Thomas arbeitete bei AVL in Graz und stand nach seinem absolvierten Studium erfolgreich im Beruf. Als die Eltern in Pension gingen, beschäftigten sich sein Bruder und er sehr intensiv mit der Aufteilung des Besitzes. Zwei Betriebe waren vorhanden, der eine ein wenig größer, der andere ein wenig kleiner. Beiden war es wichtig, dass der Besitz gleichwertig aufgeteilt wird. „Weil eh beide nicht bewirtschaften wollten!“ Somit musste sich Thomas sehr intensiv mit Werten des Eigentums beschäftigen. Flächen bewerten, Wald bewerten, Arbeit bewerten – all das führte dazu, sich mit Wald und Waldbewirtschaftung näher auseinander zu setzen. Dieser Prozess lief über mehrere Monate und in Thomas reifte immer mehr die Überzeugung, dass die Waldarbeit ein großartiges Tätigkeitsfeld darstellt. „Es ist einfach cool und erfüllt mich mit großer Zufriedenheit, wenn ich am Abend durch die körperliche Tätigkeit müde bin und sehe, was ich heute geleistet habe. Bei AVL haben wir oft ein ganzes Jahr an einer Programmierung gearbeitet und erst danach hast du ein Ergebnis gehabt.“ Heute ist er Vollerwerbs-Waldbauer.
Naturnaher Wald
Waldbaulich setzt Betriebsführer Thomas auf seine Überzeugung, dass in erster Linie natürlicher Wald zukunftsfähig ist. Schon während des gesamten Übergabeprozesses erkannte er, dass es einerseits viele Durchforstungsrückstände gab und dass Licht am Boden ein wesentliches Kriterium für naturnahe Wälder darstellt. Kahlschläge sind für ihn keine Option. Aber weil auch Kalamitäten in dieser Region nicht ausbleiben, entstehen immer wieder Kahlflächen, wo Lichtbaumarten gute Standortbedingungen vorfinden. Ihm ist bewusst, dass er mit dem Waldboden seiner Wälder das größte Kapital besitzt und deswegen werden auch keine schweren Maschinen wie Harvester und Forwarder bei der Holzernte eingesetzt. Ein sehr gutes Wegenetz mit Forststraßen und Rückewege ermöglicht die Bewirtschaftung mit Traktor und Seilwinde. Hier ist Thomas seinen Eltern und Großeltern sehr dankbar, der schon sehr früh auf eine gute Aufschließung gesetzt hat. „Besonders bei den aktuellen Herausforderungen mit den Kalamitäten wie Windwurf, Schneebruch und Borkenkäfer ist es essentiell, kleinräumig bewirtschaften zu können. Und da braucht es die Möglichkeit, dass ich mit dem Seil fast jeden Baum in meinem Wald erreichen kann!“ meint Thomas mit großem Nachdruck. Als nächsten Kompetenzschwerpunkt hat er sich der Analyse seiner Böden verschrieben und er will sich intensiv mit den individuellen Standortbedingungen seines Waldes auseinandersetzen. Um dadurch noch gezielter Zukunftsbaumarten fördern zu können.
