Holzbau – Antwort auf den Klimawandel

Artikel aus Ausgabe 1/2022

Die mit dem Klimawandel einhergehende Erwärmung erfordert eine Reduktion des CO2 - Ausstoßes. Die langfristige Verwendung von Holz als Baustoff leistet dafür einen wesentlichen Beitrag. Eine sich ändernde Baumartenzusammensetzung stellt die Forstwirtschaft vor Herausforderungen, bietet aber auch neue Möglichkeiten für den Holzeinsatz.

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Ausgabe: 1/2022
Thema: Holzbau, Wald & Gesellschaft, Wald & Holz
Bundesland: Kärnten
Autor:in: Fritz Klaura

Seit Jahrhunderten hat sich die Natur nicht verändert – meint man irrtümlich. Bei alten Flurnamen fällt aber auf, dass an manchen Orten einst reger Weinbau betrieben wurde, z. B. auf dem „Weinberg“ oder auf der „Wein-ebene“. Im zwölften Jahrhundert gab es in Kärnten einen florierenden Weinbau. Damals war es viel wärmer als heute. Langsam hat sich das Klima verändert und im 18. und 19. Jahrhundert hatten wir aufgrund großer Vulkanausbrüche die „kleine Eiszeit“, die auch die Gletscher anschwellen ließ. Durch die zunehmende Erwärmung ist Weinbau bei uns heute wieder möglich. Der Mensch hat mit seinem unermesslichen Konsumwahn dazu beigetragen, große Mengen erdgebundenes CO2 in die Luft zu blasen. Das Verbrennen von Kohle, Erdöl und Erdgas, wie auch der Bodenabbau liefern dieses Treibhausgas wieder in die Atmosphäre und das Klima wandelt sich viel rascher als in den natürlichen Zyklen der Warm- und Kaltzeiten über Jahrmillionen.

Was hat das mit Holz zu tun?
Die Industrialisierung hat viel Holz für die Verhüttung von Eisen und Glas benötigt. Es wurde großflächig abgeholzt. Die Kahlflächen waren ungeschützt der Erosion ausgesetzt und es kam zu Naturkatastrophen. Der Forstmann Carl von Carlowitz hat 1718 gemeint, dass wir nicht mehr Holz aus dem Wald entnehmen dürfen als auch nachwächst und prägte den Begriff Nachhaltigkeit. Man benötigte damals aber Holz zur Verkohlung und zur Verhüttung. Dafür war die Fichte die ideale Baumart und so wurden die großen Kahlflächen ausschließlich mit Fichte aufgeforstet. Nun haben wir erkannt, dass diese Art der Waldbewirtschaftung nicht optimal ist und dass Mischwälder viel gesünder und resistenter gegenüber schnellen Veränderungen sind.
In den 1970er Jahren, einer Zeit unbegrenzter Technikgläubigkeit, wurde der Energiehunger unreflektiert mit Erdöl und Kohle befriedigt und der saure Regen setzte den Wäldern zu. Die rasche Klimaveränderung brachte Wetterphänomene, wie Sturm, Starkregen und heiße Trockenperioden mit sich. In den letzten Jahren haben wir schmerzlich miterlebt, wie Stürme gesunde Waldbestände dahinrafften und der Borkenkäfer die Fichten in manchen Regionen dezimierte. Nun strengen wir uns an, die Flächen mit einer Mischung von Baumarten wieder aufzuforsten. Gesunde Wälder sollten uns den Rohstoff Holz für Generationen sichern. Darunter sind wieder Baumarten zu finden, die schon zuvor in wärmeren Gegenden hervorragendes Wertholz lieferten.

Innovativer Holzbau
Im Holzbau hat sich von der Gotik bis zum beginnenden zwanzigsten Jahrhundert nicht viel getan. Stahl und Beton haben dem Holz den Rang des meistverwendeten Baustoffs abgerungen.
Dennoch gab es im Holzbau stets tolle Innovationen. Der Brettschichtträger (Leimbinder) wurde von Zimmermeister Otto Hetzer 1906 in Weimar zum Patent angemeldet. In den Jahren der Wirtschaftskrise der 1920er Jahre wurden großartige Konstruktionsmethoden entwickelt, wie das Zollinger Tragwerk, welches aus einfachen Brettern ein weit gespanntes Tragwerk bildete. In den 1990er Jahren wurde von findigen Ingenieuren das Brettsperrholz entwickelt, das mit kreuzweise verleimten Brettlagen ein großflächiges, lastabtragendes Scheibenelement aus Holz ergibt. Der Überbegriff Brettsperrholz (BSP) ist meist als Kreuzlagenholz (KLH) bekannt. Mittlerweile hat dieses österreichische Produkt den Weltholzbaumarkt erobert und in Österreich wird davon fast die Hälfte der Weltjahresproduktion erzeugt.

