ÖBf erwirtschafteten 2017 zweitbestes Ergebnis in der Unternehmensgeschichte

Mai 25, 2018 | Allgemein

Freidhager: Naturereignisse sind zum „Tagesgeschäft“ geworden

Wien/Purkersdorf, 24. Mai 2018 (aiz.info). – Im Umfeld einer sehr guten Wirtschaftslage, die aber geprägt war von einigen Herausforderungen wie Windwürfen, einem starken Borkenkäferjahr und volatilen Holzpreisen hat die Österreichische Bundesforste AG (ÖBf) im Jahr 2017 ein „ausgezeichnetes Ergebnis“ erzielt. Die Betriebsleistung stieg um 4,3% auf 235,6 Mio. Euro, der Gewinn vor Steuern (EBT) um 38% auf 29,8 Mio. Euro. Auch das EBITDA lag mit 44,1 Mio. Euro um 18,9% deutlich über dem Vorjahreswert, genauso wie das EBIT, das um 45,3% auf 32,4 Mio. Euro angestiegen ist. Das Eigenkapital erhöhte sich um 5,4% auf 221,9 Mio. Euro. „Wir schreiben das zweitbeste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte“, teilten die beiden Vorstände Rudolf Freidhager und Georg Schöppl bei der heutigen Bilanzpressekonferenz mit. Wie in jedem Jahr seit der Ausgliederung aus der Bundesverwaltung (1997) hat das Unternehmen auch 2017 (28,6 Mio. Euro) einen Beitrag zum Bundesbudget geleistet.

10 Mio. Euro für Waldpflege und Käferprävention

Die größte Herausforderung habe 2017 neben dem dynamischen Holzmarkt der Klimawandel bereitet, sind sich die ÖBf-Vorstände einig. Der Schadholzanteil sank zwar gegenüber dem Jahr davor leicht (51%), war mit 46% aber nach wie vor hoch. „Nur durch intensive Steuerungsmaßnahmen ist es uns gelungen, die nachhaltig erntebare Holznutzung einzuhalten“, betonte Freidhager. Insgesamt wurden 1,484 Mio. Erntefestmeter (Efm) geerntet (2016: 1,515 Mio. Efm) – für das laufende Jahr wird ein punktgenaues Holzernteziel von 1,5 Mio. Efm angestrebt. Mittlerweile müsse jedes Jahr ein 50%iger Schadholzanteil budgetiert werden, meint der Experte. Je nach Schadholzmenge belaufen sich die Kosten des Klimawandels – Mindererlöse des Schadholzes (etwa 15 Mio. Euro pro Jahr) und Mehrkosten durch den Borkenkäferbefall – auf rund 15 Mio. Euro pro Jahr.

Außerdem herrsche immer „Alarmstufe dunkelrot“, was den bekanntesten Forstschädling, den Borkenkäfer, betreffe, der 2017 für die Hälfte des Schadholzes verantwortlich war, so Freidhager weiter. 3,3 Mio. Euro wurden 2017 in die Käferprävention investiert, „sie gehört eigentlich schon zum Tagesgeschäft“, erklärte der Vorstandssprecher. Um 20% auf 2,3 Mio. Euro gesenkt werden konnten hingegen die Aufwendungen für Aufforstungen. 2,1 Mio. Jungbäume wurden im Berichtsjahr ausgepflanzt, das Ziel sind aber 1 Mio. bis zum Jahr 2025, weil mit waldbaulichen und jagdlichen Maßnahmen die Naturverjüngung angekurbelt werden soll. „Natürlich nachgewachsene Bäume sind besser ihrer Umgebung angepasst und resistenter gegenüber Umwelteinflüssen“, erläutert Freidhager. „Wo die Natur Unterstützung braucht, wird nachgeholfen, etwa auf Windwurf- oder sensiblen Schutzwaldflächen. Durch die verbesserte Wildstandsregulierung sei aber die Gefährdung der Jungbäume durch Wildverbiss erstmals leicht zurückgegangen. Insgesamt hat der Konzern 10 Mio. Euro in Waldpflege und Käferprävention investiert.

