Auch für Kärnten wurden im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (ehemals BMLFUW) zwei Klimawandelszenarien auf Basis von Klimasimulationen regional aufbereitet. Für das optimistischere Szenario wird dabei eine Zunahme der Temperatur bis zum Ende des 21. Jahrhunderts von 2,5 C°, für das pessimistische Szenario gar eine Zunahme von 4,2 C° prognostiziert. Verschiedene Studien deuten zusätzlich auf einen Anstieg der Sturmereignisse und Trockenperioden hin.
Die von langen Produktionszeiträumen geprägte und traditionell von konstanten Standortsbedingungen ausgehende Forstbranche steht im Lichte eines in seiner Geschwindigkeit nie dagewesenen Temperaturanstiegs vor großen Herausforderungen. Auch wenn laut ersten Zwischenergebnissen der 8. Erhebungsperiode der österreichischen Waldinventur der Anteil der mit Fichten bestockten Waldflächen im bewirtschafteten Ertragswald tendenziell abnimmt, liegt dieser in Österreich immer noch bei 49 % der Ertragswaldfläche.
Die Bewirtschaftung der Fichte wird in den Tieflagen Österreichs aufgrund ihrer hohen Anfälligkeit gegenüber biotischen sowie abiotischen Stressfaktoren, deren Bedeutung wie beschrieben in Zukunft zunehmen wird, in den kommenden Dekaden mit erheblichen Risiken verbunden sein. Unter den Bedingungen der Klimawandelszenarien stellt die Fichte langfristig in den Tieflagen keine nachhaltig bewirtschaftbare Baumart mehr dar. Um die Stabilität und Produktivität der heimischen Wälder gewährleisten zu können, wird es nötig sein, nach Alternativen zur Fichte zu suchen.
Eine mögliche Alternative zur heimischen Fichte stellt dabei die Douglasie (Pseudotsuga menziesii) dar. Die bei uns als Neophyt geltende Baumart hat ihr Ursprungsgebiet im Nordwesten Nordamerikas und wächst dort unter sehr unterschiedlichen Standortsbedingungen. Man spricht daher heute von zwei bekannten Varietäten, der Küstendouglasie (Pseudotsuga menziesii var. menziesii) einerseits und der Inlandsdouglasie (Pseudotsuga menziesii var. glauca) andererseits. Auch innerhalb des Ursprungsgebiets der beiden Varietäten gibt es jeweils beträchtliche klimatische Unterschiede.
Dies macht die Verwendung der richtigen Herkünfte beim Anbau der Douglasie zu einem entscheidenden Parameter. Bisher galten Herkünfte der Küstendouglasie als besser zum Anbau in Europa geeignet, da sie in der Regel eine höhere Produktivität aufweisen und zugleich weniger anfällig gegenüber der rostigen Douglasienschütte (Rhabdocline pseudotsugae) sind. Die Raschwüchsigkeit dieser Nadelbaumart und ihre guten Holzeigenschaften ließen diese Baumart in der Vergangenheit auf den ersten Blick als vielversprechende Alternative erscheinen. Aus diesem Grund wurden bisherige Anbauversuche der Douglasie (Pseudotsuga menziesii) in der submontanen Höhenstufe Kärntens im Rahmen meiner Masterarbeit einer Analyse unterzogen.
Die Douglasie in den Tieflagen Kärntens
Dazu wurden mit Unterstützung des Kärntner Landesforstdiensts Informationen über mögliche Vorkommen im Untersuchungsgebiet gesammelt. Anhand der zur Verfügung gestellten Quellen konnte eine Liste mit mehr als 100 in Frage kommenden Beständen zusammengestellt werden. Diese wurden anschließend bereist, um daraus einerseits einen allgemeinen Eindruck über den Zustand der in den Tieflagen Kärntens erfolgten Anbauversuche mit der Douglasie zu gewinnen, und andererseits anhand festgelegter Kriterien ein Set aus Detailerhebungsflächen für weitere Untersuchungen zusammenzustellen.
