Wassermanagement im Wald

Artikel aus Ausgabe 4/2023

Waldökosysteme sind einerseits selbst von einer ausreichenden Wasserversorgung abhängig, andererseits sind sie für die Versorgung der Menschen mit Wasser enorm wichtig. Aber auch die Bäume selbst stehen um die von ihnen benötigten Nährstoffe Licht, Nährstoffe und Wasser untereinander in Konkurrenz.

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Ausgabe: 4/2023
Thema: Wald & Gesellschaft
Bundesland: Österreich
Autor:in: DI Martin Höbarth

Ein gesunder Waldboden nimmt wie ein Schwamm Wasser auf, kann dieses speichern und gibt es je nach Bodenart auch mehr oder weniger langsam wieder ab. Ein ausgetrockneter Waldboden verhält sich bei einem Starkniederschlag aber wie eine versiegelte Fläche. Das Wasser fließt oberflächig ab. Diese ungünstigen Bedingungen nehmen aufgrund der Klimakrise tendenziell zu. Dies und noch viel mehr gilt es bei der Bewirtschaftung und Anpassung der Wälder an die Klimakrise zu berücksichtigen. Über die aktive Bewirtschaftung der Wälder kann das System von Wasseraufnahme und Wasserabgabe gezielt positiv für den Menschen beeinflusst werden. Bestes Beispiel dafür ist die Bewirtschaftung der Quellschutzwälder der Gemeinde Wien. Es ist aber auch zu bedenken, dass bei anhaltenden Dürreperioden die Wälder auch bei bestem Waldmanagement nicht gerettet und bei Extremniederschlägen mögliche Katastrophen nur abgeschwächt, aber nicht gänzlich verhindern werden können.

Zu dichte Bestände vermeiden

Die Vitalität der Bäume des ganzen Bestandes ist auch von der Dichte des Bestandes abhängig. Je dichter ein Bestand ist, desto geringer ist aber die Waldinnentemperatur, was in Bezug auf Vermehrungsbedingungen für den Borkenkäfer von Bedeutung ist. Aufgrund von Interzeptionsverlusten – Niederschlag, der in den Baumkronen hängen bleibt und nie den Boden erreicht – verringert sich aber andererseits auch die Wasserverfügbarkeit und verursacht damit möglicherweise Trockenstress für die Bäume. Die Wasserversorgung ist in lichteren Beständen daher meist besser. Pflegeeingriffe sind aus genannten Gründen so auszuführen, dass sie nicht zu schwach aber auch nicht zu stark aus- fallen, um eine mittlere Bestockung und einen optimalen Wasser-Temperatur- Haushalt zu erhalten.

Auf die Baumart kommt es an

Die standortsangepasste Baumartenwahl ist das A und O für klimafitte Wälder. Aufgrund der zunehmenden Niederschlagsdefizite sind verstärkt Baumarten zu wählen, die einerseits mit relativ ge- ringen Wassermengen, andererseits mit längeren Trockenperioden zurechtkommen. Dass wir diesbezüglich mit der heimischen Baumartenpalette nicht auskommen, sehen wir bereits jetzt im Sommer- warmen Osten Österreichs. Daher wird es auch notwendig sein, einerseits Herkünf- te heimischer Baumarten aus südlicheren Ländern, wie z.B. dem Balkan zu verwenden, aber andererseits auch gänzlich neue Baumarten zu pflanzen. Die besten Bei- spiele dafür sind Douglasie und Roteiche, die bereits über 100 Jahre in Mitteleuropa kultiviert werden.

Aber auch die Baumartenmischung ist für das Wassermanagement essentiell. Es gibt Baumarten, die sich gegenseitig unterstützen, wie z.B. Eiche und Weißkiefer. Die flächige Verjüngung von Buche unter Fichte hingegen versetzt die Fichte in zusätzlichen Wasserstress. Weiters ist zu beachten, dass der Interzeptionsverlust bei Nadelbäumen größer ist, als jener bei Laubbäumen. Daher sollten Laubbäume auch aus dem Blickwinkel der Wasserverfügbarkeit bei der Pflege von nadelholzdominierten Beständen begünstigt werden. Zusätzlich hilft die rasch abbaubare Laubstreu die Wasserspeicherfähigkeit zu verbessen. Auf der anderen Seite ist in Gebieten mit ausgeprägten Starkniederschlägen im Sommer und hohen Schneemengen im Winter auf einen ausreichenden Nadelholzanteil zu achten.

