Die Wildbach: Aktiv im Schutzwald!

Artikel aus Ausgabe 2/2018

Durch die Auswirkungen des Klimawandels und immer häufiger auftretende Wetterextreme, wie Starkniederschläge und Hitzewellen kommt dem klimafitten Wald eine ganz besondere Rolle zu: Er ist zur Lebensraumsicherung in Österreich unentbehrlich! Eine Aufgabe, die uns alle angeht und fordert.

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Ausgabe: 2/2018
Thema: Wald & Schutz
Bundesland: Österreich
Autor:in: DI Maria Patek

Die Wildbach- und Lawinenverbauung Österreich (WLV), eine nachgeordnete Dienststelle des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT), steht für nachhaltigen Schutz vor Wildbächen, Lawinen und Erosion. Die Einheit von Analyse, Bewertung und Management dieser Naturgefahren ergeben zahlreiche positive Synergien im Wissen um die Prozesse im Naturraum und im Umgang mit Risiken und Gefahren. Die regionale Präsenz der Dienststellen (7 Sektionen und 21 Gebietsbauleitungen), das zentral organisierte IT-Service, Wissensmanagement und Ressourcenverwaltung sowie das flexible Fachnetzwerk ermöglichen insbesondere im Katastrophenfall rasches und effizientes Handeln.

Die Wurzeln der 1884 gegründeten Dienststelle „Wildbach- und Lawinenverbauung“ liegen nicht – wie schnell vermutet werden könnte – in der Verbauung von Wildbächen und Lawinen, sondern im Schutzwald. Zur „Kernkompetenz“ zählte über Jahrzehnte das Wissen, schutzwirksame Bestockungen selbst an extremsten Standorten oder an der Waldgrenze erfolgreich aufzubringen und nachhaltig wirksam zu erhalten. Bis zum Ende der 1990er-Jahre zählten die Flächenwirtschaftlichen Maßnahmen der Wildbach- und Lawinenverbauung Österreich zu den Leitprojekten und wurden auch großzügig gefördert. Denn eines war und ist uns nach wie vor bewusst: Ohne Schutzwald wären die Alpentäler auch heute nicht bewohnbar.

Schutzwald schützt auch dich!

Ein Schutzwald arbeitet auf zweifache Weise: Oberhalb von Dörfern, Straßen und Schienen gelegen, schützt er einerseits die Bevölkerung und das Tal selbst vor Steinschlag und Lawinen. Zudem sorgen die tiefen Baumwurzeln für eine Stabilisierung der Gebirgshänge. Erdrutsche und Muren können sich nicht mehr so leicht lösen. Ein mehrstufiger, in sich gut geschlossener Waldbestand mit unterschiedlich alten Bäumen, verhindert auch die Entstehung von Lawinen. Der Wald wirkt auf die Schneeablagerungen ausgleichend und verhindert die Bildung von Spannungszonen in der Schneedecke. Unter einem geschlossenen Bestand verfestigt sich die Schneedecke außerdem besser. Schutz vor Lawinen bildet der Wald allerdings nur im Anbruchgebiet.

Andererseits können auch sehr weit entfernt liegende Gebiete von einem gut funktionierendem Schutzwald profitieren: Da er im Berggebiet Hochwasser und Überschwemmungen verhindert, setzen sie sich nicht bis ins Unterland fort. Denn bei Niederschlag verdunstet ein Teil des Wassers, bevor es in den Boden gelangt. Je nach Baumartenzusammensetzung und Dichte des Blätterdaches sind es bis zu sechs Liter Wasser pro Quadratmeter. So trägt eine möglichst flächendeckende Waldbestockung im Einzugsgebiet der Flüsse wie Lech oder Salzach zum Hochwasserschutz in den Niederungen Österreichs bei.

Klimawandel findet statt – auch bei uns

Mit dem Klimawandel müssen sich auch die Bemühungen bei der Bewirtschaftung der österreichischen Wälder anpassen. So kommen gewohnte Baumarten örtlich mit erhöhten Temperaturen, Trockenperioden oder mit dem temperaturbedingten verstärkten Auftreten von Schädlingen oder Krankheiten nicht mehr zurecht. Prognosen zufolge, steigt mit der Erwärmung auch kontinuierlich die Waldgrenze: Bei einem Anstieg von 3 – 4°C um mehr als 500 Höhenmeter. In Folge werden dann sukzessive die heutigen Nadelbaumgesellschaften durch Laubbäume ersetzt werden. Den Wald klimafit zu machen, ist damit das Gebot der Stunde. Denn eines steht außer Frage: Sowohl der klimabedingte Stress als auch die Ansprüche der Gesellschaft an die Schutzfunktion des Waldes werden weiter zunehmen. Nur ein naturnaher, robuster Wald schützt nachhaltig.

Eigentum ist Verantwortung

Die Waldeigentümer bzw. Waldbesitzer vor allem in Steil- und Gebirgslagen stehen so vor großen Herausforderungen. Ist es doch die prinzipielle Aufgabe des Grundstückseigentümers soweit vorzusorgen, dass Dritte durch Gefahren aus dem Grundstück nicht gefährdet werden. Viele Waldbesitzer sehen aber in der Schutzwaldbewirtschaftung langfristig keine ökonomischen Vorteile, da eine Kostendeckung meist nicht erreicht wird. Was wiederum direkte Auswirkungen auf die Überalterung der Bestände, fehlender Verjüngung und Verminderung der Bestandesstabilität zeigt und damit eine Verringerung der Objektschutzwirksamkeit bewirkt. Dem kann zukünftig nur mit gezielter Bewusstseinsbildung, Beratungstätigkeit und Förderanreizen entgegen gesetzt werden.

Fakten & Details

  • Der Erhalt und die Verbesserung der Schutzfunktion der Wälder sind der mit Abstand kostengünstigste Beitrag für die Bewohnbarkeit und Entwicklung der österreichischen Berggebiete
  • Ca. 1/3 der Wälder in Österreich haben (Objekt-)Schutzwirkung
  • Ca. 6 % (ca. 240.000 ha) der Waldfläche haben eine Wohlfahrtswirkung
  • 56 % der Schutzwaldbestände sind stabil, wobei lokal starke Überalterung der Schutzwaldbestände zu labil-kritischen bis kritisch-instabilen Beständen führt
  • Der Anteil durch Wildverbiss geschädigter verjüngungsnotwendiger und verjüngter Flächen im Schutzwald im Ertrag beträgt 76 % und im Schutzwald außer Ertrag 68 %
  • Interessensvertretungen aber auch die Landesforstdienste informieren über Fördermöglichkeiten im Waldbereich
  • Ausreichend verjüngte und strukturreiche Schutz- und Bergwälder liefern – über die Aufgaben der Holznutzung weit hinausgehend – nachhaltige und kostengünstige Beiträge zur Beschäftigung, den Tourismus und den Klimaausgleich

Links:
www.klimafitterwald.at
www.die-wildbach.at
www.naturgefahren.at

Auf den obigen Bildern ist sehr gut zu erkennen, wie durch technische Schutzmaßnahmen Aufforstungserfolge erzielt werden können.

Ein klimafitter Schutzwald kann Gefahren durch Steinschlag, Hangrutschungen oder Muren verringern.

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