Wildproblematik
In der letzten Zeit befasste sich Thomas sehr intensiv mit dem hohen Wildstand in seinen Wäldern und der daraus resultierenden Schäden. Gämse und vor allem das Rehwild bedrohen die positive Entwicklung der jungen Bäume massiv. Für einen Großforstbetrieb in der Nähe hat die Jagd eine immense Bedeutung und so wird das Wild offensichtlich mit Fütterung und Kraftfutterautomaten mehr oder weniger gezüchtet. Der Betriebsführer richtete mit Unterstützung des Forstberaters Probeflächen ein und sammelte viele Argumente, um auf diese Problematik sehr gut hinweisen zu können. „Es ist einfach schwierig Druck aufzubauen. Aktuell denke ich, ich muss bei meiner Waldbewirtschaftung die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Naturverjüngung flächig anwächst. Und dass somit ein Überangebot an Nahrung für das Wild entsteht und dadurch sich die Wildschäden in Grenzen halten werden.“
Mitglied im Arbeitskreis
Schon seit einigen Jahren engagiert sich Thomas im Arbeitskreis Forst. Er ist überzeugt, dass durch die Pauschalierung in vielen Betrieben das Wissen, welche Betriebssparten wirtschaftlich positiv und welche eher negativ betrieben werden, verloren geht. Denn vielfach wird eben Privates mit Betrieblichem vermischt und wenn es sich unterm Strich irgendwie ausgeht, dann passt es schon. Dass es dadurch zu Querfinanzierungen kommt, ist eigentlich logisch. Thomas Schachner: „Mir war immer persönlich wichtig, genau zu wissen, ob ich etwas wirtschaftlich positiv betreiben kann oder auch nicht. Es macht für mich absolut Sinn zu wissen, wie teuer zum Beispiel mein Traktor ist und dass es vom Kostenaufwand beträchtlich ist, ob ich jeden Tag mit dem Traktor kilometerweit zum Arbeitsort im Wald fahre. Oder ob Holzlagerplätze 50 oder 500 Meter vom Platz der Holzernte entfernt sind.“
Leidenschaft
Mit den Forstberatern DI Georg Hörmann und Ing. Gregor Rinesch der Bezirkskammer Liezen hat Thomas sehr gute Forstexperten bei der Hand. Bei vielen Fragen bekommt er hier Unterstützung und Thomas meint: „Das ist ein weiterer wichtiger Puzzlestein für die Weiterentwicklung meiner eigenen forstlichen Kompetenz.“ Auch die Verbindung zum Waldverband lebt der Betriebsführer sehr engagiert. Der Waldverband bietet für ihn viele Unterstützungsleistungen an, die er dankbar annimmt. Vor allem die Unkompliziertheit wie sich die Zusammenarbeit mit Waldhelfer Jörg Schwarzkogler gestaltet, genießt Thomas sehr. „Besonders für mich als Quereinsteiger sind diese Kontakte absolut wichtig. Hier bekomme ich Unterstützung, Vertrauen und Bestätigung, dass mein Weg in der Waldbewirtschaftung der Richtige ist!“ so der Waldbauer Schachner. Das Sägerundholz wird regional an Egger, Kaml Huber und Klausbauer vermarktet und das Faser- und Energieholz geht gesammelt meist an das Heizwerk in Irdning.
Nach einigen Jahren als Waldbauer ist sich Thomas bewusst, dass die Waldbewirtschaftung eine große Herausforderung darstellt. Neben den Veränderungen durch den Klimawandel und der Zunahme von Kalamitäten sieht er, dass vor allem die kleinräumige Bewirtschaftung besonders wichtig ist. Für ihn rentiert sich diese Arbeit im Wald, weil er es selbst macht. Aber er weiß auch, dass bei einer Vergabe der Arbeiten die Wirtschaftlichkeit bei kleinen bis mittelgroßen Betrieben an ihre Grenze kommt. Thomas versucht, die Balance zwischen dem, was die Wissenschaft sagt und dem, was die Vorfahren schon immer gemacht haben, zu finden. Denn nur auf Erfahrungen der Vorgängergenerationen zu setzen, kann auch daneben gehen. Weil es eben beim Wachstum der Bäume lange dauert, bis sich Richtig oder Falsch zeigt.
Fakten & Details
Familie
Thomas Schachner mit Freundin Edith
vulgo Ernst
Wörschachwald 34
8982 Stainach-Pürgg
Berufsweg des Betriebsführers
Studium Maschinenbau
Angestellter bei AVL
Waldbauer seit 5 Jahren
Forstwirtschaftliche Ausbildung durch Kurse in der FAST Pichl und durch selbständiges Lernen (Videos auf YouTube, Waldmontag,…)
Zum Betrieb
25 ha Wiesen sind verpachtet
35 ha Wald aufgeteilt auf
8 Einzelflächen
Seehöhe: 1.000 bis 1.500 Meter
Baumartenverteilung
80 % Fichten
15 % Tannen
Rest sind Lärchen, Buchen, Bergahorn
Maschinenausstattung
Traktor mit Seilwinde
Motorsägen