Der Wald als Lebensaufgabe

Artikel aus Ausgabe 4/2022

Seit dem Jahr 2005 ist Johann Pircher am Betrieb seiner Stieftochter Viktoria Pammer als Forstarbeiter angestellt. Seither ist er für das Management Forst das rund 100 ha umfasst verantwortlich. Seine Devise – mit einfachsten Mitteln saubere Waldwirtschaft zu betreiben.

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Ausgabe: 4/2022
Thema: Reportage
Bundesland: Steiermark
Autor:in: Anna Zettl

Als es den leidenschaftlichen Waldbauern zum Betrieb Zörweg in der Kleinsölk im Bezirk Liezen verschlagen hat wusste er schnell, dass die Bewirtschaftung dieser Waldflächen seine „Lebensaufgabe“ werden wird. Von den insgesamt 100 ha Wald, wiesen zur Anfangszeit ca. die Hälfte starke Durchforstungsrückstände auf. In den vergangenen 17 Jahren konnten bereits rund 2/3 dieser Flächen durchforstet und gepflegt werden. „Mittlerweile sind die ersten Flächen schon wieder soweit, dass der nächste Pflegeeingriff durchgeführt werden kann, schmunzelt er.

Ursprünglich kommt Johann Pircher von einem Betrieb in der Größe einer Eigenjagd, den mittlerweile sein 37 Jahre alter Sohn mit viel Leidenschaft und Engagement führt. 18 Jahre lang arbeitete Pircher bei einem Forstbetrieb in der Nähe als Forstarbeiter. Aus dieser Zeit kann er viel Erfahrung rund um das Thema Bewirtschaftung und Arbeitstechnik mitnehmen. Aufgrund des kargen und mageren Bodens ist die Einleitung der Naturverjüngung nur sehr spärlich möglich, daher werden im Jahr pro Schnitt 500 Stück Forstpflanzen gesetzt. Aufgrund der Seehöhe, die sich am gesamten Betrieb von 1.000 bis 1.600 Meter erstreckt, hauptsächlich Fichten und Lärchen. Mit Wild und Begleitvegetation wie Brombeeren hat die Familie zwar nicht zu kämpfen, aber dafür mit der Trockenheit und deckenden Bodenpflanzen wie Heidelbeeren. Der Erfolgsfaktor, „erfolgreiche Verjüngung“ ist laut Pircher, dass 5-jährige Pflanzen versetzt werden. „Seitdem ich das mache habe ich nie mit übermäßigem Ausfall zu rechnen gehabt“, erläutert der Waldbewirtschafter. In den nächsten Jahren hofft er auch auf den Anstieg von natürlicher Verjüngung auf den Flächen.

Seilbahn-Nutzung

Waldbewirtschafter Johann Pircher beschreibt das Projekt wie folgt: “Im Frühjahr dieses Jahres wurde bei uns ein Seilkranprojekt am Betrieb gestartet. Die Besonderheit dabei war die kommerzielle Herangehensweise. Geschlägert, entastet und abgelängt wurde im Bestand, welcher eine durchschnittliche Neigung von 60 bis 70 % aufweist. Diese Arbeiten wurden alle eigenständig von mir durchgeführt. Nach der Schlägerung konnte dann bereits die Seilbahn aufgebaut werden. Zusammengearbeitet wurde mit einem langjährigen Bekannten von mir, mit dem ich schon bei früheren Arbeiten, als ich noch Holzknecht beim Forstbetrieb Porsche war, kooperiert habe.“ Warum er diesen Holzernteeinsatz so gemacht hat? In erster Linie war es ihm aufgrund des kargen und mageren Bodens wichtig, dass die Nährstoffe so gut es geht im Bestand verbleiben. Außerdem ist ein weiterer Pluspunkt das es bei diesem extremen Gelände eine relativ kostengünstige Variante dargestellt hat. Innerhalb von 59 Stunden wurden rund 450 fm an die Forststraße geseilt und konnten von dort aus direkt verladen und abtransportiert werden. Diese Nutzung ist auf alle Fälle ein gelungenes Vorzeigeprojekt.

Waldverband ein sicherer Partner

Alle anderen Holzernteeinsätze und Pflegeeingriffe führt der 64- jährige meistens im Alleingang durch. Mit seinem 620 Lindner aus dem Jahr 1974, seiner 6 Tonnen Seilwinde und einem Frontlader rückt und sortiert er alle Sortimente sortenrein. „Wenn ich dann wieder einen Zug fertig habe, mache ich eine Bereitstellungsmeldung bei unserem zuständigen Waldhelfer.“ Bereits bei der Gründung trat der Betrieb Zörweg dem Waldverband Liezen als Mitglied bei. „Wir haben immer über den Waldverband vermarktet, damals war es noch eine Holzgenossenschaft, die sich dann im Laufe der Jahre zur Waldwirtschaftsgemeinschaft Dachstein Tauernregion umgewandelt hat,“ erinnert er sich zurück. Der zuständige Waldhelfer Hans Fuchs ist erste Ansprechperson und Berater. Es werden alle Sortimente über den Waldverband vermarktet, stets bemüht „das richtige Holz zum richtigen Sägewerk“ zu liefern.

