„Transparent planen, klar kommunizieren“

Artikel aus Ausgabe 2/2022

Mittlerweile ist die Message bei uns angekommen – einfach Holz zu ernten, dann zu schauen, wer kauft das Holz und wann wird es abtransportiert – das funktioniert nicht. Genaue Planungen, gute Abstimmungen in der gesamten Kette sind das Um und Auf. Besonders bei der Holzernte mit Seilkran und Prozessor, wo Holz auf der Forststraßen gelagert wird, braucht es eine regelmäßige Holzabfuhr. Denn die Maschinen sind schnell mit Holz „verparkt“ und ein Weiterarbeiten ist nicht mehr möglich.

Wie kam es zur Entscheidung, diese Erstdurchforstung durchzuführen und welche Schritte sind in der Vorbereitung unabdingbar, damit die Holzernte mit hoher Qualität durchgeführt werden kann?

RUSS Uns war es schon sehr lange bewusst, wir müssen hier unbedingt etwas machen. Aber wie es oft so ist, viele Dinge im Leben beeinflussen eben, dass gerade die Waldarbeit immer hinausgeschoben wird. Ursprünglich war diese Durchforstungsarbeit bereits im Herbst 2021 geplant. Aufgrund eines Engpasses an Kapazitäten beim Holzernteunternehmer Eberhardt haben wir diesen Auftrag um einige Monate verschoben. Wir können uns glücklich schätzen, dass der März jetzt so trocken war und die Abfuhr über die Forststraßen unkompliziert möglich ist. Jetzt sind wir auch noch in eine Phase von vergleichsweisen hohen Holzpreisen „hineingerutscht“, das freut uns natürlich besonders.

Zechner In der heutigen hochmechanisierten Holzernte wissen wir, dass teure Maschinen einen großen Anteil der Kosten verursachen. Und dass natürlich größere Holzmengen an einem Standort diesen Kostenfaktor reduzieren können. Es macht daher auch keinen Sinn, wie manche Waldbesitzer entscheiden, „Jetzt mache ich mal ein kleines Stück, und dann schauen wir.“ Wir investieren ja auch unglaublich viel in die Planung und Vorbereitung, versuchen hier unvorhersehbare Einflüsse wie Wetter und Marktveränderungen im Vorfeld bereits zu berücksichtigen. Und da ist es dann auch für die gesamte Kette wichtig, die Entscheidung zu treffen und es durchzuziehen. Die Erfahrung lehrt uns auch – die Planung in der Theorie klingt oft einfach, die praktische Umsetzung hat das Potenzial für viele unvorhersehbare Herausforderungen.

Wenn ich mir die Fläche anschaue, denke ich, ein Harvester wäre auch eine Option gewesen. Warum habt ihr euch für die Holzernte mit Seilkran entschieden?

Russ Auch wenn manche Holzernte-Unternehmer sicherlich bestätigen, dass sie diese Durchforstung mit dem Harvester durchführen würden, war es für mich keine Option. Ich denke, dass vor allem die Schäden am Waldboden wie Fahrspuren doch sehr gravierend gewesen wären. Bei meinem Nachbarn habe ich bei einer Durchforstung mit Harvester und Forwarder beträchtliche Ernteschäden am verbleibenden Bestand feststellen können.

Zechner Ja, der Harvester wäre eine Option gewesen. Aber für Siegfried war klar, es ist eine Seilkranarbeit. Was auch gegen den Harvester gesprochen hat – weil eben das untere Ende der Waldfläche direkt an die Landesstraße angrenzt. Ein Runterfahren mit dem Forwarder und am unteren Ende das Holz zu lagern, wäre gar nicht möglich gewesen. Und das Holz mit Forwarder bergwärts zu transportieren ist möglich, aber doch sehr aufwändig.

Bei einer Erstdurchforstung, auch wenn der Bestand wie hier schon älter ist, sind die Holzerntekosten auch immer ein Thema. Kein Waldbesitzer möchte, dass die Erntekosten fast den gesamten Erlös „auffressen“. War der Preis für diese Arbeit in Ordnung?

Russ Als mir Schlägerungsunternehmer Florian Eberhardt die Kosten je Festmeter genannt hat, habe ich schon mal geschluckt. Mir war dann schon klar, dass ich mich ja lange nicht mit dem Thema auseinandergesetzt habe und meine Vorstellung der Kosten eben schon ein wenig „veraltet“ waren. Ich habe mich informiert und von diesem Unternehmen nur Positives zur Qualität der Arbeit gehört. Da mir die Qualität ein besonderes Anliegen ist, waren für mich die Höhe der Kosten letztendlich in Ordnung. Wenn ich mir die Maschinen ansehe, die für diese Ernte notwendig sind, dann verstehe ich es mittlerweile auch.

Zechner Aus unserer Erfahrung wissen wir, wenn beim Aushandeln bereits Druck für bessere Preise auf die Unternehmer ausgeübt wird, führt es sehr oft zu minderer Qualität bei der Arbeit und zu Unstimmigkeiten. Bitte nicht falsch verstehen – der Preis muss schon in Ordnung sein und das für beide Seiten. Uns ist wichtig, dass die „Baustellen“ von den Unternehmern wirklich genau angesehen werden, dass sie auf Grund dessen eine sehr realistische Kalkulation erstellen können und dass sie dann angepasste Kosten verrechnen. Denn nichts ist blöder, wenn nach getaner Dienstleistung noch diskutiert werden muss, wenn es Verstimmungen wegen Ernteschäden gibt und wenn die Forderung nach Nachverrechnungen oder Nachlässe entstehen. Klarheit von Beginn an, viel Kommunikation, beste Abstimmung – dafür stehen wir.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Maximilian Handlos, Projektleiter beim Waldverband Steiermark.

Waldhelferin Helena Zechner verantwortet in der Regionalstelle Murtal/Knittelfeld die Mitgliederbetreuung des Waldverband Steiermark.

Siegfried Russ bewirtschaftet mit seiner Frau Maria einen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb in der Gemeinde Lobmingtal in der Steiermark.

 

Fakten & Details

Erstdurchforstung 
Familie Maria und Siegfried Russ im Lobmingtal, Steiermark
 
Waldbestand
• Fläche 6 ha, 50 bis 60 Jahre alt, aufgeforstet
• 20 bis 30 Meter hoch, 20 bis 30 cm BHD
• 90 % Fichte, Rest Lärchen und Laubhölzer
• 1. Eingriff seit der Aufforstung
 
Arbeitstechnik
• Ganzbaumverfahren
• Seilkran aufgebaut auf Traktoranhänger
• Baggerprozessor
• Seilspannungen 400 bis 500 Meter
• Tagesleistung 40 bis 60 FM
• Erntekosten von 35 bis 43 Euro je FM
 
Herausforderungen
• Sehr dichter Bestand
• Hoher HD-Wert
• Stabilität nach dem Durchforstungseingriff
• Landesstraße direkt am unteren Rand der Waldfläche

Für den Waldbesitzer gilt – unbedingt Interesse an der Arbeit zeigen.

In der Flexibilität bietet der auf dem Bagger aufgebaute Prozessor unbestritten Vorteile

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