Maschineneinsatz im Bauernwald – geht das?

Artikel aus Ausgabe 1/2024

„Wenn das „Radl“ gut organisiert ist, dann ist das eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, sind sich die Waldhelfer Leo Weinzinger und Manuel Buchmayr (Forstservice Buchmayr) aus Freistadt sicher und treten in der folgenden Reportage auch sogleich den Wahrheitsbeweis an.

Mehr finden zu …

Ausgabe: 1/2024
Thema: Reportage, Wald & Technik
Bundesland: Österreich
Autor:in: Mag. Roland Hinterberger

Oftmals sind gerade Kleinwaldbesitzer:innen der Meinung, dass sich aufgrund ihrer geringen Waldfläche bzw. aufgrund der geringen Holzentnahmemengen ein Maschineneinsatz nicht rechnet oder auch gar nicht möglich ist. Das stimmt so aber nicht! Dieser Bericht soll aufzeigen, dass ein koordinierter und gut organisierter Maschineneinsatz auch im Kleinwald möglich und sowohl wirtschaftlich als auch waldbaulich sinnvoll ist. Vorweg eine kurze Vorstellung der handelnden Personen: Waldhelfer Leo Weinzinger ist Forstwirtschaftsmeister aus Windhaag bei Freistadt. Als Waldhelfer ist Leo bereits in der zweiten Generation in der Region Freistadt, Windhaag, Leopoldschlag und Grünbach tätig. Manuel Buchmayr ist ebenfalls Forstwirtschaftsmeister und führt seit 2014 gemeinsam mit seinem Bruder Christian, ebenfalls Forstwirtschaftsmeister, das Forstservice Buchmayr. Der aktuelle Maschinenpark umfasst drei Harvester, zwei Forwarder und zwei Rückezüge. Ein Harvester und ein Forwarder wurden speziell für den Einsatz im Steilgelände mit einer Traktionswinde ausgestattet. Das Einsatzgebiet des Brüderpaares, gemeinsam mit ihren sieben Mitarbeitern, ist vorwiegend der Privatwald im Bezirk Freistadt und Umgebung, jedoch sind sie auch im restlichen Oberösterreich anzutreffen. Darüber hinaus ist Manuel Buchmayr auch selbst Waldhelfer in seiner Heimatgemeinde St. Oswald bei Freistadt sowie in St. Leonhard, Sandl und Weitersfelden und Bezirksobmann im Bezirk Freistadt.

Eingangs die Frage an dich, Leo: Wie kann man sich so einen organsierten Maschineneinsatz im Kleinwald vorstellen? Ab welcher Waldfläche ist so etwas möglich, von welchen Holzmengen sprechen wir hier und wie sieht es mit den Distanzen zwischen den Einsätzen aus?

Weinzinger In meinem Gebiet organisiere ich in Normalzeiten zweimal jährlich ein solches „Radl“ oder genauer gesagt einen überbetrieblichen koordinierten Maschineneinsatz. Überwiegend handelt es sich dabei um Durchforstungen und Vorlichtungen. Kalamitäten oder Schadereignisse sind hier nicht berücksichtigt. Im Falle eines Schadereignisses sind dann noch zusätzliche Einsätze zu organisieren. Bei einem solchen „Radl“ nehmen in der Regel zwischen 15 und 20 Waldbesitzer teil. Die Waldflächen bzw. Eingriffsflächen sind unterschiedlich groß, von einem halben Hektar bis fünf Hektar und mehr ist alles möglich. Die Holzentnahmemengen bewegen sich üblicherweise in einem Bereich zwischen 50 und 500 Festmeter, wobei wir nach oben offen sind (schmunzelt). Bei ordentlicher Planung und Vorbereitung der Flächen ist so ziemlich alles möglich. Ein weiterer wichtiger Punkt ist eine optimale Routenplanung. Meistens betragen die Distanzen zwischen den einzelnen Waldbesitzern im Durchschnitt zwei bis drei Kilometer. Wichtig ist auch, dass man beim zeitlichen Ablauf gewisse Puffer einplant, um auf das Wetter und die vorherrschenden Bodenverhältnisse reagieren zu können. Pflegliches Arbeiten ist mir enorm wichtig, wenn die Witterung nicht passt, dann wird Notfalls abgestellt. Vom zeitlichen Horizont gesehen bewegt sich so ein „Radl“, abhängig von der Teilnehmerzahl, meist zwischen drei bis sechs Wochen.

Stichwort Kalamitäten und Schadereignisse, was kannst du / könnt ihr uns hierzu mitteilen?

Weinzinger Gerade bei Schadereignissen ist ein überbetrieblicher Maschineneinsatz sehr zu empfehlen. Insbesondere im Hinblick auf die Arbeitssicherheit ist der Einsatz von forstlichen Dienstleistern mit entsprechender Maschinenausstattung dringend anzuraten. Wichtig ist für mich als Waldhelfer, dass ich Stammdienstleister habe, wie das Forstservice Buchmayr, auf welche ich mich auch bei Schadereignissen verlassen kann.

