Waldbrandbekämpfung im heimischen Wald

Artikel aus Ausgabe 3/2023

In Frohnleiten, Orsteil Wannersdorf im Bezirk Graz-Umgebung kam es am 16. März 2023 zu einem Waldbrand nahe der Bahnstrecke. Mehr als hundert Einsatzkräfte der Feuerwehren standen stundenlang im Einsatz. Laut Angaben der Polizei war ein Funkenflug eines Güterzugwaggons der Auslöser für den Brand.

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Ausgabe: 3/2023
Thema: Wald & Gesellschaft, Wald & Schutz, Wald & Wirtschaft
Bundesland: Österreich
Autor:in: Maximilian Handlos

Zwei Stunden nach der Erstalarmierung musste von seitens der FF Frohnleiten der Abschnittsführungsstab des Abschnittes 1-BFVGU und der Waldbrand- und Löschzug des Bereichsfeuerwehrverbandes Graz-Umgebung alarmiert werden. Der Grund für die schnelle Ausbreitung des Brandes auf das darüber liegende Waldstück war durch Einsetzen des Windes im betroffenen Gebiet begründet. Innerhalb kürzester Zeit waren an die hundert Einsatzkräfte vor Ort um den ausgeweiteten Brand zu löschen. Aufgrund des extrem unwegsamen und steilen Geländes waren die Einsatzkräfte sehr gefordert. Erst am Morgen des nächsten Tages konnte von der Feuerwehr „Brand AUS“ gegeben werden.

Besondere Maßnahmen

Bereichsfeuerwehrkommandant OBR Gernot Rieger: „Aus Erfahrung aus den letzten Waldbränden haben wir gelernt, dass eine effektive Waldbrandbekämpfung, nur durch eine Kombination aus Brandbekämpfung aus der Luft (mit Hubschrauber) und der Bekämpfung der Bodenfeuer (vor allem der Glutnester) durch die Bodenmannschaften Sinn macht und funktioniert.

Bedingt durch die Topografie in der Steiermark stellen Brände, im meist unwegsamen Gelände, die Feuerwehren vor besonderen Herausforderungen. Um diese Herausforderungen welche in Zukunft sicherlich noch häufiger auf uns zukommen werden, meistern zu können, wurden seitens der Bereichsfeuerwehrverbände und des Landesfeuerwehrverbandes Steiermark Maßnahmen getroffen. Diese Maßnahmen beinhalten neben der Anschaffung von spezieller Waldbrandausrüstung (Bekleidung, Gerätschaften, Fahrzeuge, Löschwasserbehälter usw.) auch die Ausbildung der Mannschaft (spezielle Lehrgänge für Waldbrandbekämpfung an der Landesfeuerwehrschule in Lebring).

Wir im Bereichsfeuerwehrverband Graz-Umgebung haben uns mit einem eigenen Waldbrandzug, welcher auf das Verlegen von Löschleitungen im extrem steilen Gelände spezialisiert ist sowie einer Waldbrandeinheit welche für die Brandbekämpfung im Unwegsamen Gelände (Seiltechnik, Sicherungstechnik, Brandbekämpfung mit Löschrucksäcken usw.) geschult ist, vorbereitet und spezialisiert.

Nicht nur als Bereichsfeuerwehrkommandant, sondern auch als Waldbesitzer liegt mir der Schutz unserer heimischen Wälder am Herzen. Verbote und Verordnungen, welche Waldbrände verhindern können, müssen seitens der Behörden noch strikter verhängt werden.“

Integriertes Waldbrandmanagement

Ao.Univ.Prof. DI Dr. Harald Vacik, BOKU Wien: „In den letzten Jahren deuten die verheerenden Waldbrände in der ganzen Welt immer mehr darauf hin, dass der Anstieg von extremen Flächenbränden durch den vom Menschen verursachten Klimawandels bedingt ist. Höhere Temperaturen in Kombination mit längeren Dürreperioden, die Veränderung bei der Waldbewirtschaftung, Landflucht, sowie die intensivere Nutzung der Wälder für Freizeitzwecke sind Ursachen, welche die Wahrscheinlichkeit von häufigeren und intensiveren Flächenbränden auch in der Alpenregion erhöhen. Waldbrände in den Alpen führen zu großen Schäden bei Schutzwäldern, einer höheren Anfälligkeit für Naturgefahren und damit zu hohen Kosten bei der Brandbekämpfung und den erforderlichen Wiederherstellungsmaßnahmen. Die Brandbekämpfung ist generell schwierig in den Bergwäldern aufgrund vieler entlegener Gebiete und der schroffen Topografie, was den Einsatz von Helikoptern, die Anlage von Löschteichen und eine gute Erschließung mit Forststraßen erforderlich machen. Aufgrund des zunehmenden Trends, Siedlungen in der Nähe der Wälder zu errichten, ist dieser Verzahnungsbereich (Wildland-Urban-Interface) besonders betroffen, da Flächenbrände die urbanen Gebiete stark beeinträchtigen und die kritische Infrastruktur und technischen Einrichtungen zerstören können.

Nur ein integriertes Waldbrandmanagement, das sich mit den Herausforderungen des gegenwärtigen und zukünftigen Feuerregimes in Bergwäldern befasst, die Bedürfnisse der Menschen, die im Alpenraum leben und ihn besuchen, berücksichtigt und darauf abzielt, die negativen Auswirkungen von Bränden zu minimieren, kann hier geeignete Lösungsansätze liefern. Das im Jahr 2022 vom BML verabschiedete Aktionsprogramm „Brennpunkt Waldbrand“ und die im Waldfonds initiierten Förderungen können diese Bestrebungen unterstützen. Die identifizierten Maßnahmen in den drei Zielkorridoren sollen bis 2030 den Austausch zwischen Verwaltung, Wissenschaft, Einsatzorganisationen, Privatwirtschaft und betroffener Bevölkerung stärken und Anpassungsmaßnahmen für die deutlich spürbaren Folgen des Klimawandels unterstützen.“

Fakten & Details

​Was braucht es für die Entstehung eines Waldbrandes?

  • Trockenheit des brennbaren Materials
  • Eine Entzündungsquelle: Entweder löst ein Blitzschlag eine Entzündung aus, oder es findet eine (in)direkte menschliche Einflussnahme statt
    (z. B. weggeworfene glimmende Zigarettenstummel, heiße Asche, Funkenflug durch Züge, außer Kontrolle geratene Feuer oder Brandstiftung).

Was erhöht das Auftreten eines Waldbrandes?

  • Die starke Präsenz von Menschen im Wald für Freizeit und Erholung führen besonders an Wochenenden und an Feiertagen zu mehr Waldbränden.
  • Wälder in der Nähe von Siedlungen und Straßen sind häufiger betroffen.
  • Kiefernwälder auf Südhängen sind besonders gefährdet.
  • Lange Kronen oder Unterwuchs können in besonders gefährdeten Gebieten als Feuerleiter dienen, Kronenbrände verursachen und das Brandverhalten in hohem Maße beeinflussen.
  • Die Ansammlung von Totholz (durch extensive Waldbewirtschaftung oder durch Stürme und Borkenkäferbefall) kann die Intensität des Brands erhöhen.

Hier lässt sich erahnen, welche große Herausforderung an Mensch und Technik gestellt werden.

Der Waldbrand in Frohnleiten konnte nach knapp 19 Stunden gelöscht werden. Das ist nur der professionellen Feuerwehr zu verdanken.

Eine achtlos weggeworfene Zigarette entfacht leicht einen verheerenden Brand.

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