Mit Herz und Verstand im Einsatz für den Wald

Artikel aus Ausgabe 4/2023

Bereits im Jahr 2013 ging der Österreichische Staatspreis für eine vorbildliche Waldbewirtschaftung mit konsequenter Wertholzerziehung an den Betrieb der Familie Schwarz, an den mittlerweile Senior Bewirtschafter Wolfgang Schwarz. Zehn Jahre nach dieser großartigen Auszeichnung durften wir erneut vorbeischauen und mit Freude feststellen, dass sich wieder einiges am Betrieb getan hat.

Umgeben von Obstplantagen befindet sich auf einer kleinen Anhöhe die Hofstelle der Familie Schwarz am Ziegenberg, der Gemeinde Ottendorf im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld des oststeirischen Hügellandes. Motiviert und zielstrebig wurde der Betrieb mit Beginn des Jahres von der Jugend übernommen, Betriebsführer Daniel und seine Frau Julia bewirtschaften den Obstbau-Forstbetrieb gemeinsam mit ihren drei Kindern und nach wie vor mit der tatkräftigen Unterstützung der Eltern Erna und Wolfgang. Julia arbeitet Teilzeit als Planerin in einer Tischlerei, ansonsten wird der Betrieb als Vollerwerbsbetrieb geführt.

Bereits seit den 1970er Jahren wird am Betrieb intensiv Obstbau betrieben. Auf insgesamt 7 ha Äpfel und 1 ha Zwetschken wird Tafelware für den Frischmarkt produziert. Seit dem Jahr 2018 sind sie qualifizierter Biobetrieb und sichtlich stolz darauf. Vermarktet wird das Obst über die Erzeugerorganisation „Von Herzen Biobauern“ im Obstlager in Puch bei Weiz. Arbeiten im Obstbau finden das ganze Jahr hindurch statt, vom Obstbaumschnitt im Winter, der mechanischen Pflanzstreifenpflege und dem Pflanzenschutz, dem wichtigen „Qualitätsausdünnen“ der zu vielen Äpfel am Baum in den Sommermonaten und letztendlich der Ernte im Spätsommer/Herbst. Gemeinsam mit der Familie und in Spitzenzeiten mit den Erntehelfern werden diese Arbeitsschritte bewerkstelligt. In Summe nimmt der Obstbau, laut den Bewirtschaftern eine Arbeitsintensität von rund 70 % über das Jahr hinweg ein, die restlichen 30 % werden mit viel Leidenschaft dem Wald gewidmet.

Wir setzen auf Baumartenvielfalt

2013 ging der Österreichische Staatspreis für eine vorbildliche Waldbewirtschaftung mit konsequenter Wertholzerziehung an den mittlerweile Senior Bewirtschafter Wolfgang Schwarz und das zurecht. Nach wie vor verschlägt es daher immer wieder Exkursionsgruppen zu ihnen in den Wald. Damals gehörten zum Betrieb rund 16 ha Wald, mittlerweile hat sich die Waldfläche durch Zukauf auf rund 31 ha vergrößert. Auf einer Seehöhe von 280 bis 380 m herrschen sehr gute Bedingungen für eine gute Baumartendurchmischung, auf diese Vielfalt wird aber auch schon seit zwei Generationen Wert gelegt und das sieht man an den vorzufindenden Beständen. Die Baumartenzusammensetzung auf die gesamten zum Betrieb gehörenden Flächen belaufen sich auf ca. 35 % Fichte, 15 % Kiefer, 25 % Rot- und Weißbuche, die restlichen 25 % teilen sich auf Edellaubhölzer wie Ahorn, Rot-, Stiel- und Traubeneiche, Vogelkirsche, Ulmen sowie Schwarz- und Walnuss auf. „Der eingeschlagene Weg in Richtung Edellaubholz, zeichnet sich aufgrund der Höhenlage und der Wachstumsbedingungen für uns als der Richtige ab“, so die Familie Schwarz.

„Wir legen unseren Fokus sehr auf Naturverjüngung mit vorangegangener Bestandesauflichtung und kleineren Kahlflächen. Vor einigen Jahren haben wir versucht auf diesen freien Flächen die Baumartenvielfalt durch Wildobstarten wie Speierling und Elsbeeren zu erhöhen. Vom Bäume setzen, sind wir aber so ziemlich abgekommen, da wir den Wilddruck durch Zäunungen entschärfen. Idealerweise auch, weil wir schon in dieser glücklichen Lage sind viele verschiedene Baumarten bereits im Fruktifikationsalter und somit genug Samen für eine natürliche Weitervermehrung haben“, so Daniel Schwarz. Diese Zäune werden aber nach ca. 6 bis 8 Jahren entfernt, sobald die Edellaubhölzer die Verbisszone klar überragen. Die Resultate können sich sehen lassen. Aufgrund des hohen Laubholzanteiles setzen sie sich viel mit dem Thema Wertastung und Wertholzerziehung auseinander.

