Aufgrund der sich ändernden klimatischen Rahmenbedingungen ist der Holzvorrat, je nach Standort, einem mehr oder weniger hohen Risiko ausgesetzt von Schadereignissen betroffen zu werden. Mit diesem Aspekt muss man sich bei der Bewirtschaftung der Forstflächen zwangsweise auseinandersetzen. Welche Parameter die Umtriebszeit beeinflussen, bzw. wie der Bewirtschafter*innen diesen Produktionszeitraum beeinflussen können, ist im folgenden Beitrag dargestellt.
Was bedeutet Umtriebszeit?
Die durchschnittliche, planmäßige Produktionsdauer zwischen der Begründung (Pflanzung oder Naturverjüngung) und der geplanten Endnutzung von ganzen Betriebsklassen bzw. Beständen wird als Umtriebszeit bzw. Nutzungszeitraum bezeichnet. Im Altersklassenwald stellt die Umtriebszeit traditionell die zentrale Größe für Planung und Wirtschaftlichkeit dar. In ungleichaltrigen Bestandesstrukturen spielt die Umtriebszeit eine weniger entscheidende Rolle, da hier bei Einzelstammentnahmen der definierte Zieldurchmesser über die Nutzung entscheidet.
Wovon hängt die Umtriebszeit ab?
Dieser Zeitraum ist von den Baumarten, deren Leistungspotenzial am stockenden Standort und der Zielsetzung sowie den gesetzten Maßnahmen des Bewirtschafters abhängig. Die ökonomische Umtriebszeit ist jene, bei der die maximale Waldrente lukriert wird. Diese ist durch den Mengenertrag der einzelnen Sortimente, deren Preisrelation sowie den jeweiligen Kosten für die Holzernte, Waldbau und Verwaltung bestimmt. Dies ist nicht gleichzusetzen mit jenem Zeitpunkt, an dem der Bestand die höchste Massenleistung erbringt. Wenn beispielsweise hohe Massenerträge minderer Qualität erzeugt werden ist dies wenig zielführend.
Arbeiten mit Risiko
Der Produktionszeitraum bzw. das Alter eines Baumes zum Erntezeitpunkt und das Risiko von Schadereignissen betroffen zu sein stehen in enger Korrelation. Das heißt, dass der Produktionszeitraum bis zum Erreichen eines gewünschten Zieldurchmessers nicht nur bedeutend für die Wirtschaftlichkeit eines Waldbestandes oder Einzelbaumes ist, sondern auch einen starken Einfluss auf die Gefahr von Schäden durch abiotische und biotische Schäden hat.
Beispielsweise stellt die im Alter zunehmende Baumhöhe, die wichtigste Größe zur Erklärung von Sturmschäden dar. Gleichzeitig erhöht sich mit zunehmendem Alter der Vorrat eines Bestandes bzw. das Volumen eines Einzelbaumes. Damit steigt im Kalamitätsfall die Schadholzmenge. Dies führt unweigerlich auch zu hohen finanziellen Einbußen bei Schadereignissen. Im Kalamitätsfall werden die beim Erreichen der Umtriebszeit unterstellten Abtriebswerte der Bestände bei Weitem nicht erwirtschaftet. Je nach Abtriebsalter und Schadereignis fallen die dabei geernteten, verkaufsfähigen Holzmengen geringer aus und weisen durchwegs schlechtere Qualitäten auf.
Bei der Wahl der Umtriebszeit ist daher neben den bestandesspezifischen Aspekten (Vorratsentwicklung, Sortimentsverteilung…) auch besonders der Einfluss auf die Anfälligkeit von Waldbeständen gegenüber Kalamitäten ins Treffen zu führen. Auf gefährdeten Standorten können Überlegungen hinsichtlich der Verkürzung von Umtriebszeiten sinnvoll sein.
Die Senkung der Produktionszeit ist aber nicht die einzige Maßnahme zur Risikoabsenkung in der Forstwirtschaft. So sind die Baumartenwahl, Pflege und viele weitere waldbauliche Maßnahmen mit zu bedenken.
Wie kann man die Umtriebszeit eines Bestandes verringern?
Die Wahl von geringeren Zieldurchmessern einerseits und eine veränderte Bestandesbehandlung andererseits kann die Umtriebszeit verkürzen. Je nachdem wie alt bzw. wie stark der einzelne Bestand ist und wie anfällig der Standort auf Kalamitätsereignisse erscheint, bietet sich eine Kombination von angepassten, geringeren Zieldurchmessern und einer zügigen Dimensionierung der Bestände an.
Schneller zu starken Durchmessern: Wie geht das?
Für junge Fichtenbestände auf guten Standorten haben sich hierfür folgende Maßnahmen als erfolgsversprechend gezeigt:
- Frühzeitige Stammzahlreduktionen bzw. Aufforstung mit niedriger Pflanzzahl
- Ein kräftiger Erstdurchforstungseingriff ab zehn Meter Oberhöhe
- Hiebsruhe ab 25 m Oberhöhe damit das Kronendach geschlossen bleibt
- Bestandesränder möglichst geschlossen halten um die Verdunstung gering zu halten und Wind keine Angriffsfront zu bieten.
Bei labilen Nadelholzbeständen ist eine Verkürzung der Umtriebszeit eine Möglichkeit der Risikominimierung, um hier forstlich tatsächlich aktiv eingreifen zu können, anstatt laufend auf Kalamitäten reagieren zu müssen.
Hinzu kommt, dass durch kürzere Umtriebszeiten auch die Einbringung weiterer Baumarten in kürzerer Zeit ermöglicht wird, was im Hinblick auf die Dynamik des Klimawandels einen nicht zu verachtenden Vorteil darstellt.
Was passiert, wenn man mit der Nutzung zu lang zuwartet?
Überaltete Nadelholzbestände weisen meist einen höheren Starkholzanteil auf. Diese Sortimente sind am Markt oft schwierig abzusetzen. Mittelstarkes Nadelstammholz normaler Bauholzqualität wird im Gegensatz stark nachgefragt, während stärkere Dimensionen normaler Qualität oft nur mit einem Preisabschlag vermarktet werden können. Diese Bestände verlieren somit an Wert. Ein Nutzungsverzicht ist in dieser Phase kontraproduktiv, da er zur Entwertung des angesparten Holzkapitals führt und auch waldbaulich nicht erforderlich ist.
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ (Albert Einstein)