Nicht-forstliche Geschäftsbereiche bereits bei 42% der Betriebsleistung

Im Jahr 1997 als klassischer Forstbetrieb gestartet haben die Bundesforste durch Diversifizierung weitere erfolgreiche Geschäftsfelder eröffnet. „Der Bereich Forst/Holz bleibt mit 58% weiterhin unser Kerngeschäft, doch liegt der Anteil der nicht-forstlichen Geschäftsbereiche Immobilien, Dienstleistungen und Erneuerbare Energie heute bereits bei 42%“, so der Vorstand für Finanzen und Immobilien, Georg Schöppl, „und sind damit ein wesentlicher Eckpfeiler unserer Strategie“. Rund 93,5 Mio. Euro konnten 2017 aus den nicht-forstlichen Bereichen erwirtschaftet werden, das entspricht einem Plus von 135,5% seit der Ausgliederung 1997. Der Sektor Forst/Holz wuchs im selben Zeitraum um 11,1%. Am stärksten zum Wachstum beigetragen haben die Immobilien, deren Anteil an der gesamten Betriebsleistung 2017 erstmals bei über 20% und 43,7 Mio. Euro lag. Stark angezogen hat auch die Betriebsleistung im Geschäftsbereich Erneuerbare Energie, vor allem durch die Inbetriebnahme des ersten ÖBf-Windparks Pretul in der Steiermark.

Kerngeschäft bleibt trotz volatilem Markt stabil

Trotz eines volatilen Marktumfeldes und sinkender Holzpreise konnte die Betriebsleistung im Kerngeschäft Forst/Holz mit 131,0 Mio. Euro (2016: 132,3 Mio.) auf hohem Niveau gehalten werden. Besonders im Sommer und Herbst des Vorjahres geriet der Markt unter Druck, die Marktpreise bewegten sich nach unten. „Innerhalb eines Jahres galt es, Preisschwankungen von bis zu 10% auszugleichen, starke Gegensteuerung war erforderlich“, erläuterte Freidhager. Über das Jahr zeigte sich die Nachfrage in allen Segmenten jedoch ausgeglichen. Die Bundesforste bleiben bei der Einhaltung ihres nachhaltigen Holzernteziels sehr konsequent. 2017 konnte es mit 1,484 Mio. Efm sogar knapp unterschritten werden. „Hier haben wir uns einen Puffer erarbeitet“, so Freidhager. Mehr als die Hälfte (54%) entfiel auf Sägerundholz, ein Drittel (34%) war Industrieholz, der Rest Energie- und Brennholz.

Jagd und Fischerei auf Vorjahresniveau

Im Bereich Jagd/Fischerei lag die Betriebsleistung leicht über dem Vorjahresniveau (21,7 zu 22,2 Mio. Euro). Die Schäden durch Wildverbiss konnten um 10% gesenkt werden, was unter anderem auf eine konsequente Wildstandsregulierung und verstärkte Eigenbejagung von Revieren zurückzuführen ist. Diese Maßnahmen werden mancherorts fortgesetzt, um insbesondere lebenswichtige Schutzwälder nicht weiter zu gefährden. Verstärkt nachgefragt wurde im Berichtsjahr die Angelfischerei in den 550 heimischen Pachtrevieren. Der Ausfang an hochqualitativem und regionstypischem Wildfang aus den Salzkammergut-Seen lag bei 4 t.

Betriebsleistung bei Immobilien erstmals über 45 Mio. Euro

Dynamisch entwickelt hat sich ebenso der Bereich Immobilien, dessen Betriebsleistung 2017 um 3,7% erstmals über 45 Mio. Euro gestiegen ist und sich mit einem Anteil von 20,2% an der gesamten Betriebsleistung zum zweitstärkster Geschäftsbereich entwickelt hat. „Seit 1997 hat sich die Betriebsleistung dieses Geschäftsfeldes damit mehr als verdreifacht“, berichtete Schöppl stolz. Zuwächse gab es im Vorjahr insbesondere bei der Verpachtung (+7,3%), bei den Seen (+5%) und bei Bodenressourcen (+6,1%). Ein neuer Höchststand wurde bei den 750 Baurechts- und Baupachtverträgen, die die Bundesforste mit gewerblichen Interessenten und Privaten als kapitalschonende Alternative zum Grundstückskauf schließen, verzeichnet. Aktuelle Baurechts- und Baupachtprojekte werden in Salzburg, der Steiermark, in Niederösterreich und Tirol verfolgt, darunter etliche Projekte im sozialen Wohnbau. Darüber hinaus setzen die Bundesforste nun auch auf die Eigenentwicklung von Immobilien und Wohnbauprojekten zur Vermietung. 2017 sind 4,3 Mio. Euro in die Entwicklung von Immobilien geflossen, für heuer sind weitere 6,1 Mio. Euro geplant.

