Gemeinsam sicher durch den Klimawandel

Artikel aus Ausgabe 4/2023

Den Betrieb mit bestem Wissen und Gewissen durch den Klimawandel hindurchzuleiten hat sich Familie Wolf zur Aufgabe gemacht. Der Betriebsführer will den Hof samt Wald und Landwirtschaft, so wie er ihn von seinen Vorfahren geerbt hat erhalten und optimieren, um ihn so an seine Kinder weitergeben zu können.

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Ausgabe: 4/2023
Thema: Wald & Gesellschaft, Wald & Wirtschaft
Bundesland: Steiermark
Autor:in: Anna Zettl

In der Gemeinde Johnsbach in Liezen inmitten einer wunderschönen und idyllischen Landschaft auf einer Seehöhe von rund 1.100 Meter befindet sich der land- und forstwirtschaftliche Betrieb der Familie Wolf vulgo Gscheidegger. Insgesamt 97 ha, wovon rund 71 ha Wald, 22 ha landwirtschaftliche Nutzfläche und 4 ha Hutweiden sind werden von Josef, der seit dem Jahr 2017 Betriebsführer ist, seiner Lebensgefährtin Ilona und den Eltern Katharina und Josef Senior bewirtschaftet. Die zwei Jüngsten im Bunde Anika und Moritz unterstützen das Team natürlich auch schon recht fleißig.

Josef besuchte nach der Pflichtschule die HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Nach der Matura im Jahr 2002 ging es für den bereits schon damals begeisterte Land- und Forstwirt gleich zum Zivildienst. „In dieser Zeit konnte ich ganz viel Neues lernen und für den eigenen Betrieb mitnehmen“. Josef unterstütze in dieser Zeit insgesamt fünf Betriebe bei ihren alltäglichen Arbeiten, ob im Stall, auf den landwirtschaftlichen Flächen oder eben im Wald und der Forstwirtschaft.

Milchviehbetrieb

Neben der Forstwirtschaft spielt auch die Landwirtschaft eine große Rolle. Insgesamt 14 Milchkühe samt Nachzucht befinden sich am Betrieb. Gemolken wird alles noch mit Standeimer, in der Zukunft soll der Stall aber modernisiert und die Arbeit somit erleichtert werden. Von Anfang Juni bis Anfang September ist das Jungvieh auf Sommerfrische auf einer Gemeinschaftsalm, bei der Josef Wolf der Obmann ist. „Unsere landwirtschaftlichen Nutzflächen sind zum größten Teil maschinell zu bewirtschaften, lediglich ca. 2,5 ha sind komplett händisch abzuwittern. „Zu früheren Zeiten, wo auf den Höfen noch mehr Leute für die Heuarbeiten greifbar waren war dieser Rain recht schnell fertig. Heute müssen wir uns halt anders helfen, mit einem Blasgerät für Heuarbeiten bin ich alleine nicht viel langsamer wie rund fünf Helfer mit dem Handrechen“ schmunzelt Josef. Silo- und Heuballen werden mit der eigenen Rundballenpresse gepresst, diese Investition hat auch viel Erleichterung und Flexibilität gebracht, so der Betriebsführer. Die Betriebsphilosophie tendiert in Richtung low-input, was bedeutet, dass so gut es geht alle Futtermittel am eigenen Hof, ohne Zukauf produziert werden. Bis auf das Kraftfutter für die Milchkühe funktioniert das auch gut.

Tourismusregion Gesäuse

Das Johnsbachtal gehört zur Tourismusregion Gesäuse und ist ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel sowohl für Einheimische als auch für Auswertige. Auch die Familie Wolf hat ein kleines Ferienhaus am Betrieb, was im Zeitraum von Mai bis Oktober zu mieten ist. „Ganz beliebt ist unser Häuschen um einfach einmal abzuschalten, die Ruhe zu genießen und seine Gedanken zu sammeln“, erklärt Josef Wolf. „Vor einigen Jahren bestand die Möglichkeit auch in den Wintermonaten im Ferienhäuschen zu übernachten, damit haben wir dann aufgrund der Beunruhigung des Wildes aufgehört, wir hatten einige Schälschäden bei uns zu verzeichnen. Zum Glück haben wir unsere Vermietung aber selbst in der Hand, deshalb auch von Mai bis Oktober, außerdem ist es bei uns in den Wintermonaten auch immer recht kalt und ungemütlich“, gibt Wolf preis. Auch das Problem mit Parkplätzen und zugeparkten Forststraßen sowie Holzlagerplätzen haben sie, Dank dem Nationalpark Gesäuse gut in den Griff bekommen. „Der Nationalpark hat von ihrem Betrieb eine Wiese gepachtet und diese zu einem kostenpflichtigen Parkplatz umgebaut, für die Kontrolle der Einhaltung ist die Lebensgefährtin des Betriebsführers zuständig, für die Familie und den Tourismusverband ist das eine totale Win-win-Situation.