Buchmayr Aus meiner Sicht ist die Arbeitssicherheit gerade bei Schadereignissen ein Hauptargument für den Einsatz von Maschinen. Schadereignisse passieren üblicherweise auch nicht genau dann, wenn die Waldbesitzer:innen gerade Zeit dafür haben. Auch für uns als Dienstleister, ist gerade bei Schadereignissen die Zusammenarbeit mit einem Waldhelfer, welcher die Einsatzorganisation und die überbetriebliche Koordination durchführt, äußerst wichtig und gut, damit wir uns rein auf die Aufarbeitung der Schadflächen konzentrieren können.

Kommen wir zurück zu den geplanten Einsätzen. Was ist für dich als Waldhelfer in der Vorbereitung wichtig, welchen Beitrag können die Waldbesitzer:innen dazu leisten?

Weinzinger Optimal ist es natürlich, wenn man ausreichend Vorlaufzeit hat. Je früher sich die Waldbesitzer:innen melden, umso besser kann man planen. Im Idealfall wird eine geplante Durchforstung bis spätestens Ende Sommer bei mir angemeldet, der Einsatz erfolgt dann üblicherweise bei einem der beiden organisierten „Radl“ im Herbst oder Winter. Vor der Nutzung werden die Flächen von mir großteils gemeinsam mit den Waldbesitzer:innen besichtigt und der Eingriff (Durchforstung, Vorlichtung etc.) besprochen. Dabei ist auch wichtig, dass die Grundgrenzen geklärt und auch entsprechend markiert werden. Weiters müssen Fahrtrechte und Lagermöglichkeiten des Holzes definiert und abgeklärt sein. Auch das Gelände, die Befahrbarkeit, die jeweiligen Rückedistanzen etc. werden von mir erhoben und haben Auswirkung auf die Wahl der eingesetzten Maschinen. In weiterer Folge werden dann mit dem Dienstleister die Nutzungen mittels Ab-Stock-Vertrag fixiert. Von Vorteil ist, dass das Forstservice Buchmayr und ich bereits ein eingespieltes Team sind. Die Einsatzroute wird definiert, Spezialflächen werden immer gemeinsam besichtigt und vor Ort besprochen. Bei uns weiß die rechte Hand immer, was die linke gerade tut.

Buchmayr Für mich als Unternehmer sind ein effizienter Informationsfluss und gegenseitige Wertschätzung sehr wichtig. Wie bereits erwähnt, ist die Abklärung der Grundgrenzen, Lagermöglichkeiten, Zufahrtswege etc. von essenzieller Bedeutung. Das Abschließen von Ab-Stock-Verträgen gibt auch mir als Unternehmer die notwendige Planungssicherheit. Weinzinger Nach Abschluss der Nutzung mache ich mit meinen Waldbauern immer eine Abschlussbesprechung, bei der der gesamte Einsatz nochmals evaluiert wird. Darüber hinaus definieren wir bei dieser Besprechung auch das Intervall für den nächsten Pflegeeingriff.

Stichwort Waldpflege: Welche Rolle spielt der Holzpreis bei Durchforstungseingriffen?

Weinzinger Dazu habe ich einen klaren Standpunkt: Durchforstungen gehören gemacht – unabhängig vom aktuellen Holzpreis! Ich sage immer: „Eine Kuh muss auch gemolken werden, egal wie der Milchpreis gerade ist“ (schmunzelt). Scherz beiseite. Regelmäßiges Durchforsten der Bestände erhöht die Stabilität und fördert die Vitalität, was wiederum eine Risikominimierung bedeutet. Darüber hinaus kann man als Waldbesitzer:in auch regelmäßiges Einkommen aus Pflegenutzungen lukrieren ohne eigenen Zeit- und Arbeitsaufwand.

Resümee Berücksichtigt man die Daten der letzten österreichischen Waldinventur, so kann man sagen, dass gerade im Kleinwald noch ein großes Potenzial an notwendigen Pflegeeingriffen und Verjüngungshieben (zusammengerechnet in OÖ: rund 65.000 Hektar) schlummert. Am Beispiel dieser Reportage wird vorgezeigt, dass koordinierte Maschineneinsätze im Kleinwald ein gutes und sinnvolles Instrument sind, um notwendige Pflegeeingriffe professionell durchführen zu können. Gerade Waldbesitzer:innen welche weder über die notwendige Zeit oder eine passende Maschinenausstattung verfügen, können von derartigen Einsätzen profitieren. Wenn der eigene Wald gut gepflegt ist, dann ist das Risiko geringer, dass man immer nur „unfreiwillig“ bei Schadereignissen Holz produziert. Darüber hinaus kann man Einkommen aus dem eigenen Wald ohne eigenen Arbeits- und Zeitaufwand erzielen. Wie eingangs erwähnt: Eine echte Win-Win Situation für unseren Wald und für seine Besitzer:innen.

  • Reportage
Der Wald als Lebensaufgabe
Seit dem Jahr 2005 ist Johann Pircher am Betrieb seiner Stieftochter Viktoria Pammer als Forstarbeiter angestellt. Seith...
  • Aufforstung
  • Reportage
Drei Generationen - ein Zusammenhalt
„Wir wollen unsere Freude am Tun an unsere Kinder weitergeben, zukunftsfit und nachhaltig wirtschaften, nicht noch meh...