Wie wähle ich die richtige Baumart?

Artikel aus Ausgabe 2/2018

Klimastudien geben einen Ausblick auf die möglichen Probleme, die am Ende dieses Jahrhunderts auf unsere derzeitige Baumartenzusammensetzung zukommen können. Hier einige Tipps welche Baumarten bei der Aufforstung verwendet werden sollten.

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Ausgabe: 2/2018
Thema: Wald & Boden, Wald & Wirtschaft
Bundesland: Österreich
Autor:in: DI Karl Schuster

Je nach Standort wird die Fichte in den Tieflagen in arge Bedrängnis kommen. Vor allem, weil die Schäden durch Borkenkäfer drastisch zunehmen werden. Der Zuwachs kann um fast 50 Prozent sinken. Die letzten Jahre und vor allem 2017 zeigen deutlich, dass dieses Szenario früher kommen kann, als uns lieb ist.

Wie darauf reagieren?

Nach jeder Nutzung, ob gewollt oder ungewollt, müssen sich Waldbesitzer entscheiden, welche Baumarten sie auf der Freifläche setzen sollen. Da die heute gesetzten Bäume das Ende dieses Jahrhundert erreichen sollten, werden sie in wenigen Jahrzehnten die Veränderungen spüren. Falsch wäre es, ab sofort die Baumartenzusammensetzung radikal zu ändern. Man sollte jedoch jetzt schon die Veränderungen berücksichtigen.

Welche Baumarten aufforsten?

Ein erster Schritt ist zunächst die Bestimmung der natürlichen Baumartenzusammensetzung auf der aufzuforstenden Fläche. Dies geschieht am einfachsten auf www.herkunftsberatung.at durch Eingabe der Katastralgemeinde. Ideal wäre eine Standortkarte, die jedoch in der Regel nicht vorhanden ist. Eine selbst erstellte Planungsunterlage kann Ersatz dafür sein.
Am wichtigsten sind die Wasserhaushaltsverhältnisse auf der Fläche, weil sie in Zukunft bei sinkenden Niederschlägen entscheidend sind. Wo die Wasserverhältnisse optimal sind, wie auf Mittel- und Unterhangstandorten, kann man zunächst weiter mit der Fichte arbeiten. Überall, wo dies nicht so ist, muss man zusätzlich mit anderen Baumarten arbeiten. Vorsicht ist auf Oberhang- und Kuppenstandorten sowie auf Verebnungen wegen Staunässe zu achten.

Wasserbedarf beachten

70 Prozent der in Österreich vorhandenen Baumarten haben einen mittleren bis großen Wasserbedarf. Dies ist bei sinkenden Niederschlägen zu berücksichtigen. Mischbestände haben gegenüber Fichtenreinbeständen eine 2 bis 2,5 fache Wurzelmasse und dadurch eine wesentlich höhere Ausnutzung des Standortpotenzials und damit der Wasserreserven. 
Labile Fichtenbestände kann man im Schutze des sich auflösenden Altbestandes umwandeln mittels
• Unterbau und Voranbau mit Pflanzen, vor allem bei Tanne und Rotbuche oder
• durch Ansaat bei Kiefer und Eiche.

Guter Start für Naturverjüngung

Wer vorausschauend denkt, pflanzt auf allen Flächen immer wieder Nester, Trupps und Gruppen mit den
Baumarten der natürlichen Waldgesellschaft. Dazu gehören Eiche, Rotbuche und Tanne, die mit trockeneren Bedingungen besser zurechtkommen. Damit schafft man eine gute Ausgangsposition für eine künftige Naturverjüngung. Es sollten Mischbaumarten forciert werden, die dem Klimawandel standhalten, weil sie über ein hohes Anpassungsvermögen verfügen.