Fokus Forstwirtschaft

Winterzeit ist Waldzeit. Ab Spätherbst verlagert sich der Arbeitsplatz des Betriebsführers und seines Vaters in den Wald. Hauptsächlich Pflegenutzungen wie Durchforstungen und Dickungspflegen werden in dieser Zeit verrichtet. „So wie bei vielen anderen Betrieben auch haben wir Durchforstungsrückstände aufzuarbeiten“, erzählt Josef Wolf. Sie produzieren daher hauptsächlich Energie-, Faser- und Schleifholz so wie Schwachblochsortimente. Rundholz wird einhergehend mit den Pflegenutzungen und der Auflichtung von Naturverjüngungskegeln entnommen. Das Sturmtief, dass im Jahr 2017 durchs Land zog hat auch Waldflächen am Betrieb der Familie Wolf verwüstet. 3 ha waren so stark betroffen, dass die gesamte Fläche nur noch mit schwerem Gerät (Seilbahn) aufgearbeitet werden konnte.

Daher haben wir die Aufarbeitung des Schadholzes damals an ein Unternehmen vergeben. Binnen weniger Wochen konnte das flächige Schadholz noch im Herbst desselben Jahres aufgearbeitet werden“, erinnert sich der Betriebsführer zurück. Bis im Frühjahr 2018 haben das Vater–Sohn–Duo dann auch die restlichen Einzelwürfe zusammengeräumt gehabt. Durch die rasche und großzügige Aufarbeitung konnte auch eine Borkenkäfermassenvermehrung gut eingebremst werden. Die Käferholzkontrolle in den Sommermonaten Juli und August steht bei Familie Wolf ganz oben auf der Prioritätenliste.

„Wir fahren zwei bis drei Mal die Woche unsere Waldflächen ab, was per Auto nicht erreicht werden kann wird zu Fuß zurückgelegt, natürlich nimmt das einiges an Zeit bei der Kontrolle in Anspruch, aber immer noch weniger wie wenn man dann ein Käfernest nach dem anderen aufarbeiten muss“ beteuert Josef. Auf unserer Seehöhe wird die Fichte auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, daher ist es mir persönlich auch so wichtig sie bestmöglich zu erhalten. Neben der Hauptbaumart befinden sich auch rund 5 % Tanne, 4 % Lärche und 1 % diverse Laubhölzer wie Ahorn, Buche, Birke und Erle, Tendenz der Nebenbaumarten steigend. Allgemein ist es der Familie sehr wichtig ihre Waldbestände durch die klimarauen Zeiten mit bestem Wissen und Gewissen durchzuleiten und somit einen beständigen Wald an nachfolgende Generationen weitergeben zu können.

Obmann Waldverband Liezen

Familie Wolf ist seit Beginn des Waldverbandes Mitglied. Seit der Betriebsübernahme von Josef 2017 wird konsequent alles gemeinschaftlich vermarktet. „Ich schätze einfach die Verlässlichkeit und Transparenz hinter dem System Waldverband“, so der Betriebsführer. Seit diesem Jahr ist Josef Wolf auch Obmann des Waldverband Liezen. Er freut sich, dass er sich mit Herzblut und neuen Ideen einbringen darf. Ihm schweben bereits einige Dinge vor Augen, die er gerne gemeinsam umsetzen würde, um somit wieder weitere Vorteile für unsere Mitglieder lukrieren zu können.

Fakten & Details

Familie
Josef-Stefan Wolf und Ilona Fürtbauer
vulgo Gscheidegger
Kinder Moritz 6 Jahre und Anika 1,5 Jahre
Eltern Katharina und Josef
Johnsbach 91, 8912 Johnsbach

Betriebsgröße
71 ha Wald
22 ha Grünland
~ 4 ha Hutweide
Seehöhe: 1.000 bis 1.200 Meter

Landwirtschaft
14 Milchkühe mit weiblicher Nachzucht
Gemeinschaftsalm

Baumartenverteilung
90 % Fichte, 5 % Tanne, 4 % Lärche,
1 % div. Laubhölzer

Maschinenausstattung für den Forst
John Deere 6220
John Deere 5075 M
6,5 to Taifun Funkseilwinde mit Kunststoffseil
6 to Uniforst Forstanhänger

Umgeben vom Nationalpark Gesäuse liegt die Hofstelle der Familie Wolf im Johnsbach. Beeindruckende Gebirge und weitläufige Landschaften laden zu Wanderungen und Urlaubsaufenthalten ein.

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