TIROL: MAßNAHMENPAKET FüR SCHUTZWALD UND DIE FORSTWIRTSCHAFT GESCHNÜRT

Mai 4, 2020 | Allgemein

Geisler: In Osttirol entsteht erstes Nasslager für Schadholz

Innsbruck, 4. Mai 2020 (aiz.info). – „Der Tiroler Wald hat unter den Extremereignissen und enormen Schadholzmengen der letzten zwei Jahre stark gelitten. Die Borkenkäfer sind aufgrund der warmen Witterung heuer sehr früh gestartet, es droht ein massiver Befall. Durch die Corona-Krise ist der ohnehin schon angespannte Holzmarkt zusammengebrochen, heimisches Holz findet so gut wie keinen Absatz mehr. Unter diesen Voraussetzungen ist jede Holzernte im Wald ein finanzieller Verlust. Wenn wir aber nichts tun und das Schadholz nicht aus den Wäldern bringen, frisst der Borkenkäfer unsere Schutzwälder“, fasst LH-Stellvertreter Josef Geisler die dramatische Situation zusammen.

Um das zu verhindern und die Forstwirtschaft durch die Krise zu bringen, hat die Tiroler Landesregierung ein Maßnahmenpaket für die Forstwirtschaft mit Schwerpunkt Osttirol geschnürt. Dieses ist mit 1,5 Mio. Euro dotiert. Durch die Aufstockung mit Bundesmitteln ergibt sich ein forstliches Investitionsprogramm von 5 Mio. Euro. „Damit sichern wir Hunderte regionale Arbeitsplätze und unseren Lebens- und Wirtschaftsraum“, so Geisler. Eine der speziellen Maßnahmen im Rahmen des Tiroler Forstpakets ist die Unterstützung der Errichtung von Nasslagern für Schadholz. Damit wird durch dauerndes Beregnen die Vermehrung des Käfers verhindert und die Holzqualität erhalten, bis das Holz am Markt wieder verkauft werden kann. Ein solches Lager für 60.000 m3 Holz entsteht in Kürze in der Osttiroler Gemeinde Ainet.

 Vorrang für heimisches Holz

An die heimische Sägeindustrie appelliert Geisler, heimischem Holz Vorrang gegenüber Holzimporten einzuräumen, denn es liegt noch viel Holz im Wald. 1,3 Mio. fm Schadholz, das entspricht dem gesamten Jahreseinschlag in Tirol, haben das Sturmtief „Vaia“ im Oktober 2018 sowie die Schneeereignisse im Jänner und November 2019 verursacht. Hauptbetroffen ist Osttirol mit mehr als 1 Mio. fm Schadholz, das entspricht dem fünffachen Jahreseinschlag in der Region. „In einer außerordentlichen Kraftanstrengung ist es gemeinsam mit den Waldbesitzern gelungen, mehr als die Hälfte des Windwurf- und Schneebruchholzes aufzuarbeiten. Zumindest in den tieferen Lagen bis 1.000 m Seehöhe müssen wir das restliche Holz bis Ende Juni entweder aus dem Wald bringen oder so behandeln, dass sich der Borkenkäfer nicht vermehren kann“, schildert Landesforstdirektor Josef Fuchs die Herausforderung der Forstwirtschaft. Es geht um 500.000 m3 Holz.

Aufforstung mit klimafitten Baumarten

Auf die Borkenkäfergefahr, aber auch auf die Stabilisierung des Holzmarktes und die Aufforstung mit klimafitten Baumarten bietet das nunmehr geschnürte Tiroler Forstpaket Antworten. „Derzeit kann der Markt das anfallende Holz nicht aufnehmen. Es macht wirtschaftlich keinen Sinn, das Holz aus dem Wald zu bringen. Daher heben wir die Förderungen für alle Forstschutzmaßnahmen im Wald an, um zumindest den Borkenkäfer hintanzuhalten“, erklärt Fuchs. Die Bäume werden im Wald entrindet, damit sich der Borkenkäfer nicht zwischen Rinde und Holz einnistet und sich dort vermehrt. Verstärkt zum Einsatz kommen sollen auch Fangbäume, die nach der Besiedlung durch den Borkenkäfer aus dem Wald entfernt oder an Ort und Stelle entrindet werden.

Ein wichtiges Thema im Zusammenhang mit dem Naturgefahrenmanagement ist die Räumung der Wildbäche von Schadholz. Auch hier bietet das Land Tirol zusätzliche Unterstützung, damit der Mehraufwand abgegolten werden kann. Neben der Errichtung von Nasslagern für Schadholz höherer Qualität sollen die Verwertungsmöglichkeiten im Energieholzsektor und in der Pelletsproduktion geprüft und bestenfalls erhöht werden. Für die Wiederaufforstung der durch die Wetterextreme zerstörten Waldflächen vor allem im Schutzwald kommen gemäß des Tiroler Programms „Klimafitter Bergwald“ verstärkt an die neuen klimatischen Verhältnisse angepasste Mischbaumarten wie Tanne, Lärche, Ahorn oder Buche zum Einsatz.

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