Der Holzbau ist salonfähig und am besten Weg dazu, seinen angestammten Platz im Baugeschehen wieder einzunehmen. Am Sektor der Ein- und Zweifamilienhäuser erreicht er in Mitteleuropa bereits 30 % Marktanteil. Bei Gebäuden mit mehr als vier Etagen hinkt Holz noch etwas nach, doch eindrucksvolle Bauten, wie das HoHo (HolzHochHaus) in Wien mit 24 Geschossen oder das 18-stöckige Mjøstårnet im norwegischen Brumunddal zeigen vor, wie man mit Holz hoch und sicher bauen kann. In Gegenden mit sehr hohen Grundstückspreisen, z. B. in London oder Tokyo, wird deswegen hoch gebaut. Schotter für die Betonherstellung geht weltweit zu Ende und man stellt daher Überlegungen an, Wolkenkratzer aus Holz zu bauen. An einer englischen Universität wurde die Machbarkeit eines 300 Meter hohen Holzgebäudes nachgewiesen. Die Idee wird in Japan weiterentwickelt und das größte japanische Bauunternehmen möchte nun einen Holzwolkenkratzer mit 300 Metern Höhe errichten.

Holz als Teil der Lösung
Holz ist der Baustoff aus der Natur! Bei der Bildung von Holz wird CO2 aus der Luft aufgenommen, in Holzmasse „umgewandelt“ und der für uns lebensnotwendige Sauerstoff freigegeben. Holz ist also gebundenes CO2. Wenn Holz im Wald vermodert oder verbrannt wird, entsteht genausviel CO2 wie der Baum zuvor gebunden hat. Diesen Kreislauf nennen wir CO2-neutral. Holz aus diesem Kreislauf zu entnehmen, in jahrhundertelang beständigen Holzbauten zu verbauen und somit zu speichern, ist aktiver Klimaschutz.

Mittlerweile ist allen klar, dass wir dem ungehemmten Konsum, der Technikgläubigkeit und dem Bodenverbrauch Einhalt gebieten müssen. Holz bietet uns die Chance, den Naturkreislauf sinnvoll zu nutzen. Wenn wir alle Hochbauten in Holz ausführen würden – was durchaus möglich wäre – könnten wir bald an der Nachhaltigkeitsgrenze anstoßen. Dabei dürfen wir dem Wald nicht mehr entnehmen als nachwächst. Holzbauten und die Holzbauelemente müssen aber noch effizienter werden. Das heißt, für die gewünschten Ergebnisse sollte weniger Holz verbraucht werden.

Laubholz hat Potenzial
Derzeit liefern die leicht zu bearbeitenden Nadelhölzer den Grundstoff. Laubhölzer haben phantastische technische Eigenschaften und sind viel effizienter als die „weichen“ Nadelhölzer. Allerdings wachsen sie nicht so gerade, sind schwerer zu manipulieren und zu bearbeiten. Zudem ergeben sie bei ihrem Einschnitt eine geringere Ausbeute. Wenn wir wirkungsvollere Tragelemente in Holz herstellen wollen, dann gilt es, die Vorteile der Laubhölzer zu nutzen. Kombiniert man Laub- und Nadelholz in einem Brettschichtträger, so spart man bis zu 20 % der Kubatur. Wenn wir den gleichen Bauteil aus einer entsprechenden Laubholzart herstellen, so erreichen wir eine volumsmäßige Einsparung von bis zu 30 %. Die Innovationen im Holzbau entwickeln sich sehr rasch, doch die Umtriebszeit (Reifezeit) von Bäumen ist sehr lange und beträgt bei Laubhölzern bis zu 200 Jahre. Die Waldbewirtschafter sollten diese Entwicklungen und Notwendigkeiten erkennen. Die Pflege von heute gepflanzten Laubhölzern wird mehr Aufmerksamkeit erfordern und sollte das Ziel haben, möglichst gerade, dem Licht entgegenstrebende Laubholzstämme zu erziehen. So gesehen ist der Klimawandel für den Forst nicht unbedingt ein Nachteil. Allerdings entwickeln sich die Klimaveränderungen derart schnell, dass der Mensch der Natur unter die Arme greifen sollte, um den Fortbestand und die Funktionen des Waldes für das eigene Wohlergehen aufrecht zu erhalten. Die Chancen, die uns die Natur gibt, müssen erkannt werden. Genauso notwendig ist es, der Menschheit vor Augen zu führen, dass sie selbst Bestandteil dieser Natur ist und nur im Einklang mit ihr überlebt. Holz bietet uns Chancen und ist gleichzeitig unsere Verantwortung!

Mischwälder sind jetzt schon bis in alpine Lagen zu finden. Die Aufforstung mit Laubholz eröffnet Perspektiven, erfordert aber auch Wissen zur Baumpflege und zur Wertastung. Das Forstreferat der Landwirtschaftskammer bietet hierzu laufend Schulungen an.

Laubhölzer haben phantastische technische Eigenschaften. Bei Trägerelementen werden Einsparungen bis zu 30 % der Kubatur erzielt. Hier der Vergleich von Fichte zu Buche.

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