Urvertrauen, Gelassenheit und Mut als Lebenselixiere

Artikel aus Ausgabe 2/2018

Viele Lebensweisheiten machen nach dem Besuch an der slowenischen Grenze nachdenklich: "Wir genießen das, was wir haben. Wir brauchen nicht nach dem zu streben, was andere meinen, was wir haben sollten. Der Profit alleine kann niemals das Ziel sein. Wir arbeiten uns sicher nicht zu Tode, um dreimal im Jahr auf Urlaub fahren zu können."

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Ausgabe: 2/2018
Thema: Wald & Wirtschaft
Bundesland: Steiermark
Autor:in: Maximilian Handlos

In der Südweststeiermark südlich von Eibiswald, fünf Kilometer Luftlinie von Slowenien entfernt, bewirtschaften Barbara und Michael Nauschnegg auf einer Anhöhe ihren land- und forstwirtschaftlichen Betrieb. Gleich zu Beginn meines Besuches zeigte sich, dass die Nausch-neggs ganz klare Vorstellungen für ihre Lebensgestaltung haben. Jeder Betriebszweig, ob Land- oder Forstwirtschaft, muss aus Sicht der Familie wirtschaftlich für sich alleine stehen. „Wir bewirtschaften nicht unsere Wälder, um die Landwirtschaft erhalten zu können!“ betont das Ehepaar Nauschnegg. „Und alles was wir machen, soll auch etwas bringen. Wir können nicht heute investieren und unsere Kinder müssen dafür in 30 Jahren noch zurückzahlen“. Michael Nausch-negg kann sich auf keinen Fall vorstellen auswärts arbeiten zu gehen, um die Landwirtschaft zu finanzieren. Bäuerin und Bauer sind sich einig – auch auf die Lebensqualität muss ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Beiden liegt die Zukunftsfähigkeit des Betriebes besonders am Herzen. Denn auch die Kinder müssen vom Tun und Handeln profitieren können.

Klimafitte Waldbewirtschaftung

Das forstwirtschaftliche Ziel besteht darin, durch das Durchforsten und Entrümpeln Licht auf den Boden zu bringen, um zukünftig keine Jungpflanzen mehr selber pflanzen zu müssen. Der Weg dorthin schien möglich. Auch in den Kiefernbeständen gelang es, eine Naturverjüngung zu entwickeln. Äste und Wipfel verbleiben immer im Wald, auch Laubhölzer unter 10 cm Durchmesser und kleine Bäume werden beim Durchschneiden nicht entfernt. Aufforsten ist auf Grund des starken Unkrautwuchses wirklich sehr schwierig. Leider verwarf der Föhnsturm vom vergangenen Dezember diesen Weg. In diesem Frühjahr werden auch Dienstleister beim Aufforsten unterstützen, da im Frühjahr auch die intensive Arbeitsphase in der Landwirtschaft beginnt. „Der Boden ist durch die hohen Schneemengen im Winter sehr feucht. Die Windwurfflächen haben wir sehr gut abgeräumt. Wir müssen rasch handeln und große Jungpflanzen mit 60 cm + in den Boden bringen, um den kleinen Bäumen einen Zeitvorsprung in der Entwicklung gegenüber Unkräutern und Dornen zu geben.“ meint der Betriebsführer. Einen interessanten Aspekt wirft die Frage rund um die Borkenkäferproblematik auf. Nauschnegg bestätigt zwar, dass schon vereinzelt Käferbefall auftritt. Allerdings konnte eine größere Verbreitung in der Vergangenheit sehr gut vermieden werden. Den wesentlichsten Aspekt beschreibt er folgendermaßen: „Wir Waldbauern in der Region schauen sehr gut aufeinander. Wenn wir irgendwo einen befallenen Baum entdecken, dann machen wir uns sofort gegenseitig darauf aufmerksam.“

Unterschiedliche Baumarten

Mit über 50 % stellt die Fichte den größeren Anteil am Betrieb Nauschnegg. Sie wird auch weiterhin in den Gunststandorten gefördert werden. Buche, Kiefer, Kastanie, Esche (manche überleben, besonders jüngere Bäume), Ahorn, Erle, Eichen, Ulmen (wachsen mittlerweile wieder ganz schön), Kirschen, Nuss, Vogelkirsche und auch vereinzelte Tannen finden sich am Betrieb. Einen Mischbestand aus Fichte und Buche sieht der Waldbauer eher negativ – weder Buche noch Fichte entwickeln sich nebeneinander gut. „Ich bin mit der Buche nicht ganz glücklich. Ja, sie passt bei sehr schlechten Standorten. Aber für die Energieholzproduktion gibt es andere Hölzer, die schneller wachsen und für eine Wertholzproduktion haben wir genug andere heimische Baumarten, die sich hier bei uns sehr gut entwickeln.“ meint Nauschnegg. Die Kiefernbestände wachsen auf den trockenen Standorten sehr gut, für die Tanne besteht wegen der hohen Wilddichte kaum eine Überlebenschance. Die Überzeugung, dass der Wald uns zeigt, welche Baumarten sich am besten entwickeln können, leitet die forstwirtschaftlichen Überlegungen des Forstwirtschaftsmeisters. „Ich bin mir sicher, dass wir genug heimische Baumarten haben, die auch auf Grund des Klimawandels in der Zukunft überlebensfähig sind. Wir benötigen daher keine exotische Baumarten wie Douglasie oder Küstentanne.“

