Die Jungbauern stehen schon in den Startlöchern…

Artikel aus Ausgabe 3/2024

Es imponiert immer wieder, wie Gemeinsames, Fleiß, Leidenschaft und Bodenständigkeit Familien prägen und was dadurch möglich ist. Trotz großer Herausforderungen bei der Bewirtschaftung, die mitunter sehr intensiv sein können. Dieses Tun bringt Ruhe, Glück und Zufriedenheit.

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Ausgabe: 3/2024
Thema: Wald & Gesellschaft, Wald & Jugend, Waldbewirtschaftung
Bundesland: Steiermark
Autor:in: Maximilian Handlos

Schon 1984 gelang Opa Reinhold erstmals eine Betriebserweiterung um 13 ha Wald und in der Schaffensperiode von Brigitte und Albin konnten weitere 22 ha auf drei Etappen zugekauft werden. Das Augenmerk liegt auf einer großen Nähe zum Betrieb, damit auch kleine zeitlichen Ressourcen für die Waldarbeit genutzt werden können.

Zukunftsbaum Lärche

Albin Edlinger bezeichnet sich selbst als großen Lärchen Fan. Lärchen finden sich im Altholz und vor allem bei den Jungpflanzen am Betrieb Tschaggober. Aber die Herausforderungen, damit sich in Jahrzehnten richtig schöne Lärchen entwickeln, sind schon beträchtlich:
Bei geringem Niederschlag trocknen die Jungpflanzen im Frühjahr aus, dann schädigt der Rüsselkäfer. Im Winter fressen die Mäuse die Stämme der Jungpflanzen kahl, der Rehbock verfegt die größeren und dann kommt der Nassschnee, der die Lärchen bis zu einem BHD von 15 cm auch noch umdrückt.

Einen interessanten Zugang wählt Albin bei der Gestaltung der Waldränder zum landwirtschaftlichen Dauergrünland. „Wir pflanzen bei den Waldrändern zwei Reihen Lärchen. Die tiefen Wurzeln verhindern, dass andere Flachwurzel in die Wiese reinwachsen. Hier ist es auch hell genug, dass sich die Lichtbaumart Lärche gut entwickeln kann. Die Beschattung des Grünlandes fällt auch geringer aus als bei der Fichte. Die erste Reihe kann ich später opfern, damit die zweite Reihe für eine gute Entwicklung genug Platz bekommt. Und durch die Helligkeit wachsen auch andere Bäume wie die Birke sehr gut mit.“

Lärchenharz

Wer hat gewusst, dass die Lärchenharzsammlung als traditionelles Handwerk 2018 in die UNESCO Liste des Immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen worden ist? Land- und Forstwirte sind im Kärntner Gurk-, Metnitz- und Görtschitztal und im Gebiet um Neumarkt in der Steiermark in diese Lärchenharz-Gewinnung involviert. Die aufwändige Arbeit des „Pech ziachn“ wird auch am Betrieb Edlinger bereits seit vielen Jahren durchgeführt. Rund 700 Lärchen sind angebohrt, zehn Liter Lärchenharz lassen sich im Schnitt aus 100 Lärchen im Jahr gewinnen. Das Ziel der Bohrung bei der Lärchenharzgewinnung ist es, den senkrecht verlaufenden, harzgefüllten Harzriss anzuschneiden, sodass das Harz in den Bohrkanal, der als Sammelraum dient, abfließen und von dort entnommen werden kann. Nach der Entnahme wird das Bohrloch mit einem konischen Holzstoppel verschlossen, um das Eindringen von Pilzen zu verhindern. Die Anwendung von Lärchenharz hat im Bereich der Volksgesundheit eine jahrtausendealte Tradition. Bereits der römische Dichter und Naturforscher Plinius (24 – 79 n.Chr.) beschreibt in seiner Naturalis historia, einem naturwissenschaftlichen Sammelwerk, eine Lärchenharzsalbe zur Behandlung von Hauterkrankungen.

Herausforderung Klimaveränderung

Wenn wir uns die nachstehenden Zahlen genauer ansehen, dann braucht es schon sehr viel Liebe zum Wald und zur Bewirtschaftung, um trotzdem so positiv wie Familie Edlinger in die Zukunft blicken zu können.

18. Juni 2020: Hagel wie Maschinengewehrsalven, unglaublich viele Vögel wurden getötet und viele kleine Bäumchen regelrecht zerschlagen. 23. Juni 2021: Sturm, alleine in der Kleinregion Pöllau fielen 25.000 FM Schadholz an – am Betrieb Edlinger 1.500 FM. 17. Februar 2022: Sturm aus Nord, eigentlich für den Betrieb die geschützte Seite, 200 FM Schadholz. 18. August 2022: Sturm aus Süd, 1.500 FM Schwachholz, viel Fläche, viel Arbeit und im Verhältnis wenig Holzmenge, betraf in erster Linie Bestände, die nach Durchforstungen so richtig gut im Wachsen waren. Dezember 2023 und Frühjahr 2024, Nassschnee und viele Wipfelbrüche mit allem was dazu gehört.

