Drei Generationen – ein Zusammenhalt

Artikel aus Ausgabe 2/2023

„Wir wollen unsere Freude am Tun an unsere Kinder weitergeben, zukunftsfit und nachhaltig wirtschaften, nicht noch mehr übermotorisieren und unseren wertvollen Grund und Boden weiter schätzen und schützen. Denn alles was man gern macht, macht man bekanntlich auch gut“, so Kathrin Überfall.

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Ausgabe: 2/2023
Thema: Aufforstung, Reportage
Bundesland: Steiermark
Autor:in: Anna Zettl

Seit 1899 ist der Betrieb vlg. Michlbauer im Mürztal im Familienbesitz. Die Gesamtfläche belief sich damals auf ca. 17 ha, davon 11 ha Grünland und 6 ha Wald. Bereits Johann, der Vater des heutigen Betriebsführers begann im Jahr 1973 mit dem Zukauf von Waldflächen. Die Leidenschaft für den Wald und die Forstwirtschaft zieht sich bereits über Generationen und soll auch an die nächste Generation so weitergegeben werden. „Gerade im Wald hat man selber noch so viel in der Hand, so viele Gestaltungsmöglichkeiten und ersichtliche Erfolge, wenn auch erst für die nächste oder übernächste Generation“, beteuert der begeisterte Waldbauer. Nach dem Abschluss der Fachschule Hafendorf absolvierte Harald den Landwirtschaftsmeister und blieb danach als Vollerwerbsland- und forstwirt zu Hause. Seine Frau Kathrin arbeitete bis vor kurzem noch Teilzeit in einer Bank, zurzeit ist sie in Karenz und zuhause bei ihrem jüngsten Sohn Maximilian und den beiden größeren Marie und Vincent. „Meine Eltern arbeiten noch immer so fleißig mit am Betrieb, sonst wäre das bis dato so sicher nicht möglich gewesen, was die Zukunft bringt werden wir sehen“, beschreibt Harald dankbar.

Bio Milchviebetrieb

Stallbau 2008, Hausbau 2011, Umstellung der Rinderrasse und seit 2017 Biobetrieb. Nicht nur im Wald, sondern auch in der Landwirtschaft verfolgen die Betriebsführer eine klare Linie. „Aufgrund unserer Hanglage stand für uns irgendwann fest, auf eine vom Gewicht her leichtere Rinderrasse zu setzen. Da unser Haupterzeugungszweig die Milch ist entschieden wir uns für das Jersey Rind. Insgesamt 21 Milchkühe mit Nachzucht, was in Summe 45 Stück ausmacht, werden am Betrieb gehalten. „Die männlichen Kälber werden relativ früh meistens an Liebhaber verkauft, die weiblichen bleiben am Betrieb oder werden als Zuchtkalbinnen weiterverkauft“, erklären sie.

Ihre Strategie in der Landwirtschaft ist „low input“ – was bedeutet, dass die Tiere im Sommer nicht nur den Tag, sondern auch die Nacht auf der Weide verbringen. Der Vorteil ist kein bzw. nur minimales Zufüttern über die Sommermonate und damit einhergehend geringere Maschinen- und Aufwandskosten.

Projekt Klimafitter Wald

Das Thema Waldumbau und den Wald klimafit für die Zukunft zu machen steht am Betrieb schon Jahrelang an oberster Stelle. 2019 bot sich durch das Projekt „Klimafitter Wald“ eine gute Möglichkeit ein Experiment hinsichtlich Waldumbau und zukunftsfähige Baumarten anzustellen. Auf einer südseitig gelegenen aufgelösten Almfläche der Familie wurde eine 3,2 ha große Fläche mit einem 1,8 m hohen hasendichten Zaun eingezäunt. Insgesamt 7.000 Bäumchen von Fichten, Weiß- und Küstentannen, Douglasien, Lärchen, Roteichen, Bergahorn, Walnuss, und Kirschen wurden gepflanzt.

„Wir finden solche Projekte total sinnvoll und vor allem extrem wichtig, um in Zukunft hoffentlich auf die richtigen Baumarten zu setzen“, so die Familie. Allgemein wird am Betrieb stark auf Waldumbau und Naturverjüngung gesetzt. Derzeit ist die Baumartenverteilung 80 % Fichte, 10 % Lärche, 8 % Tanne und der Rest diverse Laubhölzer. Das Ziel ist es, durch dementsprechende Bewirtschaftung auf einen Tannenanteil von ca. 30 % zu kommen. „Wir sind bei diesem Vorhaben jährlich drauf und dran es umzusetzen, die Fichte wird bei uns aber ganz klar auch in Zukunft den Hauptbestandteil bilden immerhin hat sich auf unseren Seehöhen von 800 bis 1.100 m nach wie vor noch ihre Richtigkeit“, so der Betriebsführer. Seit 14 Jahren führt das Vater und Sohn Duo einen konsequenten Jahreseinschlag von 270 Efm durch. „Starke Durchforstungsrückstände haben wir eigentlich so gut wie gar nicht, nicht am Hauptbetrieb und nicht auf den zugekauften Waldflächen. Da wir jeden Winter im Wald sind, haben wir da schon ein gutes Rad, das läuft“, so Harald.