Herausforderung Föhnsturm

„Am meisten schmerzt uns, dass wir die Windwürfe vom Dezember 2017 nicht gänzlich selbst aufarbeiten konnten. Aber die Menge war einfach zu groß. Die Erntekosten von Seilkran und Harvester schlagen sich mit nahezu 40.000 € zu Buche. Das wäre unser Geld, unser Arbeitseinkommen gewesen. Bis zu diesem Föhnsturm im Dezember des Vorjahres benötigten wir in der Vergangenheit noch nie Fremdarbeitskräfte für die Arbeit im Wald.“ Rund vier Hektar Waldfläche des Betriebes fielen dem Föhnsturm zum Opfer. Meist waren es 50- bis 60-jährige Bestände, enddurchforstet, vor Einleitungsmaßnahmen für Naturverjüngungen. Durch das Erkennen des Ausmaßes, durch das schnelle Reagieren vom Betriebsführer und durch die Unterstützung vom Waldverband mit Waldhelfer Erwin Fötsch konnte äußerst rasch mit der Aufarbeitung begonnen werden. Bereits zwei Tage nach der Katastrophe startete der erste Seilkran am Betrieb, bis Weihnachten konnte ein Viertel der Holzmenge abtransportiert werden und am 20. Jänner war der Seilkran mit der Ernte von fast 1.000 Festmeter Holz fertig. Wo der Wind seine Schneise hinterlassen hat, wurde fast alles entwurzelt, abgesehen von den Kiefern – die haben sich sehr gut gehalten. Über den gesamten Betrieb verstreut liegen noch Einzelwürfe, die der Bauer allerdings selber aufarbeitet.

Unsere Heimat stärken

Als Gründungsmitglied gestaltete Senior Nauschnegg die Entwicklung der Nahwärme Eibiswald 25 Jahre lang wesentlich mit. Heute verkauft die bäuerliche Genossenschaft mit 15 Mitgliedern 8 – 9 Gigawattstunden Wärme und benötigt mehr als 10.000 Schüttraummeter Qualitätshackgut aus Stammholz im Jahr. Die Abnahme von Hackgut zu einem sehr guten Preis bringt auch Familie Nauschnegg einen positiv wirtschaftlichen Vorteil. Denn durch das Entrümpeln des Waldes in den letzten Jahren fiel sehr viel Energieholz an, welches der Genossenschaft als Hackgut verkauft werden konnte. Der Bäuerin erfährt durch ihren Mann große Wertschätzung, weil sie bei den Kindern zu Hause bleiben und die Entwicklung der Kinder tagtäglich hautnah miterleben und selbst gestalten kann. Überhaupt hat das gemeinsame Familienleben von Alt und Jung im Hause Nauschnegg einen besonderen Platz. „Natürlich gibt es Meinungsverschiedenheiten, meist sind es Missverständnisse“ erzählt Barbara Nauschnegg, „aber wir Frühstücken gemeinsam und essen selbstverständlich auch gemeinsam zu Mittag. Es gibt daher genug Möglichkeiten, sich unterschiedliche Sichtweisen auszureden und ein klärendes Gespräch zu führen. Und das tun wir auch.“

Fakten & Details

Vollerwerbsbetrieb
Barbara und Michael Nauschnegg vlg. Stelzer
Sterglegg 18, 8552 Eibiswald
3 Kinder 2, 5, 7 Jahre – Anna-Lena, Paul und Jakob
Eltern Berta und Peter

Ausbildung
Michael: Matura Raumberg und Forstwirtschaftsmeister
Barbara: HAK Matura

Flächenausstattung
40 ha Landwirtschaft, davon 26 ha gepachtet
36 ha Wald

Landwirtschaft
40 Fleckvieh Milchkühe mit weiblicher Nachzucht, Stierkälber im Alter von
2 Wochen an Mäster verkauft
Biomilchbetrieb seit einem Jahr
Laufstall mit Melkstand wurde 2004 erbaut

Maschinen für den Forst
90 PS Allradtraktor
5,5 to Funkseilwinde Igland, 20 Jahre alt
3 Motorsägen

Idyllisch auf einer Anhöhe an der Grenze zu Slowenien liegt der Stelzerhof.

Generationenübergreifende Forstwirtschaft – Altbauer, Bauer und Jungbauer.

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