Fachexkursion Laubholzbewirtschaftung

Artikel aus Ausgabe 1/2025

Vom 5. bis 6. November 2024 hielt der Waldverband Österreich seine alljährliche Vollversammlung in Stockerau, NÖ ab. Nach einem intensiven ersten Besprechungstag zu verschiedensten Themen, wurde der zweite Tag für eine Exkursion in die klassische Laubholzbewirtschaftung des Weinviertels genutzt.

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Ausgabe: 1/2025
Thema: Wald & Wirtschaft, Waldbau
Bundesland: Österreich
Autor:in: Ulrich Schwaiger

Als Ausgangspunkt der diesjährigen Fachexkursion wurde das waldbaulich äußerst interessante Kreuttal inmitten des Weinviertels ausgewählt. Geringe Jahresniederschläge, mehr als 10 Grad Celsius Jahresdurchschnittstemperatur und austrocknende Südostwinde erschweren eine nachhaltige Waldbewirtschaftung.

Julia Kaita und Leopold Meißl, beide verantwortlich für den Forstbetrieb Niederkreuzstetten GmbH, führten durch unterschiedlichste Laubholzbestände bzw. einen Nadelholzbestand im rund 800 ha großen Revier. Dabei zeigten sie praxistaugliche Wege auf, wie auch unter prekären Wuchsbedingungen ein wertholzdominierter Waldbau und eine klimaangepasste Forstwirtschaft zukünftig möglich sind.

Eindrucksvoll schilderte Frau Kaita die Bestandesumwandlung eines mäßig wachsenden Lärchenbestands, der in einen Schwarznussbestand, mit dem Produktionsziel hochwertiges Starkholz, überführt werden soll. Dabei wurde die Überschirmung des Lärchenbestandes auf rund 30 % reduziert und mittels Forstmulcher der Boden alle 15 m streifenförmig bearbeitet. Schwarznüsse aus dem eigenen Revier wurden gesammelt und in die vorbereiteten Streifen alle 2 m „gestopft“. „Eine effiziente Wasseraufnahme in einem Trockengebiet ist entscheidend über den Erfolg einer Kultur. Dabei legen wir im Betrieb größten Wert auf eine ungestörte Wurzelentwicklung“, führte sie begeistert ihre Ausführungen aus. Ein entsprechender Wildschutz sowie intensive Kulturpflege sind von größter Bedeutung für die weitere Entwicklung der Kultur.

Mittelwaldbewirtschaftung
Anschließend erläuterte Leopold Meißl den interessierten Exkursionsteilnehmern die Mittelwaldbewirtschaftung. Dabei wurden die Vorteile der traditionellen Mittelwaldbewirtschaftung, eine Besonderheit des pannonischen Tief- und Hügellandes, hervorgehoben. Durch den mehrschichtigen Bestand können auf derselben Fläche neben Brennholz auch starkes Laubholz für die Wertholzproduktion erzeugt werden. Das Brennholz wird mit rund 30 Jahren an den Bestbieter versteigert und ab Stock abgegeben. „Brennholzwerber führen dabei die notwendigen Pflegearbeiten durch. Die Menschen aus der Region freuen sich jedes Jahr auf die Versteigerung, denn neben dem Holzkauf, wird auch für das „Leibliche Wohl“ im Wald gesorgt“. Mittelwälder weisen stets eine hohe Baumartenvielfalt und Biodiversität auf. Im Rahmen der Exkursion konnte auch der stärkste Speierling im Revier besichtigt werden.

Neue Waldbaukonzepte
Die prekären Wuchsbedingungen führten bei den Verantwortlichen des Reviers zu einem Umdenken in der waldbaulichen Behandlung der Baumart Robinie. Anstelle von Robinienbrennholz sollen gutwüchsige Niederwaldbestände zukünftig Wertholz liefern. Dabei werden Robinien nach den Kriterien Kernwuchs, Vitalität und Geradschaftigkeit ausgewählt und in jungen Jahren kräftig freigestellt. Schnell entstand unter den Exkursionsteilnehmern eine rege Diskussion rund um waldbauliche und holzmarktrelevante Fragestellungen.

Zur Abrundung der zahlreichen forstlichen Eindrücke wurden einzelne, sehr wertvolle Einzelbäume, der Baumarten Douglasie, Tulpenbaum und Schwarznuss besichtigt. Trotz ausgeprägter Trockenphasen zeigen sich die rund 120-jährigen Douglasien mit bester Vitalität und überzeugen durch die gewaltige Wuchsleistung. Revierleiter Leopold Meißl erinnert sich an die letzte Wertholzsubmission: „Hier haben wir neben dem starken Schwarznussbloch auch einiges aus der Krone für das Sammellos produziert. Während normalerweise diese Segmente verhackt bzw. als Faserholz ausgeformt werden, konnten wir mehrere hundert Euro pro Festmeter im Sammellos erzielen!“ Die Submission ermöglicht die Vermarktung von absoluten Raritäten und Stämmen bester Qualität und trägt zu einem deutlichen Imagegewinn für die Laubholzbewirtschaftung bei.

Exzellente Exkursionsführung durch Leopold Meißl und Julia Keita (Bild Mitte und rechts).

Mächtiger Speierling – „Edelsteine“ des Laubwaldes im Weinviertel.

Typische Niederwaldbewirtschaftung im Weinviertel.

Viele interessante und neue Einblicke in die Welt der Laubholzbewirtschaftung.

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