Aber auch in Richtung Verbesserung der Wirtschaftlichkeit (Stichwort: Umstellung auf maschinelle Pflege) werden weitreichende Maßnahmen gesetzt. Die folgende Reportage soll Waldbesitzern mit ähnlicher Ausgangslage (standortswidrige Fichtenbestände in Tieflagen) als Beispiel für eine alternative Form der Waldbewirtschaftung dienen.
Die Entstehungsgeschichte, Gründe für die Maßnahmen, die Umsetzung und erste Erfahrungen wurden bei einem gemeinsamen Termin mit DI Klemens Blaimauer (BFI Steyr-Land), Ing. Andreas Schuster (Bezirksoberförster), Johannes Resch (Liegenschaftsverwaltung Stadt Steyr) und Waldhelfer Ing. Josef Popp erörtert und besichtigt.
Ausgangslage
Die Stadt Steyr ist im Besitz von etwas mehr als 100 Hektar Wald, welcher verstreut rund um Steyr zu finden ist. Das gegenständliche „Dietacher Holz“ befindet sich geologisch betrachtet auf den Ennser Schotterterrassen auf einer Seehöhe von ca. 300 Metern. Weiters ist es als Wasserschutzgebiet im Waldentwicklungsplan ausgewiesen. Der Vorbestand war ein 50-jähriges Fichten-Stangenholz mit einzelnen Kiefern beigemischt. Die natürliche Waldgesellschaft auf diesem Standort wäre ein Eichen-Hainbuchenwald. Der vorliegende Standort ist somit für die Fichte völlig unpassend und ungeeignet.
Die vergangenen Jahre waren immer von demselben Bild geprägt: Laufend wurden kleinflächige Fällungen in Folge von Windwurf oder Borkenkäferbefall notwendig. Man konnte beobachten, wie der Bestand stückweise weniger wurde und dementsprechend die Aufforstungs- und Pflegekosten stetig stiegen. Waldhelfer Ing. Josef Popp erinnert sich: „Seit 2012 waren wir gezwungen, immer wieder zur Unzeit Kleinmengen an Käferholz zu produzieren und im Anschluss daran kleinräumig aufzuforsten. Auch aus wirtschaftlicher Sicht war dieser Zustand äußerst unbefriedigend.“ Aus diesem Grund entschloss sich die Stadt Steyr zu handeln.
Johannes Resch ist überzeugt: „Es ist ein Irrglaube, zu denken, dass sich die Borkenkäfersituation bei diesen Ausgangslagen schon wieder beruhigen wird. Also mussten wir handeln! Gemeinsam mit Bezirksoberförster Ing. Andreas Schuster, unserem Waldhelfer Ing. Josef Popp und nicht zuletzt mit unserer Stadtgärtnerei wurde die Planung, Organisation und Umsetzung der Bestandesumwandlung durchgeführt. Rückblickend war diese Entscheidung absolut richtig und gut.“
„Die Pflanzverbände auf den Aufforstungsflächen wurden so gewählt, dass eine maschinelle Pflege mit den stadteigenen Gärtnereigeräten vollmechanisch möglich ist. Bei der Aufforstung wurden bereits Wendeflächen mitgeplant. Derzeit wird auf den gesamten Bestandesumwandlungsflächen zweimal pro Jahr eine vollmechanisierte und dadurch sehr effiziente und kostengünstige Kulturpflege durch die eigenen Mitarbeiter der Stadtgärtnerei durchgeführt“, berichtet Bezirksoberförster Ing. Andreas Schuster.
Bereits bei der Pflanzung wurde mittels kombiniertem Pflanzpflug mit angebauter Fräse auf maschinelle Unterstützung bei der Aufforstung gesetzt. In einem gemeinsamen Projekt mit der Universität für Bodenkultur wurden die Baumarten, insbesondere im Hinblick auf das Wasserschongebiet bzw. Trinkwasser-Schutzgebiet, sorgfältig ausgewählt.
„Das Ziel auf den bisher umgewandelten Flächen im Ausmaß von derzeit ca. 5 Hektar (3 Hektar sind noch in Planung) ist ein Eichen dominierter Laubmischwald mit einem Eichenanteil von ca. 70 Prozent. Unter den gepflanzten Baumarten finden sich daher Stieleiche, Spitzahorn, Vogelkirsche, Feldahorn, Hainbuche und die Hasel. Darüber hinaus wurde auf einer Teilfläche ein Herkunftsversuch mit Schwarzkiefern durchgeführt“, erläutert Bezirksforstinspektor DI Klemens Blaimauer.
Praxistipp
Ein guter Praxistipp kam von den ausführenden Stadtgärtnern. Um den Unkrautdruck auf den gemulchten Flächen möglichst einzubremsen, wurde auf den Aufforstungsflächen eine Kleeeinsaat vorgenommen. Der Klee beschattet den Boden sehr schnell, wird nicht zu hoch, erschwert den Lichtkeimern das Aufkommen und bringt zusätzlich Nährstoffe ein. Die Aufforstungsflächen sind hasendicht eingezäunt, weshalb der Klee auch keine anziehende Wirkung auf das Wild ausüben kann. Diese Methode hat sich als sehr gut erwiesen.
„Da sich die Waldflächen im Naherholungsgebiet der Stadt Steyr befinden, wurde die Bevölkerung von Anfang an über die forstlichen Maßnahmen mittels Presseinformation im Vorfeld und Infotafeln vor Ort informiert und auf dem Laufenden gehalten. Diese Vorgehensweise ist bei den Waldbesuchern sehr gut angekommen und hat sich gut bewährt“, freut sich Johannes Resch.
Die Erfolgsgeschichte Bestandesumwandlung „Dietacher Holz“ zeigt, dass man als betroffener Waldbesitzer mit absolut standortswidrigen Fichten-Reinbeständen auch aktiv zu einer Veränderung beitragen kann. Eine Bestandesumwandlung in Richtung natürliche Waldgesellschaft ist gerade in Zeiten der Klimaveränderung eine Option für Waldbesitzer mit ähnlicher Ausgangssituation.
In Zusammenarbeit mit der Stadt Steyr, der Bezirksforstinspektion und dem örtlichen Waldhelfer konnte hier eine für alle Seiten gute und vor allem auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvolle Lösung gefunden werden. Abschließend kann man festhalten, dass sich der „Mut zur Bestandesumwandlung“ gelohnt hat.
Der BWV OÖ bedankt sich bei der Stadt Steyr, bei der Bezirksforstinspektion Steyr-Land und bei unserem Waldhelfer für die interessanten Einblicke im Zuge dieser Reportage.
Ausgangssituation: Letzte Fragmente des standortswidrigen Fichtenbestandes.
Information für Waldbesucher durch Infotafeln.
Besichtigung der Schwarzkiefernversuchsfläche.
Aufforstung mittels kombiniertem Pflanzpflug samt Fräskopf.