Ich bin dumm

Artikel aus Ausgabe 3/2024

Als Ende 2019 die umstrittene deutsche Politikerin Ursula von der Leyen überraschend Präsidentin der EU Kommission wurde und sogleich einen „europäischen Green Deal“ als ihr Regierungsprogramm verkündete, habe ich mich gefreut, weil ...

Mehr finden zu …

Ausgabe: 3/2024
Thema: Holzklopfer
Bundesland: Österreich
Autor:in: Der Holzklopfer

Als Ende 2019 die umstrittene deutsche Politikerin Ursula von der Leyen überraschend Präsidentin der EU Kommission wurde und sogleich einen „europäischen Green Deal“ als ihr Regierungsprogramm verkündete, habe ich mich gefreut, weil die Dame selbst auf einem deutschen Gutshof aufwuchs, Klimaschutz für den Wald wichtig und Holz ein essentieller Baustein nachhaltiger Ökonomie ist und die Forstwirtschaft sowieso als Erfinder der Nachhaltigkeit gilt. Ich habe an ein Aufblühen der nachwachsenden Rohstoffe durch diesen „Deal“ gedacht. Ich war dumm. Als es der Atomindustrie und den Erdgaskumpels gelang, ihr Big Business in der EU Taxonomie-Verordnung als nachhaltiges Investment unterzubringen, kamen mir ernste Zweifel. Als Holz und Biomasse enorme Probleme hatten, ähnliche Gnade in der EU Taxonomie zu finden, wusste ich: Ich bin dumm, weil ich nur auf „Green“ und nicht auf „Deal“, also den dreisten Reibach, blickte. Als die Renewable Energy Directve für die Biomasse eine zusätzliche Zertifizierung, Bürokratie und Kosten erfand, hab es sogar ich Dummer begriffen: Deal statt Green!

Eine weitere EU Verordnung belehrte mich, dass Elektroautos „null Emissionen“ verursachen, weil der Strom ohne CO2 aus der Steckdose kommt und nicht aus dem Kohlekraftwerk. Dass man für Lithium in Südamerika ganze Landstriche verheert, Kobalt in Afrika unter grausamsten Bedingungen schürft und eine riesige Abhängigkeit von China bei Batterien entsteht, hat alles egal zu sein. Das sah ich anders, ich bin eben dumm.

Die EUDR, der nächste Streich, sagt mir, dass die EU die weltweite Entwaldung aufhalten kann, obwohl der EU Import von Soya, Rind, Holz etc lediglich für 10% Entwaldung verantwortlich sei. Wundert mich, dass ein minimaler Hebel sowas kann! Mich freute, dass die EUDR selbst feststellte, dass es in der EU gar keine Entwaldung gibt. Allerdings begriff ich nicht, warum dann nur die EU Waldeigentümer das Joch der EUDR tragen müssen: die Kollegen in Afrika oder Brasilien verkaufen ihr Holz ja weiterhin unbehelligt in 168 Länder! Nur wir müssen Daten in ein obskures Internetsystem bei jeder Fällung hochladen und die Wertschöpfung durch Bürokratie vernichten. Ebenso fand ich nicht heraus, warum die EUDR den Wald von Lappland bis Sizilien gleichbehandelt, eine neue Walddefinition erfindet und den Umbau zu klimafitten Wäldern verhindert. Aber, eh klar: ich bin dumm.

Die Renaturierungs-VO greift fast ausschließlich auf die Flächen der Land- und Forstwirte, logisch, wer kann schon die Wiener City oder die VOEST renaturieren. Man könnte die Donauinsel renaturieren, also das Einlaufwerk Strebersdorf sprengen und Floridsdorf fluten, will aber der Wiener Naturbürgermeister nicht. Dagegen sind die naturnahen Wälder und Wiesen meiner Ahnen dringend von Naturschützern zu retten und zu renaturieren. Und die Studie des WWF aus 2022 zur „Rolle des Waldes im Klimawandel“ erschütterte meine Überzeugung, dass nachhaltige Forstwirtschaft gut für die CO2 Bilanz wäre: nur Stilllegung hilft! Warum baute mein Opa eigentlich keine Chemiefabrik auf unsere Wiesen und Äcker? Richtig, wir waren immer schon dumm.

  • Holzklopfer
Forstliche Willkommenskultur notwendig
Zunehmend werden jedoch Landesnaturschutzgesetze ideologisch so gestaltet, dass keine fremdländischen Baumarten mehr ge...
  • Holzklopfer
Das Eigentumsparadoxon
Wurden schon Müllsäcke gekauft? Stehen Mobilklos im Wald bereit für sanfte Sportler, die zum Langlaufen, Schneeschuhw...