„Die aktive Waldbewirtschaftung kann den Wasserhaushalt
in unserem Wald positiv beeinflussen.“

Dip.-Ing. Martin Höbarth

Waldverjüngung

Grundsätzlich sollte man Naturverjüngung bevorzugen. Dafür sollten aus Sicht des Wassermanagements kleinflächige Verjüngungsformen wie z.B. die Einzelstammentnahme oder Femelung angewandt werden. Muss man aus bestimmten Gründen auf die Pflanzung zurückgreifen, empfiehlt sich diese zunehmend im Herbst durchzuführen. Denn die Klimakrise bringt mit sich, dass immer häufiger nicht nur die Winterfeuchtigkeit fehlt, sondern auch das Frühjahr immer öfters von langen Trockenphasen geprägt ist. Um diese Phasen besser zu überdauern, können zudem sogenannte Hydrogele bei der Pflanzung im Wurzelbereich beigegeben werden. Das Hydrogel gibt in dieser Zeit überlebensnotwendiges Wasser an die Pflanze ab.

Erschließung und Holzernte anpassen

Damit der Boden die Wasserspeicherfähigkeit erfüllen kann, muss die Struktur des Bodens im Zuge der Bewirtschaftung bestmöglich erhalten bleiben, oder wo notwendig verbessert werden. Die gezielte Erschließung des Waldes mit Forststraßen und Rückewegen bzw. Rückegassen ist daher sehr wichtig. Ein flächiges Befahren ist kontraproduktiv. Zu beachten ist, dass das Erschließungssystem dem Erntesystem angepasst wird und vor allem in steilem Gelände ein Wegenetz nur in jenem Ausmaß errichtet wird, um die erschlossenen Flächen mittels Tragseilrückung bewirtschaften zu können. Im Zuge der Erschließung können auch kleinere „Wasser-Rückhaltebecken“ angelegt werden, die mehrere Funktionen erfüllen. Einerseits können größere Wassermengen bei Niederschlagsereignissen aufgenommen werden. Andererseits verbessern sie auch das Waldinnenklima. Weiters sind solche Tümpel wahre Biodiversitäts-Hotspots und nicht zuletzt können diese Wasserstellen auch bei einer raschen Waldbrandbekämpfung

Abgestorbenes, vermoderndes Holz als Wasserspeicher

Biotopholz ist das wichtigste Struk- turelement in Bezug auf Erhalt und För- derung waldbezogener Arten. In einem fortgeschrittenerem Stadium der Verrot- tung speichert es aber auch Wasser und kann es in Trockenphasen wieder abge- ben. Ein ausgewogenes Maß an Totholz ist daher sinnvoll. Auch hier müssen die örtlichen Gegebenheiten im Auge be- halten werden, denn z.B. in Trockenge- bieten erhöht zu viel Totholz die Wald- brandgefahr. Im steilen Gelände bzw. im Einzugsbereich von Bächen kann ein zu hoher Totholzanteil bei Starknieder- schlägen zu Verklausungen führen.

Nährstoffmanagement

Bei der Holzernte sollte das feine Ast- material im Bestand verbleiben. Es ent- hält nicht nur die meisten Nährstoffe, sondern trägt auch zur Humusbildung bei. Humusreiche Waldböden können vergleichsweise mehr Wasser aufnehmen. Die Einarbeitung von Biokohle (Pyrolyseprodukt) ist eine Möglichkeit, um eine Bodenverbesserung erreichen zu können und die Wasserspeicherkapazität zu erhöhen. Zudem werden die in der Biomasse enthaltenen Nährstoffe wieder dorthin rückgeführt, von wo sie ursprünglich herkommen.

Naturverjüngung und kleinflächige Verjüngungsformen fördern das Wassermangement.

Spezielle Erntesysteme verhindern ein flächiges Befahren und unterstützen so die Vitalität des Bodens.

Ein vielschichtiger und gesunder Waldboden ist der beste Wasserspeicher.

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