Das Anpassungsvermögen ist hoch, wenn Baumarten über
• eine breite ökologische Amplitude,
• einen kurzen Produktionszeitraum,
• eine schnelle Generationsfolge,
• hohe genetische Vielfalt,
• rasche Besiedlung größerer Freiflächen und
• eine hohe Regenerierbarkeit nach Verletzungen verfügen.

Dies können in reinen Fichtenbeständen auch Baumarten der Vorwaldgesellschaft sein, wie Pappeln, Erlen, Weiden und Birken. Diese Baumarten verbessern die Standorte durch das leicht abbaubare Laub. In Zukunft werden bei den Hauptbaumarten die Eichen und Kiefern, teilweise auch Buchen an Bedeutung zunehmen und Fichten zurückgedrängt werden.

Nicht nur heimische Baumarten

Die Baumartenwahl wird sich in Zukunft nicht nur auf heimische Baumarten beschränken können, wie es von Umweltschützern gefordert wird. Wir brauchen zusätzliche Baumarten mit anderen Toleranzgrenzen, mit denen Forstwirtschaft betrieben werden kann. Es gibt schon jetzt eine Reihe von Baumarten, die sich in Österreich etabliert haben, wie die Douglasie, die Küstentanne, die Roteiche, die Robinie oder die Schwarznuss. Es ist notwendig, in den nächsten Jahren weitere Versuche mit neuen Baumarten zu beginnen, um flexibler auf die Veränderungen reagieren zu können.

Ein Vergleich der Klimadiagramme zeigt, dass in wenigen Jahrzehnten das Klima in vielen Gebieten Österreichs mit dem von Südeuropa zu vergleichen ist. Dort wachsen hauptsächlich Zerr- und Flaumeichenwälder mit denen kaum rentabel gearbeitet werden kann.

Nadelholz auch in Zukunft wichtig

Nadelholz wird auch in Zukunft wichtig für unsere Wirtschaft sein. Deshalb muss für viele Gebiete der alte Spruch gelten: „So viel Nadelholz wie möglich und so viel Laubholz wie nötig“. Beim Nadelholzanbau in den Tieflagen muss man beachten, dass der Anteil nicht zu hoch sein kann. Fichte sollte aus Naturverjüngung übernommen werden und bei Aufforstungen, je nach Standort, maximal 30 bis 50 Prozent Anteil einnehmen. Die Fichte sollte als Zwischennutzung in kurzer Umtriebszeit bewirtschaftet werden.

Die Kiefer sollte aus Gründen der Qualitätsentwicklung nur aus Naturverjüngung stammen. Bei Aufforstungen ist eine Astung günstig. Die Tanne schließt tiefere Bodenschichten auf und nutzt dadurch mehr Wasser. Sie verbraucht aber selbst viel Wasser. Die Lärche sollte auf nicht allzu trockene Standorte gepflanzt werden.
Die Douglasie hat sich auf trockenen Standorten bewährt, nicht jedoch auf Böden mit freiem Kalk. Kleinflächig sollte man durchaus andere fremdländische
Baumarten probieren.

Laubholz intensiv pflegen

Wenn Laubholz gesetzt wird, dann nur, wenn es auch intensiv gepflegt wird. Ungepflegte Laubholzkulturen eignen sich meist nur zur Brennholzproduktion. Für die Laubholzbewirtschaftung hat sich das so genannte Q/D-Prinzip etabliert, welches für eine Erziehung zu Qualitätsholz unerlässlich ist.

Herkunft zählt

Ein wichtiger Punkt ist beim Pflanzenkauf auch die Herkunftswahl. Die Herkunftsfrage wird bei der Klimadiskussion noch eine entscheidende Rolle spielen. Dabei können auch Herkünfte aus anderen Gebieten, die besser an die Veränderung angepasst sind, ein Thema werden. Dazu sind jedoch noch Herkunftsversuche wichtig, wie sie zurzeit mit der Eiche verfolgt werden.

Der Bodentyp Pseudogley ist für die Fichte nur bedingt geeignet.

Achten Sie auf die richtige Herkunft.

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