Laut Klimaexperten werden sich die Baumartenanteile durch den Klimawandel bis zum Jahr 2100 in den heimischen Wäldern stark verändern. Durch permanente Temperaturerhöhung sinkt der Anteil der Fichte und die „trockenheitstolerante“ Eiche gewinnt an Fläche. Großteils wird der Flächenzuwachs über natürliche Verjüngung der Stieleiche erfolgen. Wo „Mutterbäume“ fehlen, z. B. auf Kahlflächen nach Kalamitäten, müssen junge Eichen gepflanzt werden.
Dafür werden in amtlich zugelassenen Saatguterntebeständen Samen geerntet und daraus in Forstbaumschulen Jungpflanzen aufgezogen. Das Saatgut für derzeit am Markt verfügbare Jungpflanzen stammt überwiegend aus Saatgutbeständen außerhalb von Kärnten bzw. aus dem Ausland. Ob dieses Pflanzgut geeignet ist, standortsangepasste, qualitativ wertvolle Eichenbestände zu begründen kann derzeit nicht fundiert beurteilt werden. Aufforstungen sind meist mit sehr hohen Investitionskosten verbunden. Bereits bei der Planung sollte großes Augenmerk auf die Auswahl von sandortsangepasstem, qualitativ hochwertigem Vermehrungsgut gelegt werden. Um Versorgungssicherheit zu schaffen und langfristig sicherzustellen, gibt es Bestrebungen, in Kärnten Eichensaatgutplantagen anzulegen.
Von der Idee bis zur ersten Ernte
Bereits im Herbst 2016 hat das Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) angeregt, in Kärnten eine Saatgutplantage anzulegen. Nach einiger Vorlaufzeit wurden im ganzen Bundesland die schönsten alten Eichen gesucht. Nur gerade, wipfelschäftige, vollholzige und zwieselfreie Eichen kommen als „Mutterbäume“ für eine Plantage in Frage. Von Villach bis Wolfsberg wurden 70 Stieleichen nach den strengen Kriterien ausgewählt.
Diese „Plusbäume“ wurden im Februar 2020 beerntet. Aus der Lichtkrone der bis zu 35 Meter hohen Bäume wurde „junges Astmaterial“ entnommen. Die gewonnenen Reiser wurden in einer spezialisierten Baumschule auf „Eichenunterlagen“ veredelt bzw. aufgepfropft. Nach der Anwuchsphase von ca. zwei Jahren stehen die veredelten Pflanzen für die Auspflanzung auf den Plantangenstandorten zur Verfügung. Durch die Veredelung werden die Eigenschaften der Mutterbäume auf die „Plantagenpflanzen“ übertragen. Der große Vorteil von Plantagen ist, dass diese gedüngt, gegossen und entsprechend gepflegt werden können und schon in kurzer Zeit ausreichend Saatgut von sehr hoher Qualität zur Verfügung steht. Erfahrungen aus Oberösterreich zeigen, dass auf den Plantagen nach zehn Jahren die ersten Eicheln geerntet werden können.
Drei innovative Kärntner Waldbesitzer haben sich entschlossen, jeweils eine Plantage in ihren Betrieben anzulegen. Die Anlage der Eichenplantagen wird durch Agrarreferent Martin Gruber über das Förderungsprogramm LE 14- 20 unterstützt.
Mag. Thomas Brandner
Amt der Kärnter Landesregierung
Abteilung 10 – Land- und Forstwirtschaft, Ländlicher Raum – Unterabteilung Forstwirtschaft