Im Zuge dieser Bereisungen konnten 15 gut entwickelte Bestände in das Detailerhebungsset aufgenommen werden, die große Anzahl an Misserfolgen sollte jedoch keinesfalls unerwähnt bleiben. Da eine Nachforschung über die Gründe der Ausfälle den Rahmen der Masterarbeit gesprengt hätte, können über diese lediglich Vermutungen angestellt werden. Wie bereits aus mehreren Studien bekannt, ist die Bestandesbegründung speziell bei der Douglasie mit nicht unerheblichem Aufwand verbunden. Häufig auftretende Frostschäden sowie eine gewisse Beliebtheit bei den heimischen Wildarten machen sie speziell in ihrer Jugend zu einer betreuungsintensiven Baumart. Die gerade in den Kärntner Beckenlagen häufig auftretenden winterlichen Inversionswetterlagen mit zum Teil ausgesprochen niedrigen Temperaturminima stellen den Douglasienanbau vor große Herausforderungen.
Auf den erwähnten Detailerhebungsflächen wurden im Anschluss an die Bereisungen mit Einverständnis der Waldeigentümer Bestandes- und Standortsmerkmale sowie die Bodenvegetation aufgenommen und anhand der Daten klassische forstliche Bestandeskennzahlen abgeleitet. Unter anderem wurden im Zuge der Datenauswertung auch die Ertragsklassen der Bestände bestimmt. Die dabei erhobenen Bonitäten waren nahezu durchwegs ansprechend und erreichten ein Mittel von 19,0 nach den Ertragstafeln nach Marschall.
Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass jene auch heute noch in Verwendung befindlichen Ertragstafeln, deren Entwicklung schon mehrere Jahrzehnte zurückliegt, unter den gegenwärtigen Wachstumsbedingungen äußerst kritisch zu betrachten sind, da sie das Baumwachstum in der Regel unterschätzen. Dies wurde in der Wissenschaft mehrfach thematisiert. Das höhere Pflanzenwachstum wird in den zu diesem Thema durchgeführten Studien hauptsächlich mit den steigenden Temperaturen und den damit verbundenen längeren Vegetationsperioden begründet. Der Umstand, dass die meisten der im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Douglasienbestände die beste Bonität der verwendeten Ertragstafel übertreffen, kann als ein weiterer Hinweis dafür betrachtet werden.
Die im Rahmen der Untersuchung bestimmten Bonitäten wurden darüber hinaus mit für ganz Österreich erstellten Wachstumspotenzialkarten für die Douglasie verglichen. Diese wurden von den in dieser Arbeit betrachteten Beständen mehrheitlich übertroffen.
Die für die untersuchte Baumart besonders bedeutende Herkunftsfrage konnte aufgrund fehlender Informationen in der Mehrzahl der Fälle nicht näher beleuchtet werden. Eine Bestimmung der genetischen Herkunft wäre eine wichtige Erweiterung der Arbeit.
Fazit
Die vom Landesforstdienst dokumentierten und im Rahmen dieser Arbeit bereisten Anbauversuche zeigten hohe Ausfallsraten. Übersteht die Douglasie jedoch das Jugendstadium, kann sie in den Tieflagen Kärntens beträchtliche Wachstumspotenziale aufweisen. Die Douglasie kann eine Alternative für die Zukunft sein, jedoch dürfen die Herkunftsfrage und ihre Empfindlichkeit im Jugendstadium keinesfalls außer Acht gelassen werden. Die Frage der passenden Herkünfte wird im Lichte der sich rasant ändernden Bedingungen zu einer zunehmenden Herausforderung und sollte jedenfalls neu bewertet werden.

Herkunftsversuchsfläche im Bezirk Völkermarkt im zweiten Jahr der Aufforstung. Am Bild Förster Christian Bergner (LFD).

Douglasienfläche in Wolfsberg mit hohem Wachstumspotenzial im Alter 20. Am Bild
Ing. Stefan Rinner (BFI Wolfsberg).