Wasserversorgung
Die Fähigkeit eines Bodens Wasser zu speichern ist v.a. davon abhängig, wie tief der Boden durchwurzelbar ist, wieviel Feinmaterial als Speicher zur Verfügung steht (Grobmaterial > 2 mm liefert keinen Beitrag!) und welche Bodenart die Porengrößen bestimmt. Eine erste Maßzahl ist die Wasserspeicherkapazität, die angibt, wieviel Wasser nach anhaltenden Niederschlägen gegen die Schwerkraft im Boden gehalten werden kann („Schwammprinzip“). Die nutzbare Wasserspeicherkapazität beschreibt jene Teilmenge, die von den Pflanzen auch genutzt werden kann. So halten tonige Böden einen Großteil des Wassers in ganz feinen Bodenporen so fest zurück, dass es für die Pflanzen nicht verfügbar ist.
Wie oft und wie gut der Bodenspeicher aufgefüllt wird, bestimmen dann die Niederschläge. Es gilt: Je größer der Bodenspeicher, desto länger kann ein Waldbestand ohne Niederschläge auskommen. Andererseits bewirken warmes Klima und hohe Sonneneinstrahlung (Südhang!), dass Bäume mehr Wasser verbrauchen. Des Weiteren beeinflusst die Lage im Gelände den Wasserhaushalt insofern, als in Verlustlagen (Kuppen, Oberhänge) ein Teil des Wassers abfließt, während in Gewinnlagen (Mulden, Unterhänge) zusätzliches Wasser zur Verfügung steht oder gar ein Grundwasserkörper gebildet wird.
1. Standorte mit übermäßiger Wasserversorgung („nass“/„feucht“) können z. B. am Vorkommen folgender Nässe-/Feuchtezeiger erkannt werden:
- Sumpfdotterblume (Caltha palustris)
- Bachkresse (Cardamine amara)
- Wechselblatt-Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium)
- Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum)
- Wald-Schachtelhalm (Equisetum sylvaticum)
- Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)
- Echter Beinwell (Symphytum officinale)
In diese Gruppe fallen Sonderstandorte, die durch Grundwasser, Überschwemmungen oder wasserstauende Bodenschichten geprägt sind. Es handelt sich meist um tiefgründige, feinbodenreiche Böden in flacher Lage (Täler, Becken) und/oder ausgeprägten Gewinnlagen (Unterhänge, Gräben, Mulden). Für das Pflanzenwachstum ist hier problematisch, dass infolge des hohen Wassergehalts im Boden die Wurzeln empfindlicher Baumarten an Luftmangel leiden. Grundwasserbeeinflusste Standorte sind oft zusätzlich von Überschwemmungen im Bereich von Bächen und Flüssen geprägt. An ganz nassen Standorten, mit ständigem Luftmangel, können nur Schwarzerle, manche Weidenarten oder Moorbirke wachsen. Bei tieferliegendem Grundwasser bzw. seltenerer Überflutung ist auch die Stieleiche geeignet. Esche, Pappelarten und Grauerle liegen mit ihren Ansprüchen dazwischen.
Staunasse Standorte sind durch einen Staubereich mit besonders schwerer, dichter Bodenart geprägt, über dem sich nach Niederschlägen das Wasser staut. Die schwierigsten Standorte liegen in ebener Lage, wo das Überschusswasser auch nicht seitlich abfließen kann. Eine typische Pflanze ist hier die Seegras-Segge (Carex brizoides), die aber auch an weniger nassen Standorten vorkommen kann. Stieleiche bzw. Tanne gelten hier als „Pflichtbaumarten“, da sie die dichten Bodenschichten gut durchwurzeln und für Bodenlockerung sorgen. Als Mischbaumart ist z. B. Hainbuche möglich. Achtung: Die Fichte wurzelt hier extrem flach und ist dadurch besonders windwurfanfällig. Auch Buche, Bergahorn oder Douglasie brauchen gut belüftete Böden und haben hier Probleme. An feuchten Standorten in Hanglage, z.B. in Gräben, kommen auch Baumarten wie Bergahorn oder Bergulme gut zurecht, da hier ziehendes Bodenwasser eine bessere Bodenbelüftung bewirkt.
