Der Frauenanteil in der österreichischen Forstwirtschaft ist insgesamt in den letzten Jahrzehnten gestiegen, detaillierte Daten sind jedoch nur begrenzt vorhanden. Laut Agrarstrukturerhebung 2020 sind 28,9 % der Waldbesitzer:innen Österreichs weiblich, wobei ihr Anteil mit zunehmender Betriebsgröße abnimmt. Bei den Betrieben unter 5 Hektar liegt der Frauenanteil bei 30,2 %, über 200 ha dagegen nur mehr bei 20,0 %. Gegenüber 2016 ist der Frauenanteil sogar leicht gefallen, die durchschnittliche Flächengröße allerdings von 11,1 auf 12,0 Hektar gestiegen. Diese Zahlen sagen allerdings noch nichts darüber aus, wer diese Waldflächen tatsächlich bewirtschaftet. Im Jahr 2020 wurden im Rahmen des Interreg-Projektes Fem4Forest in 10 Ländern Waldbesitzerinnen zu verschiedenen Themen befragt (Österreich: 67 Waldbesitzerinnen). Bei Entscheidungen über den Wald war überwiegend der:die (Ehe-)Partner:in die wichtigste Ansprechperson, an zweiter Stelle folgten Förster:innen bzw. Forstexpert:innen, an dritter Stelle männliche Familienangehörige und Verwandte. Maßgeblich dafür wird auch die Tatsache sein, dass deutlich weniger als die Hälfte – 39 % – der befragten Waldbesitzerinnen ihr forstliches Wissen als „sehr gut“ oder „gut“ eingeschätzt hat, 61 % dagegen bezeichneten ihr Wissen als „mittelmäßig“ oder „nicht besonders viel“. 60 % der Befragten waren übrigens Mitglied in einem Waldbesitzerverband.
Frauen in Forstberufen
Hier gibt es kein systematisch erhobenes Zahlenmaterial. Bei einer Recherche im Jahr 2020 konnte lediglich auf Basis öffentlich zugänglicher Personalverzeichnisse bzw. Rückfragen geschätzt werden, wie hoch der Frauenanteil in unterschiedlichen Bereichen der Forstwirtschaft ist. Grob vereinfacht kann folgende Aussage getroffen werden: Je näher man zum Wald (= zur Praxis) hinkommt, desto geringer wird der Frauenanteil. Während im (damaligen) Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus der Anteil forstfachlich eingesetzter Frauen in den einzelnen Abteilungen zwischen 12,5 und 62,5 % lag, gab es in der Forstberatung in Landwirtschaftskammern und Waldverbänden kaum Frauen, in der überwiegenden Zahl der Bundesländer und auf Bundesebene keine einzige. Allerdings ist gerade beim Waldverband Steiermark in den letzten Jahren eine markante Steigerung bei den weiblichen Beschäftigten zu verzeichnen. Der Anteil weiblicher Mitglieder in Waldverbänden und Landesforstvereinen lag 2020 zwischen 1,6 % und 17,2 %, mehrheitlich jedoch im einstelligen Bereich. In Forstbetrieben über 500 ha (ohne ÖBf AG) sind Frauen ähnlich rar, der Anteil lag 2020 zwischen 0 und 25 %, im Bundesländerschnitt bei rund 5 % (zwischen 0 und 5 Frauen je Bundesland), österreichweit gab es 2020 eine einzige Ziviltechnikerin und zwei Frauen, die ein Technisches Büro betrieben.
Frauen in der forstlichen Aus- und Weiterbildung
In den Forstlichen Ausbildungsstätten Pichl, Traunkirchen und Ossiach machen Frauen zwischen 19 und 25 Prozent der Kursteilnehmer:innen aus – der Löwenanteil entfiel dabei allerdings auf die Waldpädagogik-Ausbildung, Bei Forstfacharbeiterinnen und Meisterinnen liegt der Anteil dagegen im einstelligen Bereich. Die Försterschule in Bruck und die Universität für Bodenkultur haben beide ein Plus zu verzeichnen. In der Höheren Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft in Bruck/Mur beträgt der Anteil an Schülerinnen 16 %, und auf der Boku stellen Frauen rund ein Drittel der Forststudierenden im ersten Jahr.
Angebote für Frauen in der Forstwirtschaft
Das Projekt „Frauenmentoring in der Forst- und Holzwirtschaft“ für Studentinnen, Waldbesitzerinnen und Dienstnehmerinnen ist gerade in den 3. Durchgang gestartet. Die Initiative „Wald in Frauenhänden“ ist seit 2011 als fixes Bildungsangebot für steirische Waldbesitzerinnen verankert und soll in den kommenden Jahren in allen Bundesländern etabliert werden. Mit Waldspaziergängen, Mentoring und persönlichkeitsbildenden Maßnahmen steht Frauen dann österreichweit ein breites Angebot zur Verfügung, das sie – ob Waldbesitzerin, Arbeitnehmerin oder Selbständige – dabei unterstützt, in der Forstwirtschaft erfolgreich tätig zu sein.
Weitere Infos unter www.fastpichl.at/projekte/
DI Dagmar Karisch-Gierer
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