Die Familie Neuwirth lebt dieses Prinzip bereits seit mehreren Jahrzehnten im eigenen Wald. Im Zuge dieser Reportage gewähren uns Vater Hannes und Sohn Simon Neuwirth spannende Einblicke in ihre Form der Waldbewirtschaftung und berichten über ihre praktischen Erfahrungen.
Der Betrieb der Familie Neuwirth vulgo „Neuwirth“ liegt in Ampflwang am Hausruck und wird als Milchviehbetrieb mit 40 Milchkühen geführt. Der landwirtschaftliche Grund umfasst 45 Hektar. Darüber hinaus befinden sich 30 Hektar Wald im Eigenbesitz. Die Waldflächen liegen zwischen 500 und 800 Metern Seehöhe und weisen durchwegs mittlere bis gute Bonitäten auf. Typisch für den Hausruckwald ist auch die Baumartenzusammensetzung mit Fichte, Tanne und Buche, aber auch Lärche, Douglasie und Bergahorn finden sich in den Beständen. Der Betrieb wird als Naturverjüngungsbetrieb geführt, nur nach Kalamitätsereignissen wird im notwendigen Ausmaß gepflanzt. Auf den Waldflächen sind sämtliche Altersklassen vertreten.
Auch die forstliche Ausbildung hat bei den Neuwirth´s einen hohen Stellenwert. Vater Hannes Neuwirth ist Forstfacharbeiter und seit über 25 Jahren in seiner Heimatgemeinde Ampflwang und in Zell am Pettenfirst als BWV-Waldhelfer tätig. Darüber hinaus ist Hannes Neuwirth auch der BWV-Bezirksobmann des Bezirkes Vöcklabruck und führt als solcher gekonnt das Team der Vöcklabrucker Waldhelfer an. Sein Sohn Simon ist landwirtschaftlicher Meister und seit kurzem auch Forstwirtschaftsmeister, wozu wir ihm an dieser Stelle herzlich gratulieren!
Für Bezirksobmann Hannes Neuwirth hat der Wald bzw. die Forstwirtschaft schon immer eine entscheidende Rolle gespielt, weshalb er den Betriebszweig Forst stetig forciert und durch Flächenzukauf auch ausgeweitet hat. Dabei betreibt er Forstwirtschaft im wahrsten Sinn des Wortes – nämlich „Wirtschaften mit dem Forst“. Die Waldflächen werden intensiv gepflegt und auch genutzt. Für das im bäuerlichen Wald immer noch fallweise anzutreffende Denken, der Wald habe eine Art „Sparkassenfunktion“, hat Hannes wenig Verständnis. „Wenn man den Wald als relevanten Betriebszweig bewirtschaftet, dann ergibt sich daraus auch ein gewisser wirtschaftlicher Druck oder, besser gesagt, auch eine Notwendigkeit zur Nutzung, was indirekt natürlich auch die erforderlichen Waldpflegemaßnahmen fördert“, ist sich Hannes Neuwirth sicher. „In meiner Funktion als Waldhelfer berate ich meine Mitglieder auch so. Ich sehe bei meiner Tätigkeit als Waldhelfer viele unterschiedliche Betriebe. Generell kann man sagen, wer 20 bis 30 Jahre lang aktiv in die Waldpflege investiert, der hat später die besten und stabilsten Bestände. Diese sind ertragreich und viel weniger anfällig für Sturmschäden, Schneedruckereignisse oder auch Borkenkäferkalamitäten.“ Sohn Simon stößt sozusagen ins selbe Horn: „Man muss das vorhandene Potenzial im Wald ausnutzen, wenn dieser am Betrieb ein fixer Einkommenszweig ist.“
Zusammenfassung
Waldpflege rentiert sich in mehrerlei Hinsicht. Sie optimiert die Erträge und fördert aktiv die Stabilität und Vitalität der Waldbestände, was wiederum einer Risikominimierung gleichkommt. Auch eine damit einhergehende Verkürzung der Umtriebszeiten wirkt selbstverständlich risikominimierend – eine echte „Win-Win-Win“-Situation, wenn man so will. An dieser Stelle muss auch erwähnt werden, dass es aktuell sehr gute Fördermöglichkeiten für Stammzahlreduktion und Erstdurchforstung aus dem Waldfonds gibt. Diese Förderpolitik soll die Waldbesitzer:innen neben den bereits erwähnten waldbaulichen und auch wirtschaftlichen Vorteilen zusätzlich motivieren, die notwendige Waldpflege im eigenen Wald verstärkt umzusetzen.
Wie Eingangs schon erwähnt, wird im eigenen Wald der Familie Neuwirth hauptsächlich mit Naturverjüngung gearbeitet. Dies ist neben der gelebten Stammzahlreduktions- und Durchforstungskultur auch ein wesentlicher Bestandteil der Betriebsphilosophie. Dies kann jedoch nur funktionieren, wenn auch dementsprechend angepasste Wildstände vorherrschen. Gefragt nach der lokalen Wald-Wild-Situation erläutert uns der auch selbst aktive Jäger Hannes Neuwirth: „Bei uns funktioniert die Zusammenarbeit mit der Jägerschaft gut. Die Jagd wird bei uns aus forstwirtschaftlicher Sicht betrieben und ist somit stark forstwirtschaftlich geprägt. Diese Form der Bejagung ermöglicht uns auch das Arbeiten mittels Naturverjüngung. Wenn irgendwo mal keine natürliche Verjüngung aufkommt, dann ist das Problem meistens nicht das Wild, sondern oftmals zu wenig Licht am Boden, also eher eine waldbauliche Ursache.“
Sowohl Vater Hannes als auch Sohn Simon sind sich einig: „Pflegeeingriffe in Form von Stammzahlreduktionen und Durchforstungen sind fixer Bestandteil unserer forstlichen Jahresplanung!“ Abschließend möchten wir mit dieser Reportage alle Waldbesitzer:innen zur Durchführung von aktiven Waldpflegemaßnahmen motivieren. Die Stammzahlreduktion sowie die Durchforstungseingriffe sollen keine Zufallsprodukte sein („wenn dann mal Zeit dafür ist“) sondern am Beispiel des Betriebes Neuwirth einen Fixpunkt im Jahreskalender darstellen. Eine kontinuierliche und konsequente Umsetzung der Waldpflegemaßnahmen fördert oder, besser gesagt, sichert die Waldbestände für die kommenden Generationen und somit ist Waldpflege eine Art Generationenvertrag.
Wir bedanken uns bei Hannes und Simon Neuwirth für diese Reportage und wünschen ihnen weiterhin viel Freude und Erfolg bei der Waldbewirtschaftung.
Durch die Stammzahlreduktion werden die Weichen für stabile, vitale und ertragreiche Waldbestände der Zukunft gestellt.
Ziel ist eine möglichst große Baumartenvielfalt im Endbestand, weshalb auch die Laubholzpflege nicht zu kurz kommen darf.
Es gibt immer was zu tun! Die Waldpflege ist ein fixer Bestandteil im forstlichen Jahreskalender.
Kontinuierliche und konsequente Umsetzung von Waldpflegemaßnahmen fördert und sichert die Waldbestände für die kommenden Generationen.