2. Standorte mit ausgeglichener Wasserversorgung („sehr frisch“/„frisch“/„mäßig frisch“) weisen keine Nässe-/Feuchtezeiger auf (siehe Abschnitt 1), dafür aber Frischezeiger, also Arten mit relativ hohen Ansprüchen an die Wasserversorgung. Die folgenden Arten haben hier ihr Optimum:
- Neunblatt-Zahnwurz (Cardamine enneaphyllos)
- Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba)
- Waldmeister (Galium odoratum)
- Rundblatt-Labkraut (Galium rotundifolium)
- Nickendes Perlgras (Melica nutans)
- Quirl-Weißwurz (Polygonatumverticillatum)
- Sanikel (Sanicula europaea)
Die folgenden Arten benötigen zumindest ausgeglichene Wasserversorgung und kommen auch auf feuchten/nassen Standorten vor (Abschnitt 1). Sie fehlen jedoch an Standorten mit geringer Wasserversorgung (Abgrenzung zu Abschnitt 3!):
- Wald-Frauenfarn (Athyrium filixfemina)
- Wald-Hexenkraut (Circaea lutetiana)*
- Männerfarn (Dryopteris filix-mas)
- Großes Springkraut (Impatiens noli-tangere)*
- Einbeere (Paris quadrifolia)
- Weiße Pestwurz (Petasites albus)
- Buchenfarn (Phegopteris connectilis)
Standorte mit ausgeglichener Wasserversorgung weisen bezüglich Bodeneigenschaften, Niederschlägen usw. unterschiedlichste Ausprägungen auf, wobei sich Einflussfaktoren oft gegenseitig ausgleichen. So kann z. B. ein geringer Bodenwasserspeicher durch hohe, regelmäßige Niederschläge oder eine steile Verlustlage durch kühl-schattiges Lokalklima ausgeglichen werden. Hier bietet sich die größte Freiheit bei der Baumartenwahl, da so gut wie alle Baumarten bei ausgeglichener Wasserversorgung gut wachsen können. Es sind also v. a. die Nährstoff- und Wärmeverhältnisse entscheidend. Bei sehr frischen Standorten (entsprechende Zeigerarten sind in der Liste mit * markiert) ist dabei mit höherer Wuchsleistung zu rechnen und auch Edellaubbaumarten sind gut geeignet.
3. Standorte mit geringer Wasserversorgung („mäßig trocken“/„trocken“/„sehr trocken“) weisen keine Nässe-/Feuchte-/Frischezeiger auf (siehe Abschnitt 1 & 2), dafür aber Trockniszeiger wie:
- Felsenbirne (Amelanchier ovalis)
- Rispen-Graslilie (Anthericum ramosum)
- Sichel-Hasenohr (Bupleurum falcatum)
- Waldfetthenne (Hylotelephium maximum)
- Nick-Leimkraut (Silene nutans)
- Aufrecht-Ziest (Stachys recta)
- Edel-Gamander (Teucrium chamaedrys)
Trockene Standorte finden sich auf flachgründigen, feinbodenarmen Böden mit geringem Bodenspeicher und/oder in Lagen mit geringen Niederschlägen bzw. hohen Temperaturen. Zudem wirken sich Verlustlagen (Oberhänge, Kuppen) und Sonnlagen negativ auf den Wasserhaushalt aus. Meist wirken hier mehrere ungünstige Faktoren zusammen. Auf den extremsten Standorten sind nur trockenresistente Baumarten wie die Flaumeiche geeignet. Auf weniger extremen Standorten können auch andere Eichenarten noch wachsen. Kiefernarten kommen speziell mit flachgründigen Böden gut zurecht, wenn nicht auch noch die Niederschläge gering sind.
Wärmeverhältnisse
Baumarten stellen unterschiedliche Ansprüche an die Temperaturverhältnisse, so benötigen sie bestimmte Wärmesummen während der Vegetationszeit, andererseits können sie durch Extremtemperaturen wie Frost gefährdet sein. Grundsätzlich nimmt die Temperatur mit zunehmender Seehöhe ab, wogegen die Niederschläge zunehmen, worauf sich auch das Konzept der klimatischen Höhenstufen bezieht. Es ist jedoch zu beachten, dass das Lokalklima kleinräumig (z. B. in schattigen Grabenstandorten oder auf steilen Sonnlagen) deutlich von der entsprechenden Höhenstufe abweichen kann.Da das Klima nicht so kleinräumig wechselt wie das bei den Bodenverhältnissen möglich ist, kann man sich zur Bestimmung der Wärmeverhältnisse in einem weiteren Umkreis nach dem Vorkommen von Zeigerarten umsehen, vorausgesetzt es liegen keine lokalklimatischen Unterschiede vor.
