österreichweit macht ihr Flächenanteil rund 2,5 % aus, auf den Holzvorrat bezogen, sind es rund 4,5 %. Hauptverantwortlich für diesen starken Rückgang sind der selektive Verbiss durch Schalenwild, die Kahlschlagwirtschaft und auch die hohen Schwefeldioxidemissionen bis zu den 90er Jahren zu nennen. Die Schwefeldioxidemissionen sind durch den Einbau von Filteranlagen und die Reduktion des Schwefelgehaltes in Heizöl und Kraftstoffen drastisch gesenkt worden. In den Immissionsschadensgebieten hat sich die Vitalität der Tanne nachhaltig verbessert.
Produktionsrisiko
Nach den großen Windwürfen in Deutschland zeigte eine umfangreiche Auswertung, dass die Fichte im Vergleich zur Tanne ein 5-fach höheres Risiko hat vom Sturm geworfen oder gebrochen zu werden. Ein großes Windwurfereignis ist immer begleitet von Preisverfall, Holzentwertung, Bruchholz, Hiebsunreife und Käferfolgeschäden. Rund 30 % des Einschlages sind im langjährigen Durchschnitt Zufallsnutzungen nach Katastrophen, bei einem Preisverlust von insgesamt rund 35 € macht das auf die Gesamtmenge bezogen rund 10 € je fm aus. Das bedeutet, dass allein dieses höhere Produktionsrisiko den Tannenabschlag in der Größenordnung von 10 € je fm bereits egalisiert. Bei den massiven Eisbruchschäden im Winter 2014/2015 zeigte sich die Tanne ebenfalls wesentlich stabiler als Fichte, Kiefer Lärche oder auch die Laubhölzer.
Wurzelsystem
Die Tanne bildet eine ausgeprägte Pfahlwurzel aus. Mit ihrer hohen Wurzelenergie kann sie auch schwere Böden, wie sie beispielsweise in der Flyschzone oder auf den Lehmstandorten des Südburgenlandes, der Süd- und Oststeiermark häufig vorkommen sehr gut aufschließen. Sie erreicht damit Nährstoff- und Wasserpotenziale in tieferen Bodenhorizonten. Dies verleiht ihr eine höhere Sturmfestigkeit und hilft der Tanne Trockenperioden besser zu überstehen. Wenn die Fichte mit ihren flach streichenden Wurzeln auf diesen schweren Böden in Dürreperioden schon längst im Trockenen steht, schöpft die Tanne mit ihrer Pfahlwurzel immer noch aus dem Vollen.
Klimawandel
Bei verschiedenen Herkunftsversuchen (Bayern, Oberösterreich, Wien) mit Tanne zeigen sich auf den niederschlagsärmeren wärmeren Standorten in den Tieflagen die Herkünfte aus Süditalien, Slowakei oder Rumänien den heimischen Herkünften weit überlegen. Genetische Untersuchungen weisen beispielsweise für die kalabrischen Herkünfte aus Süditalien eine wesentlich größere genetische Amplitude nach, als unsere. Die Art Weißtanne hat sich vor rund 60 Millionen Jahren unter subtropischen Klimabedingungen gebildet. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass diese süditalienischen Herkünfte die Erbinformation dieser sehr langen Entwicklungsgeschichte unter diesen warmen Klimabedingungen noch immer enthalten. Es liegt auf der Hand, dass unsere Tanne, die erst vor rund 7.000 Jahren nach Österreich in bereits geschlossene Wälder eingewandert ist, genetisch sehr verarmt ist, da sich nur ausgesprochen schattenfeste Tannen behaupten konnten. Daher ist es wichtig zu prüfen, ob nicht diese Herkünfte aus Südeuropa, den zu erwartenden Klimaänderungen besser gewappnet sind, als unsere heimischen.
Zuwachsleistung
Die bisher massenreichste Tanne wurde im deutschen Schwarzwald gemessen. Mit 68 m Höhe erreichte dieser
Baumgigant 140 fm Schaftholz. Die Tanne hat ein langsames Jugendwachstum, sie holt aber mit zunehmenden Alter auf und übertrifft die Fichte, besonders auf schweren Böden um 1-3 fm jährlichen Zuwachs je ha. Auf besten Standorten werden bei 140-jährigem Umtrieb 19 vfm Zuwachs je ha und Jahr erreicht. Die durchschnittliche Zuwachsleistung liegt im österreichischen Wirtschaftswald bei der Fichte bei 11,77 vfm, bei der Tanne sind es 15,6. Hier muss man allerdings berücksichtigen, dass natürlich die Fichten in den hochmontanen und subalpinen Bereichen wesentlich stärker vertreten ist als die Tanne. In Deutschland ergibt die Waldinventur für die Fichte durchschnittlich 15,3 fm Zuwachs, bei der Tanne sind es 16,3. Nur die Douglasie liegt mit 18,9 fm noch deutlich höher. Die Nadelstreu der Tanne wirkt bodenverbessernd und sichert damit nachhaltig die hohe Zuwachsleistung.
Holzverkauf
Beim Holzverkauf der Tanne zeigen sich von Sägewerk zu Sägewerk sehr große Unterschiede. Es gibt Abnehmer, die die Tanne nicht wollen und jede Tanne von vornherein zum Braunblochpreis übernehmen. Einige Sägewerke haben sich auf die aufgrund des Nasskernes schwierigere Trocknung eingestellt und übernehmen die Tanne fair, auch die gesund braunkernige Tanne wird zum ABC-Preis übernommen.
Bei einem „tannenfreundlich“ eingestellten Sägewerk ergab sich im letzten Winterhalbjahr zwischen Fichte und Tanne (11,4 % Braunbloche und CX) lediglich eine Preisdifferenz von 3 €, während bei einem anderen Sägewerk im selben Lieferzeitraum sich der Durchschnittspreis von Fichte und Tanne (Braunbloch und CX-Anteil etwa 36 %) um fast genau 10 € unterschieden. Der Durchschnittspreis lag beim tannenfreundlichen Sägewerk um 8,65 € über dem streng übernehmenden Sägewerk. Die Transparenz beim gemeinsamen Holzverkauf macht es möglich jene Sägewerke, die sich nicht nur bei der Tanne um eine gute Zusammenarbeit bemühen mit einer sicheren Versorgung auch in schwierigen Situationen zu belohnen. Bei Sortimenten wie Waldstangen, Schleifholz, Faserholz und Brennholz gibt es keine Differenzierung zwischen Fichte und Tanne.
Schlußfolgerung
Der Tannenabschlag wird in seiner betriebswirtschaftlichen Auswirkung weit überschätzt und allein durch das deutlich geringere Produktionsrisiko bereits kompensiert. Die hohe Zuwachsleistung, die gute Anpassungsfähigkeit. an den zu erwartenden Klimawandel und ihre stabilisierende Wirkung machen sie zu einer auch ökonomisch attraktiven
Alternative zur Fichte.