Wald und Wild

Der Wilddruck war in den 1990er Jahren ein Problem. Mit heutigem Stand sind Wald und Wild im Einklang, wie man so schön sagt. Die Schälschäden aus dieser Zeit haben natürlich Auswirkungen auf die Sortimente, aber alles in Maß und Ziel, so der Waldbauer, der es geschafft hat seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Durch die gezielte Bejagung sind keine nennenswerten neuen Schäden auf rund 90 ha zu verzeichnen. Die anderen 10 ha in Gröbming sind dafür stärker belastet. Die verlockende Tanne kann sich durch den Wilddruck nur schwer verjüngen. Reh-, Gams- und Rotwild finden sich auf den Flächen wieder. Eine Rotwildfütterung, betrieben vom Onkel der Betriebsführerin hoch oben sowie gezielter Abschuss unterstützt natürlich die Verminderung von Einstand und daraus folgenden Schälschäden.

Sommerpause Wald

Herbst und Winter ist „Wald-Zeit“. In den Sommermonaten wird gemeinsam bei den landwirtschaftlichen Arbeiten zusammengegriffen, schildert Pircher. Außerdem ist er den Sommer über auf der Alm als Almhalter für die Ochsen zuständig. 45 Stück Fleckvieh hat er in dieser Zeit zu beaufsichtigen bevor sie im Herbst wieder ins Tal heimkommen. „Normalerweise bin ich im Sommer wirklich nie im Wald außer es würde eine starke Kalamität wie zum Beispiel ein Sturmschadenereignis eintreten.“ Zur Frage, ob sie nie Probleme mit einem Borkenkäferbefall haben antwortet er klar: „Auf den insgesamt 100 ha Wald, die ich zu betreuen habe treten im Schnitt pro Jahr zwischen 10 bis 20 Bäume auf, in denen sich der Buchdrucker und der Kupferstecher eingebohrt haben. Ich räume diese aber nie gleich weg, sondern erst im Winter bzw. im Folgejahr.“ Seine Erklärung dazu ist, das umliegende Bäume im Umkreis von 10 bis 15 Metern in der Lage sind eine Resistenz gegen den Borkenkäfer zu entwickeln, daher schneidet er nie gleich drauf los, sondern wartet ab. Das Ergebnis hat sich bezahlt gemacht. 10 bis 20 Bäume auf 100 ha sind eigentlich gar nicht erwähnenswert“, schmunzelt Pircher. Natürlich ist er auch immer bemüht, alle bruttauglichen Materialen über den Winter zusammen zu räumen, bis auf Astmaterial bleibt im Wald der Familie nichts liegen, auch die Höhenlage von 1.000 bis 1.600 Meter spielt dabei eine Rolle.

Enkeltauglicher Forst

Nächstes Jahr will Johann Pircher dann die wohl verdiente Pension antreten. Aber ganz ohne Wald und Landwirtschaft wird diese wohl nicht verlaufen. Er freut sich schon darauf gemeinsam mit dem Schwiegersohn und vor allem seinen „Enkerln“ Thomas und Anna-Maria den Wald für ihre Generation weiter enkeltauglich zu machen. Vielleicht schafft er es ja, in ihnen auch das große Interesse für die Forstwirtschaft und die Verantwortung dahinter zu wecken.

Fakten & Details

Familie
Viktoria Pammer ist Betriebsführerin und führt gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, ihren beiden Kindern (Thomas, 5 Jahre, Anna-Maria, 3 Jahre) und der Mutter den Betrieb, sie übernehmen den landwirtschaftlichen Part, Johann Pircher hat den gesamten forstlichen Teil über.
Vlg. Schwöllinger, Kulmweg 94, 8962 Gröbming

Betriebsgröße
100 ha Wald
20 ha landwirtschaftliche Flächen
200 ha Alm

Landwirtschaft
Ochsenmast Fleckvieh

Baumartenverteilung
80 % Fichte, 20 % Lärche auf ~90 ha,
50 % Tanne, Rest Ahorn, Buche, Birke, Esche, Fichte auf ~10 ha

Maschinenausstattung für den Forst
620 Linder
6 to Funkseilwinde
Frontlader zum Sortieren

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