Upgrade für Messstation von Umweltbundesamt und ÖBf in den Kalkalpen
Wien/Purkersdorf, 19. Juli 2018 (aiz.info). – Mitten in den ausgedehnten Wäldern der Kalkalpen betreiben das Umweltbundesamt, die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) und der Nationalpark Kalkalpen eine der größten Forschungsstationen Österreichs. In den nächsten vier Jahren werden dieser und fünf weitere Standorte zu hochmodernen Messstationen für ökologische Forschung ausgebaut. Die Forschungsfläche erstreckt sich auf rund 90 ha Wald. „Der Wald ist als Ökosystem von den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen. Der Forschungs-Hotspot in den Kalkalpen liefert wichtige Erkenntnisse über die Einflüsse von Klimaextremen und Umweltveränderungen auf unsere Wälder“, erklärt Rudolf Freidhager, ÖBf-Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz. „Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass häufige, starke Regenfälle oder lange Hitzeperioden Ökosysteme verändern“, so Umweltbundesamt-Geschäftsführerin Monika Mörth. „Mit der neuen Messtechnik können wir unmittelbare und langfristige Folgen noch genauer beobachten und auch Klimarisiken besser abschätzen.“
Untersucht wird etwa, welche Schadstoffe der Wald aufnimmt, von Stickstoff- und Schwefeldioxidemissionen über Ozon bis zu Schwermetallen. Unter anderem wird Niederschlag, der vom Kronendach auf den Waldboden tropft und dabei vom Baum gefiltert wird, gesammelt. Wasser aus dem Waldboden wiederum wird über Filter angesaugt, um anschließend Inhaltsstoffe zu analysieren. Auch Blätter werden in Netzen aufgefangen. Sie liefern wertvolle Informationen, weil auch sie Schadstoffe speichern. „Der Wald wirkt wie ein überdimensionaler Filter“, erklärt Rudolf Freidhager. „Er filtert die Luft, befreit sie von Schadstoffen, reinigt das Wasser und wandelt schädliches Kohlendioxid in lebensnotwendigen Sauerstoff um.“
Bäume ziehen sich bei Stress zusammen
Trockenheit setzt vor allem Österreichs häufigste Baumart, die Fichte, unter Stress. Auf der Forschungsstation Zöbelboden sollen darüber nähere Erkenntnisse gewonnen werden. Dazu werden unter der Baumrinde Sensoren befestigt, die den Saftstrom beziehungsweise Verdunstungsfluss messen. Tritt ein Dürreereignis ein, verringert sich der Saftstrom, der Baum verdunstet weniger. Ein weiteres Phänomen: Stehen Bäume unter Trockenstress, nimmt der Stammumfang ab, der Baum zieht sich förmlich zusammen und dehnt sich erst wieder aus, wenn der Flüssigkeitshaushalt wiederhergestellt ist. Dazu werden Baumstämme mit einem sogenannten Dendrometer umspannt, um ihre Umfangänderung im Millimeterbereich ermitteln zu können.
Mehr als 600 unterschiedliche meteorologische und Schadstoff-Parameter werden auf der Messstation Zöbelboden täglich gemessen. Insgesamt sind über hundert hochspezielle Messsensoren auf der gesamten Forschungsfläche verteilt und liefern im Viertel- oder Halbstundentakt Messdaten an das Umweltbundesamt. Erstmals können dank der neuen, hochauflösenden Technik Ergebnisse und Auswirkungen extremer Wetterereignisse nun zeitnah erfasst werden. Die weitere Auswertung der Messdaten und die Qualitätssicherung erfolgt in den Labors des Umweltbundesamtes.