Dienstleistungen legten um 2,1% zu

Die ÖBf AG verzeichnete 2017 auch eine gute Nachfrage nach ihrem forstlichen Know-how und konnte damit die Betriebsleistung im Geschäftsbereich Dienstleistungen weiter leicht steigern (14,9 Mio. Euro). Insgesamt wurden 17.000 ha Waldflächen für Dritte betreut. Dazu zählt nicht zuletzt ein Großprojekt im Auftrag der ASFINAG zur flächendeckenden Baumkontrolle und –begutachtung entlang der heimischen Autobahnen, der 2018 fortgesetzt wird, wie Schöppl informiert. Weiters wurden 400 Projekte im Naturraum durchgeführt, wie etwa die Planung und Umsetzung von Mountainbike-Strecken und Skipisten, die Gestaltung von Naturlehrpfaden oder das Erstellen von Waldbewirtschaftungsplänen.

Betriebsleistung bei Erneuerbaren Energien wurde 2017 mehr als verdoppelt

Auf 18,4 Mio. Euro mehr als verdoppelt hat sich die Betriebsleistung im Geschäftsfeld Erneuerbare Energien, was laut Schöppl vor allem darauf zurückzuführen ist, dass der erste ÖBf-Windpark in Pretul in Vollbetrieb genommen wurde. Weiters sind seit der Vorwoche insgesamt acht Kleinwasserkraftwerke der Bundesforste in Betrieb. „Damit können rund 88.000 Haushalte mit Strom versorgt werden – umgerechnetentspricht das einer Stadt in der Größenordnung von Salzburg. Weitere 17.000 Haushalte werden mit Wärme aus erneuerbaren Energiequellen versorgt. Jährlich können damit rund 300.000 t an CO2-Emissionen eingespart werden“, freut sich Schöppl. Bisher haben die Bundesforste rund 92 Mio. Euro in erneuerbare Energie investiert, weitere Projekte sind in Planung.

Innovationskurs auf 2025/2050

Insgesamt sieht Schöppl die ÖBf mit ihrer Strategie der Diversifizierung und sinnvoller Investitionen „auf einem guten Weg“. Als Organisation sei das Unternehmen schlank und tatkräftig aufgestellt. Damit das so bleibt wird aktuell an einem neuen Unternehmenskonzept 2025/2050 gearbeitet, das ganz im Zeichen von Innovation steht und zum Ziel hat, neue Ansätze innerhalb der vier bestehenden Geschäftsbereiche voranzutreiben und gegebenenfalls weitere Geschäftsfelder zu entwickeln. „Einen Schwerpunkt wird die Digitalisierung einnehmen, die uns bereits bisher große Fortschritte in der Forstwirtschaft gebracht hat“, betont Freidhager. Schon heute läuft der gesamte Prozess im Kerngeschäft von der Bestellung über die Holzernte bis zur Lieferung ins Werk digital ab. In der Waldbewirtschaftung werden insbesondere bei Schadereignissen neueste Drohnen- und Satellitentechnologien eingesetzt, 3D-Wachstumsmodelle simulieren die Waldentwicklung der Zukunft. Was die nahe Zukunft betrifft, werde entscheidend sein, „wie wir über den Sommer kommen“ und damit, wieviel Schadholz anfällt. Aufgrund der guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im laufenden Jahr zeigen sich die ÖBf-Vorstände zuversichtlich. „Das Ziel ist, nachhaltig und ertragsstark zu sein und Substanz in allen Bereichen aufzubauen“, so Schöppl abschließend.

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