Biomasse deckt fast ein Drittel des gesamten Verbrauchs
Wien, 13. August 2018 (aiz.info). – Kärnten hatte 2016 mit einem Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoinlandsverbrauch von mehr als 51% die Nase im Bundesländervergleich vorn, berichtet der Biomasse-Verband. 2014 waren es sogar schon einmal 58%. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Energie liegt in Kärnten über dem Bundesschnitt, aufgrund des hohen Anteils erneuerbarer Energiequellen verursachen die Kärntner pro Kopf mit 8,3 t CO2 dennoch weniger Treibhausgas-Emissionen als ein Durchschnittsösterreicher (9,1 t), erklärte der Biomasse-Verband.
Bioenergie klar vor der Wasserkraft
Bioenergie ist 2016 mit einem Anteil von 62% klar die Nummer eins unter den Erneuerbaren. Dies liegt auch am Ressourcenreichtum Kärntens, das in Österreich mit 61% den zweithöchsten Waldanteil aufweist. Die jährlich je nach Wassermenge schwankende Wasserkraft ist mit 35% zweitwichtigste erneuerbare Energiequelle Kärntens. Wärmepumpen, Sonnenenergie und Windkraft fristen im Vergleich dazu bislang ein Schattendasein. Ohne Bioenergie läge der Anteil Erneuerbarer am Bruttoinlandsverbrauch statt bei 51% nur bei 20%. Biomasse deckt in Kärnten 32% des Energieverbrauchs, mehr als in jedem anderen Bundesland. Hackgut und Sägenebenprodukte stellen mit 44% die größte Biomassefraktion – ein Verdienst der starken Kärntner Forstwirtschaft und Sägeindustrie. Ablauge der Papierindustrie ist der zweitwichtigste biogene Brennstoff (22%), dahinter folgt Brennholz mit 16%.
Kärntner Raumwärme fast zur Hälfte mit Holz erzeugt
Der Anteil an Holzbrennstoffen für die Beheizung von Wohnräumen in Kärnten liegt bei 49%. Bis 2008 lieferte noch Heizöl die größte Wärmemenge in die Haushalte. Seit 2003/04 ist der Heizölverbrauch in Kärnten um 34% zurückgegangen; die Anzahl der mit Öl heizenden Haushalte ist um 24.000 auf 61.500 Stück gesunken. Ebenfalls 61.500 beträgt zurzeit die Anzahl der Holzheizer in Kärnten. Übertroffen werden diese Zahlen von der Fernwärme, an die fast 70.000 Haushalte angeschlossen sind. Von der Energiemenge her deckt diese bisher 14% des Raumwärmeverbrauchs. Fernwärme wird in Kärnten zu 67% aus Biomasse erzeugt, dafür sorgen etwa 175 Biomasseheizwerke sowie elf Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)-Anlagen. Seit der Inbetriebnahme des modernen Biomasseheizkraftwerkes Klagenfurt Ost im März 2017, das 27.000 Klagenfurter Fernwärmeanschlüsse bedient, deckt Biomasse über 90% des Fernwärmebedarfes der Landeshauptstadt.
100% erneuerbarer Strom dank Wasserkraft
Kärnten verfügt über 540 Wasserkraftanlagen, die 85% der Stromproduktion des Bundeslandes im Jahr 2016 bereitstellten. Somit verhilft vor allem die Wasserkraft Kärnten zu einem Anteil von 100% Ökostrom. Genau wie Salzburg, das Burgenland und Tirol kann Kärnten den Eigenstrombedarf komplett aus erneuerbaren Energien decken. Die Biomasse steuert immerhin 12% zur Stromproduktion bei: 7% kommen von den Holzheizkraftwerken, die neben Wärme auch Strom produzieren, 4% stammen aus der Laugenverbrennung der Papierindustrie. Photovoltaik verzeichnet einen stetigen Ausbau, trägt aber erst 1,4% zur Stromerzeugung bei. Die Windkraft spielt in Kärnten mit nur zwei Windkraftwerken am Plöckenpass keine nennenswerte Rolle.
Masterplan für Klimasorgenkind Verkehr: Mobilitätsverhalten ändern
Der größte Anteil der Kärntner Treibhausgas-Emissionen entfällt auf den Verkehr (35%), die gestiegene Straßenverkehrsleistung und der Kraftstoffexport sind die Gründe, dass diese Emissionen seit 1990 um 60% zugenommen haben. Der Treibstoffverbrauch im Straßenverkehr wird von fossilem Diesel (74%) und Benzin (19%) dominiert. Trotzdem hat sich die Kärntner Landesregierung das Ziel 100% erneuerbare Mobilität bis 2035 gesetzt – bei einem derzeitigen Anteil von 11,5% eine Herkulesaufgabe. Der Mobilitätsmasterplan sieht nicht nur die Umstellung von Benzin- und Dieselfahrzeugen auf Elektroautos, sondern auch die Änderung des Mobilitätsverhaltens vor. Ziel ist, den Anteil des öffentlichen Verkehrs auf 20% und jenen des Rad- und Fußgängerverkehrs auf 40% zu heben sowie den Beitrag des motorisierten Individualverkehrs von 77 auf 40% zu senken. Im Straßenverkehr soll das Geschwindigkeitsniveau reduziert werden, auf Autobahnen wird generell Tempo 100 empfohlen. Bis 2021 sollen zudem alle Eisenbahnstrecken in Kärnten elektrifiziert werden.
Neue Wohnbauförderung richtungsweisend für Ausstieg aus Ölheizung
Neben dem Mobilitätsziel setzt der Energiemasterplan Kärntens auch die beiden Oberziele 100% erneuerbarer Strom und 100% erneuerbare Raumwärme bis 2025. Das erste Ziel hat Kärnten mit 100% Ökostrom bereits 2014 erreicht. Der Anteil regenerativer Energien zur Deckung des Raumwärmebedarfs betrug 2016 59% – deutlich mehr als der Bundesschnitt von 45%. Allerdings hat der niedrige Heizölpreis der letzten Jahre den Umstieg von fossilen Heizsystemen auf Biomasse deutlich gebremst. 2015 erfolgte nur in 143 Gebäuden ein Heizungstausch; zur Zielerreichung wären jährlich etwa 5.500 Heizungen nötig. Der 2017 vollzogene Umstieg der Fernwärme Klagenfurt auf Biomasse hilft, den Abstand auf das 2025-Ziel zu verringern. Einen weiteren Anschub dürfte die 2018 in Kraft getretene Kärntner Wohnbauförderung bringen, die Sanierungsmaßnahmen nur unter der Bedingung fördert, dass keine Heizungssysteme auf fossiler Basis (Kohle, Heizöl, Elektroheizungen, Infrarotheizungen, Gas) verwendet werden.