1. Standorte der Tieflagen (Höhenstufen „collin“/„submontan“) können am Vorkommen wärmeliebender Zeigerarten erkannt werden:
- Roter Hartriegel (Cornus sanguinea)
- Dirndlstrauch (Cornus mas)
- Gewöhnlicher Spindelstrauch (Euonymus europaeus)
- Efeu (Hedera helix)
- Liguster (Ligustrum vulgare)
- Schlehdorn (Prunus spinosa)
- Große Sternmiere (Stellaria holostea)
Eichenmischwälder bilden hier die natürliche Waldgesellschaft, in niederschlagsreichem Klima auch Eichen-Buchenwälder. Waldbaulich stehen zahlreiche Laubbaumarten zur Wahl. Wärmeliebende Baumarten wie Elsbeere, Feldahorn, Feldulme, Flaumeiche, Hainbuche, Traubeneiche, Winterlinde, Zerr-
eiche kommen nur hier vor. Baumarten wie Edelkastanie, Schwarzerle, Sommerlinde, Spitzahorn, Stieleiche, Vogelkirsche haben hier ihr Optimum, kommen aber darüber hinaus noch in den untersten Berglagen („tiefmontan“) vor.
2. Standorte der mittleren Berglagen („tiefmontan“/„mittelmontan“/„hochmontan“) weisen keine Wärmezeiger (siehe Abschnitt 1) auf. Folgende Zeigerarten haben hier ihr Optimum:
- Kleeblatt-Schaumkraut (Cardamine trifolia)
- Kleb-Kratzdistel (Cirsium erisithales)
- Rundblatt-Labkraut (Galium rotundifolium)
- Buchenfarn (Phegopteris connectilis)
Außerdem kommen hier mäßig kältetolerante Arten vor, die es auch in den Tieflagen gibt (Abschnitt 1), die aber in den Hochlagen fehlen (Abgrenzung zu Abschnitt 3!):
- Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba)*
- Haselnuss (Corylus avellana)*
- Zyklame (Cyclamen purpurascens)*
- Gewöhnliche Heckenkirsche (Lonicera xylosteum)*
- Adlerfarn (Pteridium aquilinum)
- Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
- Brombeere (Rubus fructicosus agg.)*
- Kleb-Salbei (Salvia glutinosa)*
- Sanikel (Sanicula europaea)
Unter naturnahen Verhältnissen dominieren in diesem Höhenbereich am Alpenrand Fichten-Tannen-Buchen-Wälder, weiter ins Alpeninnere Fichten-Tannen-Wälder. Geeignete Mischbaumarten sind Bergahorn, Bergulme*, Esche*, Grauerle, Hängebirke*, Lärche, Rotkiefer*. Sowohl Zeigerpflanzen als auch Baumarten mit etwas höheren Temperaturansprüchen („tiefmontan“/„mittelmontan“) sind im Vorhergehenden mit * markiert.
3. Standorte der Hochlagen („tiefsubalpin“/„hochsubalpin“) weisen keine Zeiger der Tieflagen bzw. mittleren Berglagen auf (siehe Abschnitt 1 & 2). Sie sind z. B. durch folgende kältetolerante Zeigerarten gekennzeichnet:
- Rost-Gold-Fingerkraut (Potentilla aurea)
- Alpen-Küchenschelle (Pulsatilla alpina)
- Wimper-Alpenrose (Rhododendron hirsutum)
- Rostblättrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum)
- Zwerg-Mehlbeere (Sorbus chamaemespilus)
In diesem Höhenbereich liegt die Kampfzone des Waldes. Charakteristisch sind Lärchen-Fichten-Wälder, Lärchen-Zirben-Wälder und Krummholz-Bestände mit Latsche und Grünerle.