Für den Obstbaumschnitt hat die Familie Schwarz elektrische Baumscheren. Als kleiner Luxus wurde vor kurzem eine bis auf vier Meter Länge ausziehbare Teleskopstange gekauft, welche über Bluetooth mit der elektrischen Baumschere gekoppelt wird. Mit dieser ausziehbaren Astungsschere wird das Wertasten wesentlich erleichtert und somit ergibt sich eine große Zeitersparnis für diese Maßnahme.

„Bei der Laubholzerziehung befinden wir uns waldbaulich meiner Meinung nach in der Königsdisziplin. Ich glaube daher, dass wir uns als Obstbauern etwas leichter tun, da wir vielleicht ein intensiveres Verständnis für das richtige Schneiden haben“ (Spitzenförderung, Konkurrenztriebe, Förderung der Wundheilung durch exakten Astschnitt) erklärt Daniel, der 2021 den Forstfacharbeiter in Pichl absolviert hat. Familie Schwarz macht rund alle 2 bis 3 Jahre einen Erziehungschnitt bei den Zukunftsstämmen um einen möglichst langen astfreien Stamm (6 bis 10 Meter) zu erzielen. Von einer natürlichen Selbstreinigung im Dichtstand halten sie eher wenig, dafür aber von dienenden Schattbaumarten wie Weißbuchen, Rotbuchen, Tannen und neuerdings Eiben, welche dann am bereits astfreien Stamm verhindern sollen, dass sich wieder neue Austriebe bilden.

Vermarktung Holz

Bis die Wertlaubhölzer ihre erntereifen Dimensionen erreichen (BHD>70cm) werden wohl noch einige Jahre vergehen. Um den Zuwachs zu fördern sind aber immer wieder Durchforstungen und Auflichtungen unbedingt notwendig. Im Regelfall erledigen die Waldarbeit das Vater-Sohn-Duo alleine, aber auch der Harvester ist schon zum Einsatz gekommen. Der Holzeinschlag pro Jahr beträgt ca. 250 fm. Das anfallende Energieholz wird zum einen als Hartbrennholz (ca. 100 rm) direkt ab Hof weitervermarktet und zum anderen als Hackgut an die Nahwärme Ottendorf geliefert. Zusammen mit drei weiteren Betreibern werden zwei Heizanlagen (ÖWGes Wohnsiedlung mit 100 KW und der Ortskern mit 300 KW) versorgt.

Das anfallende Blochholz wird über den Waldverband vermarktet. „Wir sind einfach überzeugt vom Konzept Waldverband, die Transparenz, Nachvollziehbarkeit der Sortierung und Abrechnung, der gemeinschaftliche Gedanke und das Bemühen, dass das richtige Sortiment zum richtigen Sägewerk kommt spricht einfach für sich“, meint Wolfgang Schwarz. Er ist auch Obmann Stellvertreter im Waldverband Hartberg-Fürstenfeld, noch, wie er betont, denn auch hier möchte er gerne den Jungen den Vortritt lassen, die neue Ideen und Dynamik in den Vorstand bringen sollen.

Ziele für die Zukunft

Speziell in den letzteren zugekauften Waldflächen sind starke Durchforstungsrückstände zu verzeichnen die nachzuholen sind. Der Fokus liegt in der Laubholzerziehung, ausgehend von einer standortgerechten Baumartenvielfalt sowie einer rechtzeitigen Wertastung der Zukunftsstämme. Die Förderung der Naturverjüngung bzw. die Bestandesumwandlung sollen weiterhin forciert werden, um für die Zukunft möglichst robuste und widerstandfähige Wälder zu erhalten.

Fakten & Details

Familie
Daniel und Julia Schwarz
Kinder Noah 7 Jahre, Livia 5 Jahre und Samuel 2 Jahre
Eltern Wolfgang und Erna
Ziegenberg 45, 8312 Ottendorf an der Rittschein

Betriebsgröße
31 ha Wald
7 ha Äpfel (BIO)
1 ha Zwetschken (BIO)
Seehöhe 370 m

Baumartenverteilung
35 % Fichte, 15 % Kiefer, 25 % Rot- und Weißbuche, 25 % Edellaubhölzer

Maschinenausstattung für den Forst
New Holland TL90
Rückezange

In Gemeinschaft:
Igland 5,5 to Seilwinde mit Kunststoffseil
7,5 to Kran Funkseilwinde mit Stahlseil
Forstanhänger Maschinenring

Stolz zeigen Daniel und Wolfgang eine 8 m hohe astfreie Ulme, eine Belohnung für jahrelange Bemühungen.

Ein Blick auf einen kleinen Teil ihrer insgesamt 8 ha großen Obstplantage Hang unterseits ihrer Hofstelle.

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