sie echte zusätzliche Kohlenstoffbindung erreichen – etwa durch Aufforstung oder Waldumbau. Zertifikate, die allein auf das Wachsen von Wäldern setzen, bergen Fehlanreize und erhöhen die Risiken durch unkontrollierbare Störungen.
Fazit
Die forstlichen Forschungsanstalten betonen, dass Wälder und Holzprodukte wichtige, aber begrenzte Beiträge zum Klimaschutz leisten. Entscheidend sind angepasste, naturschonende und nachhaltige Bewirtschaftungsmaßnahmen. Wichtiger denn je sind die Stärkung der Resilienz und die Verknüpfung von Wald- und Holzstrategien mit anderen Klimaschutzmaßnahmen.
Rückfragen an:
Christian Lackner
Bundesforschungszentrum für Wald
0664/8412702
christian.lackner@bfw.gv.at





