Österreichisches Borkenkäfer-Monitoring

Artikel aus Ausgabe 3/2022

Zuerst 1, dann 10, dann 100 Borkenkäfer in der Pheromonfalle. Jetzt ist die Zeit gekommen, regelmäßig im Wald auf Käfernester zu achten. Wie Waldbesitzer und Waldbewirtschafter sich rechtzeitig über die Situation informieren können, dazu liefert das Borkenkäfer-Monitoring gute Grundlagen.

Der Schwärmflug der Borkenkäfer ist temperaturabhängig: Ab 16,5° C geht es los. Sobald alle Anzeichen auf den Ausflug von Borkenkäfern hinweisen, werden im März oder April, je nach Witterungslage in den vergangenen Winter- und Frühlingsmonaten, in den beteiligten Bundesländern auf zirka 70 Standorten Käferfallen aufgestellt, welche mit Lockstoffen bestückt werden. Die Käferfallen befinden sich in den Fichten-, Lärchen- und Kiefernverbreitungsgebieten und werden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landes- und Bezirksforstdienste, der Landwirtschaftskammern und des Instituts für Waldschutz des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) betreut. Jede Woche suchen sie die Pheromonfallen auf, entleeren sowie reinigen sie und dokumentieren, wie viele

  • Buchdrucker (Ips typographus),
  • Kupferstecher (Pityogenes chalcographus),
  • Große Lärchenborkenkäfer (Ips cembrae),
  • Große zwölfzähnige Kiefernborkenkäfer (Ips sexdentatus),
  • Sechszähnige Kiefernborkenkäfer (Ips acuminatus) und neuerdings auch
  • Nordische Fichtenborkenkäfer (Ips duplicatus)

sich in der Falle befinden. Im kleinen zweistelligen Bereich können die Käfer einzeln gezählt werden, geht es in die Hunderte hilft ein Messbecher zur Volumsbestimmung. Mit artspezifischen Maßzahlen werden damit die Fangzahlen bestimmt, anschließend geben die Forstexpertinnen und -experten die Werte in eine Datenbank ein.

Flugverlauf einer Borkenkäferart ansehen

Als Fallen werden Schlitzfallen – entweder als Einzelfalle oder als Fallenstern – verwendet, die mit artspezifischen Lockstoffen beködert werden. Die wissenschaftliche Betreuung und Auswertung sowie die Erstellung der Internetplattform wird am BFW durchgeführt, beteiligt sind das Institut für Waldschutz und die IT-Abteilung.
Alle Lockstofffallen werden – getrennt nach Borkenkäferart und Jahr – in einer Österreich-Karte lagegetreu durch farbige Symbole dargestellt. Bei Auswahl einer Falle werden die wöchentlichen Fangergebnisse als Säulendiagramm über die Vegetationsperiode dargestellt.
Um den Flugverlauf einer Borkenkäferart in einem bestimmten Gebiet zu beobachten, gehen Sie wie folgt vor:

Schritt 1: Website www.borkenkaefer.at aufrufen

Schritt 2: Österreich-Karte mit allen Fallenstandorten erzeugen (in eigenem Fenster)
Dazu in der Maske Auswahlkriterien festlegen:

  • Borkenkäferart wählen (Vorauswahl: Buchdrucker)
  • Jahr wählen (Vorauswahl: aktuelles Jahr)
  • „Fallenstandorte anzeigen“ anklicken.

Schritt 3: In Österreich-Karte gewünschte Falle durch Klick auf das entsprechende Symbol auswählen. Das Diagramm mit Fangergebnissen der gewählten Falle öffnet sich in eigenem Fenster.
Besonders interessant ist die Abhängigkeit des Käferschwärmens von Schwellentemperaturen (über 16,5° C bis 30° C) und von erreichten Temperaturzeitsummen. Die blauen Symbole zeigen Fallenstandorte, wo den Fangzahlen zusätzlich Stundensummen entsprechender Temperaturbereiche von Klimastationen gegenübergestellt werden. Bei den orangefarbigen Symbolen stehen keine Klimadaten zur Verfügung.

Situation bis Juni 2022

Nach den in vielen Regionen kühleren Temperaturen im April 2022 war Anfang Mai ein stark einsetzender Schwärmflug zu beobachten. Bei darauffolgend teilweise sommerlichen Verhältnissen konnten sich die Borkenkäfer rasch entwickeln. In tieferen Lagen verpuppen sich die Buchdrucker, auch sind bereits erste Jungkäfer vorhanden. Bei späterem Brutbeginn oder der Anlage von Geschwisterbruten liegen derzeit Larvenstadien vor (Stand: 15. Juni). Waldbegehungen zur Suche frischen Befalls (Bohrmehlsuche) sind unumgänglich. Die rechtzeitige Aufarbeitung befallener Bäume und deren Abfuhr aus dem Wald – das A und O der Borkenkäferbekämpfung – sind jetzt dringend durchzuführen.

Vergleich mit PHENIPS

Seit 2016 werden in Kooperation mit dem Institut für Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz (IFFF) der Universität für Bodenkultur (BOKU) in der Österreichkarte neben den Fallen-
standorten des Buchdrucker-Monitorings auch die Standorte des PHENIPS-Phänologiemodells dargestellt (weißes Symbol). In PHENIPS wird die Entwicklung anhand meteorologischer Messdaten modelliert. Die angegebenen Daten zur Generationsentwicklung beziehen sich daher immer auf spezifische nahegelegene Klimastationen und werden als Flächendiagramm dargestellt (siehe Abbildungen). Darüber hinaus kann über den Link auf die Webseite von PHENIPS plus zugegriffen werden, auf der Ergebnisse aus dem Modell PHENIPS für die gesamte Landesfläche von Österreich dargestellt sind.

Linktipps
Borkenkäfer-Website:
www.borkenkaefer.at
PHENIPS Online (BOKU):
http://ifff-server.boku.ac.at/

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