Ob Sturmschäden im Wald auftreten, hängt maßgeblich von Windstärke, Sturmdauer und der Böigkeit ab. Großflächige Sturmereignisse kommen vor allem im Winterhalbjahr vor. Wenn sich der Kontinent rascher als der Atlantik abkühlt, können große Tiefdruckgebiete in dieser Zeit entstehen, die mit den vorherrschenden Westwinden schon in der Vergangenheit für große Schäden sorgten. Vivian, Wiebke, Lothar, Kyrill sind unter anderem namhafte Beispiele dafür. Immergrüne Baumarten sind eher von Sturmschäden betroffen, weil sie im Winter mehr Angriffsfläche als Laubbäume bieten. Trotzdem verursachen auch im Sommer Gewitterstürme lokal und regional größere Schäden, die alle Baumarten betreffen können. Darüber hinaus ist auch die Bodenbeschaffenheit für die Windwurfanfälligkeit entscheidend. Seichtgründige Böden, sandig kiesige Böden aber auch sehr feuchte Böden geben den Waldbäumen weniger Halt. Letzteres gewinnt auch immer mehr im Winterhalbjahr an Bedeutung, da Böden seltener gefroren sind und die Wassersättigung sehr hoch ist. Dies erhöht das Windwurfrisiko. Als einer der wesentlichsten Faktoren nimmt die Baumhöhe Einfluss auf das Schadensrisiko. Je nach Bodentyp steigt dabei das Windwurfrisiko ab 20 bis 25 Meter exponentiell mit der Baumhöhe an. Innerhalb der sommergrünen und der immergrünen Baumarten spielt auch das Wurzelsystem eine wesentliche Rolle für die Anfälligkeit gegenüber Sturmschäden. Flachwurzler wie die Fichte sind daher am meisten von Sturmschäden betroffen. Auf Stauwasser beeinflussten Boden, dem sogenannten Pseudo- oder Stagnogley, wurzelt auch die Buche flach und steht bei Sturm nicht sicher. Die Geländeform spielt im Vergleich zur Baumhöhe, -art und Windstärke eine untergeordnete Rolle. Natürlich sind Kuppen gefährdeter, da dort immer die höchsten Windspitzen erreicht werden. Aber auch sonst nimmt die Topografie Einfluss auf die örtliche Windstärke in einem Gebirgsland wie Österreich.
Was liegt in der Hand des Menschen?
Einige waldbauliche und betriebliche Maßnahmen können das Windwurfrisiko zwar nicht verhindern aber doch senken. Grundsätzlich gilt es Fichtenreinbestände zu vermeiden. Nach Untersuchungen aus Deutschland und der Schweiz erhöht ein 10 bis 20 %iger Laubholzanteil die Bestandesstabilität in Fichtenbeständen deutlich. Die Baum-artenwahl soll aber generell dem Standort gerecht werden. Auf staunassen Böden sind je nach Höhenlage Eiche und/oder Tanne sowie auf sehr feuchten Böden der Tieflagen Schwarzerle beizumischen. Ist eine Kulturbegründung durch Naturverjüngung nicht möglich oder sinnvoll, ist bei der Aufforstung zu achten, dass wurzelgerecht gepflanzt wird. Dabei sollen die Wurzeln der Forstpflanzen im Pflanzloch in alle Richtungen streichen. Denn so wie die Wurzeln liegen, wachsen sie auch weiter und können den Baum zukünftig bestmöglich „ankern“.
Bei der Dickungspflege in Fichten-, Tannen oder Lärchenbeständen ist früh und kräftig einzugreifen. Hier erfolgt die Weichenstellung für einen sehr guten H/D-Wert und somit Stabilität. Dies ermöglicht in weiterer Folge auch wünschenswerte, frühzeitige und kräftige Auslesedurchforstungen. Diese Eingriffe erhalten einen günstigen H/D-Wert unter 80 bei Fichte. Der H/D-Wert ist das Verhältnis von Baumhöhe in Meter zum Brusthöhendurchmeser in Zentimeter. Bei 80 hat die Hälfte der Baumlänge eine grüne Krone. Beträgt die Kronenlänge ein Drittel oder weniger, ist die Fichte instabil. In instabilen Beständen soll noch schwach eingegriffen werden. Der H/D-Wert kann hier nicht mehr entscheidend verbessert werden. Ein stärkerer Eingriff senkt hier den Bestockungsgrad bedenklich und erhöht das Risiko für das restliche Bestandesleben. Mit der Gestaltung der Bestandesränder erhält man die Möglichkeit, das Windwurfrisiko für den gesamten Bestand zu senken. Denn wenn einmal die Bestandesränder dem Sturm zum Opfer gefallen sind, schreitet der Schaden vor allem in einschichtigen, gleichförmigen Beständen weiter fort. Ideal wäre ein Waldrand der langsam und gleichmäßig in seiner Höhe ansteigt. An der Grenze zu nicht forstlichen Flächen kann auch eine Laubholzgürtel helfen. Dieser senkt im Winter die Windgeschwindigkeit. Er verursacht im Gegensatz zu einem „winddichten“ Waldrand aus Fichte keine Verwirbelung (Turbulenzen), die nach dem Waldrand schlagend werden können.
Bei der Aufforstung großer Flächen können als zusätzliche Versicherung auch Laubholzstreifen gegen die Hauptwindrichtung innerhalb der Fläche angelegt werden. Neue Bestandesränder entstehen immer durch Nutzungen. Hier gilt es die Randlinien zu minimieren, indem auf große Kahlschläge verzichtet wird, vor allem wenn sich benachbart Baumhölzer befinden. Grundsätzlich soll der Schlägerungsfortschritt gegen die Hauptwindrichtung erfolgen. Bäume mit Stammfäulen sind natürlich gefährdeter. Gerade rotfaule Fichten sind oft die ersten Opfer bei Stürmen. Vorbeugend gilt es, Schäden am Stamm bei der Holzernte und durch Fege- und Schälschäden zu verhindern. Diese sind die Eintrittspforten für Holz zerstörende Pilze.
Flächiges Befahren ist zu vermeiden. Es schädigt den Waldboden, indem das Porenvolumen des Bodens nachhaltig verringert wird. Die zukünftige Waldgeneration hat nicht nur einen schlechteren Zuwachs, sondern auch eine geringere Vitalität und Stabilität. Für das Wurzelwachstum von Waldbäumen ist eine entsprechende „Durchlüftung“ wichtig. Insbesondere die Fichte wurzelt auf verdichteten Böden auf Grund der Sauerstoffarmut sehr schlecht. Da die Baumhöhe ein Hauptfaktor für das Windwurfrisiko ist, sollten vor allem zwei Maßnahmen forciert werden. Hiebsreife und somit sehr hohe Bestände ernten und die Umtriebszeit und damit die Eintrittswahrscheinlichkeit für Windwurfschäden zu senken. Auf sehr guten Böden haben Fichten zum Beispiel eine durchschnittliche Mittelhöhe von 24 Meter im Alter 60 (Ertragsklasse Fichte Bayern 14). Im Alter 100 sind sie 33 Meter lang. In diesem Zeitraum von 40 Jahren erhöht sich das Windwurfrisiko grob auf das Dreifache (siehe Abb. 2).
Abb. 1: Das Diagramm zeigt die Wahrscheinlichkeit von Kalamitätsnutzungen im nördlichen Alpenvorland in Abhängigkeit von Windstärke, Baumhöhe auf gut durchlüfteten Braunerden. Quelle: BFW Wien