„Diese Kalamitäten sind jetzt bei uns nichts Ungewöhnliches, Schadholz hatten wir immer wieder. Was aber wirklich beängstigend ist, dass diese Intervalle ständig kürzer werden.“ meint der Betriebsführer sehr nachdenklich. „Wir sehen auch, dass die meistbetroffenen Flächen jene sind, die wir zugekauft haben und die eben in der Vergangenheit zu wenig genutzt worden sind!“
Etwas Positives kann Albin den Kalamitäten schon abgewinnen. Der Umbau des Waldes wird dadurch vorangetrieben, müssen doch viele neue Forstpflanzen auf den betroffenen Flächen eingebracht werden. Seit 2021 wurden 850 Stieleichen (700 stehen im Gatter, die restlichen 150 mit Einzelschutz), 2.300 Lärchen (300 im Gatter), 5.000 Fichten, 90 Weißkiefern (35 davon sind Mutterbäume), 50 Vogelkirschen (40 Mutterbäume), 60 Rotbuchen (50 Mutterbäume) und 50 Bergahorn gepflanzt. Bei den Eschen stehen noch einige sehr alte Mutterbäume, dies sich sehr gut verjüngen und offensichtlich eine hohe Widerstandskraft gegen das Eschentriebsterben haben. „Die Eschen sind super Lückenfüller, wenn andere Baumarten ausfallen und sie verjüngen sich wirklich richtig stark. Es besteht natürlich die Hoffnung, dass dieser „Nachwuchs“ ebenso resistent gegen das Eschentriebsterben ist und dass wir damit eine weitere Zukunftsbaumart auf unserem Betrieb haben.“ wünscht sich Waldbauer Edlinger.

34 Jahre Loyalität

Seit Gründung der WWG Neumarkt im Jahr 1990 besteht eine dauerhafte Mitgliedschaft des Betriebes zum Waldverband. Opa Reinhold war jahrelang Funktionär bei der WWG und seit mehr als 30 Jahren funktioniert die Vermarktung des Rundholzes über den Waldverband bestens. Leidenschaftlich beschreibt Albin das Gesamtpaket des Waldverbandes, worauf er und seine Familie sich voll verlassen können. Ob es die Transparenz ist, die Zahlungssicherheit, der digitale Lieferschein oder die Betreuung durch Waldhelfer Thomas Bliem – das alles sind Faktoren, um mit richtig gutem Gefühl Mitglied beim Waldverband zu sein. Aber auch der gemeinsame Forstpflanzeneinkauf und die langfristige Zusammenarbeit mit Dienstleistern tragen dazu bei, dass der Wert dieser Mitgliederorganisation am Betrieb Tschaggober als besonders hoch erlebt wird.

„Unsere größte Motivation sind unsere drei Söhne, die bereits mit voller Leidenschaft in den Startlöchern stehen.“ So beschreiben Brigitte und Albin Edlinger, warum das Bearbeiten von Grund und Boden derart große Freude bereitet. „Wir wünschen uns von der Interessensvertretung, dass der Bürokratie-Lawine wie Entwaldungsverordnung Einhalt geboten wird. Damit wir uns auf das Wesentliche, auf das wirklich Wichtige konzentrieren können. Nämlich der zukunftsfähigen Bewirtschaftung unserer Landwirtschaft und unserer Wälder!“

Fakten & Details

Familie Brigitte und Albin Edlinger
vlg. Tschaggober (kommt vom slawischen und bedeutet „auf der Lauer liegen“)
Pöllau, 8820 Neumarkt
Kinder: Johannes, 12 Jahre; Daniel,
10 Jahre; David, 7 Jahre; Vater Reinhold, 84 Jahre, arbeitet am Betrieb auch noch fleißig mit.
Betriebsführerin Brigitte arbeitet auswärts halbtägig als Pfarrsekretärin.

Betriebsgröße
33 ha Grünland + 2 ha dazugepachtet
55 ha Wald
Seehöhe: 900 bis 1.150 Meter

Landwirtschaft
Sehr extensiv mit 20 Mutterkühen und Biojungrinderproduktion. Die Vermarktung erfolgt über die bäuerliche Vermarktungsgemeinschaft an REWE.

Baumartenverteilung
80 % Fichte, 15 % Lärche, 2 % Tanne und Kiefer, 3 % Laubhölzer

Maschinenausstattung für den Forst
100 PS Allradtraktor, 6 to Funkwinde,
Krananhänger in der Gemeinschaft,
Motorsägen

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