Winterzeit ist Holz-Zeit

Sobald die landwirtschaftlichen Arbeiten abgeschlossen sind geht es ab Oktober in den Wald. Je nach dem was gerade oberste Priorität hat, ob Durchforstung oder Einleitung der Naturverjüngung wird in das „Neue Holzernte Jahr“ gestartet. Aufgrund der guten Erschließung auf den gesamten Waldflächen wird größtenteils alles mit Traktor und Funkseilwinde eigens aufgearbeitet. Bis Dezember liegt der Fokus so gut es geht auf der Holzernte. Das gesamte Holz bis auf Energie- und Bauholz für Eigenbedarf wird schon von Anfang an über den Waldverband vermarktet. Der Waldverband ist für uns ein kompetenter und zuverlässiger Partner und auch die regelmäßigen Stammtische und Infos wie der Marktbericht sind so wertvoll. Außerdem hat man immer schnell einen Ansprechpartner zur Hand und so ist die optimale Vermarktung gesichert “, so Harald Überfall.

Ab Dezember startet dann auch das Christbaumgeschäft bei den Michlbauers. Auch bei den Weihnachtsbäumen wird gerne experimentiert so kann man bei den Überfalls die beliebte Nordmannstanne, die heimische Weißtanne, die pazifische Edeltanne, aber auch Blaufichte, Coloradotanne und Koreatanne für die besinnliche Zeit kaufen. Jedes Jahr werden ca. 250 Pflanzen nachgesetzt. Verkauft wird am Markt in Mürzzuschlag und daheim ab Hof. „Das vorzeitige Aussuchen durch die Käufer selbst bietet sich bei uns aufgrund des steilen und unwegsamen Geländes nicht so an“, schmunzelt Kathrin.

Nach dem „vorweihnachtlichen Stress“ geht’s bis März wieder ab in den Wald. Danach wird mit dem eigenen Gatter noch Bauholz für den Eigenbedarf wie den Hausumbau oder den Stallbau und für Nachbarn und Verwandte geschnitten. Bevor es dann wieder mit den notwendigen Frühjahrsarbeiten in der Landwirtschaft losgeht, werden auch noch Lärchenstipfel für den Eigenverbrauch aber auch den Verkauf gefertigt.

Pläne für die Zukunft

Als langfristiges Ziel wird der Waldumbau weiter fokussiert. Ein eher kurzfristiges Ziel für die kommenden 5 bis 10 Jahre ist die Verwirklichung zum Angebot Urlaub am Bauernhof. „In unserer Region ist da sicherlich noch Luft nach oben und wir haben ein altes, zwar sehr renovierungsbedürftiges aber schmuckes Bauernhaus, das sich dafür gut anbieten würde“, so Kathrin.

Für die Zukunft hat die Familie ein klares Statement: „Wir wollen unsere Freude am Tun an unsere Kinder weitergeben, zukunftsfit und nachhaltig wirtschaften, nicht noch mehr übermotorisieren und unseren wertvollen Grund und Boden weiter schätzen und schützen. Das ist auch der Grund, warum wir uns dazu entschieden haben BIO zu sein und warum wir es uns zur Aufgabe machen, den Wald klimatauglich zu bewirtschaften, denn alles was man gern macht, macht man auch gut.“

Fakten & Details

Familie
Kathrin und Harald Überfall, vulgo Michlbauer
Eltern Hermine und Johann
Kinder Marie (8 Jahre), Vincent (6 Jahre) und Maximilian (6 Monate)
Schöneben 8, 8680 Mürzzuschlag

Betriebsgröße
23 ha Grünland
46 ha Wald
12 ha Grünland gepachtet
Seehöhe: ca. 900 m

Landwirtschaft
Bio Milchviehbetrieb mit Jersey-Rinder
weibliche Nachzucht am Betrieb

Baumartenverteilung
90 % Fichten, 10 % Lärchen, vereinzelt Birken, Buchen, Eschen und Tannen

Maschinenausstattung für den Forst
82 PS Traktor
6 to Funkseilwinde
10 to Stepa Forstanhänger in Gemeinschaft

Familie Überfall vlg. Michlbauer – drei Generationen vereint auf einem Bild.

Projektfläche „Klimafitter Wald“ per Drohnen Aufnahme von oben.

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